Swifties: "Wir sind ein Safe Space"
Die "Swifties", Taylor Swifts Fans, sind das tragende Element ihrer Karriere. Manche kritisieren sie, andere bewundern sie. Aber was macht sie aus?
"Lasst uns Spaß haben – das macht unsere Community aus", sagt Lex Dimitrijevic, Studentin aus Wien und bekennender Swiftie im Interview. Ihre Begeisterung begann bereits 2009. Für sie macht aber seither nicht nur Taylors Musik den Reiz aus, sondern auch der Zusammenhalt innerhalb der Fan-Community.
Inspiriert von Initiativen in anderen Städten rief sie vor rund einem Jahr "Swiftie Nights Vienna" ins Leben. Eine Plattform, auf der sich Swifties österreichweit (teilweise sogar aus dem Ausland) vernetzen können und gemeinsam Partys feiern.
"Es ist ein Safe Space", wie sie erklärt, "an dem wir wir sein können". Wie intensiv die Swifties im "Taylorversum" drin sind, konnte man heuer auch in Wien bestaunen.
Nach den Absagen der Wien-Konzerte aufgrund von Sicherheitsbedenken brach für die rund 200.000 Fans, die Tickets hatten, eine Welt zusammen. Anstatt Trübsal zu blasen, veranstalteten sie drei Tage lang ihre eigenen Konzerte – zwar ohne Taylor, aber mit viel Leidenschaft. Die Öffentlichkeit wurde indes Zeugin von der Passion und Herzlichkeit der Swifties. Die Botschaft war klar: Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Nicht nur mittendrin, sondern vorn mit dabei war an diesen Tagen eben auch Lex Dimitrijevic. Im Interview erklärt sie, wie die Community diesen Zusammenhalt kreiert, welche Werte sie teilt und warum es so wichtig ist, einen "Safe Space" zu haben.
Was fasziniert dich an Taylor Swift?
Ihr Songwriting-Talent ist einfach einzigartig. Sie schafft es sehr komplexe Emotionen in wunderschöne Worte zu fassen. Das hebt sie für mich deutlich von anderen Künstlerinnen und Künstlern ab. Besonders ist auch die Beziehung zu ihren Fans. Sie versteckt immer wieder "Easter Eggs" (Anm. d. Red.: das sind kleine Rätsel, die Swift in ihren Songs, Albumcovers oder Musikvideos versteckt). Diese zu lösen, ist wie ein aufregendes Spiel für uns. Mir persönlich hat ihre Musik aus schwierigen, depressiven Zeiten geholfen. Es waren einfach Gefühle, die ich nicht zu verarbeiten wusste, und ihre Musik hat mir dabei geholfen.
Taylor wird unter anderem für ihr lyrisches Talent bewundert. Was machen ihre Texte aus?
Ich finde, dass man sich mit ihren Texten sehr gut identifizieren kann. Sie ist zwar dieser erfolgreiche Popstar, aber ihre Gefühle, ihre Erlebnisse sind sehr nah an unserem Leben. Es ist erstaunlich zu sehen, dass eben auch so jemand mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat wie ich. Außerdem ist es beeindruckend, dass sie ihr Leben – von der Teenagerzeit bis ins Erwachsenenalter – musikalisch vertont und verarbeitet hat. Das deckt ein ganz breites Spektrum an Gefühlen und Situationen ab.
Wie beschreibst du die Beziehung zu ihren Fans?
Sehr einzigartig, sehr eng – sofern das im Angesicht ihres Bekanntheitsgrads noch geht. Sie hat schon immer sehr viel Wert auf Fanbindung gelegt. Beispielsweise hat sie früher Fans zu sich nach Hause eingeladen, um ihnen ein neues Album vorzuspielen. Wer macht das schon? Das ist besonders.
Sie ist Popstar, Milliardärin und Businessfrau, trotzdem schafft sie, es "normal" zu wirken. Wie geht das?
Sie wirkt sehr bescheiden und am Boden geblieben. Auf den Konzerten glaubt man ihr jedes Mal aufs Neue, dass sie ernsthaft überrascht ist, wie viele Menschen gekommen sind, um sie performen zu sehen. Das macht sie einfach sehr nahbar.
Was macht die Swiftie-Community aus? Welche Werte eint sie?
Wir stehen für Toleranz, Offenheit, Spaß und Liebe – das ist uns einfach ganz wichtig. Unsere Community ist ein "Safe Space" und ein "Happy Place". Das unterscheidet uns vielleicht von anderen Fangruppierungen. Alle sind sehr positiv und liebevoll miteinander. Unsere Partys wurden von einem Gast mal als "großes Mädchenklo" beschrieben, weil man sich hier gegenseitig Sachen borgt, sich umeinander kümmert und es herrscht ein reger Austausch. Das fand ich einen sehr lustigen, sympathischen Vergleich (lacht).
Ein Swift-Konzert ist für Fans nicht nur ein Konzert. Es ist ein Erlebnis und es wird sich intensiv darauf vorbereitet. Warum der Aufwand?
Es macht einfach Spaß. Diese Freude und diese Vorbereitungen, die ja über ein Jahr lang angedauert haben, sind einfach ein Highlight. Es ist vergleichbar mit der Planung einer Geburtstagsparty. Da freut man sich genauso, man bereitet sich vor – unsere Geburtstagsparty war eben das Konzert. Wir basteln die Freundschaftsarmbänder, tauschen sie, wir designen Outfits, und vieles mehr – das verbindet die Community.
Es wird immer wieder von einem "Safe Space" für Fans gesprochen. Warum ist er so wichtig?
Ein "Safe Space" ist ein Ort, an dem wir, wir sein können. An dem wir Spaß haben können, ohne negative Kommentare oder Hass fürchten zu müssen. Diese "Safe Spaces" sind selten – besonders für marginalisierte Gruppierungen, wie die Queer-Community oder auch Frauen. Auf den Konzerten ist das gegeben. Wenn einem dieser sichere Ort genommen wird, dann ist es für uns mehr als nur eine Konzertabsage. Nichtsdestotrotz sind wir natürlich unendlich dankbar, dass unsere Sicherheit im Vordergrund stand und dass niemandem etwas zugestoßen ist.
In Wien konnte man zuletzt sehen, wie Swifties mit ihrer Enttäuschung umgegangen sind. Wie schafft man es, aus etwas Negativem etwas so Positives zu machen?
Ich glaube, dass das Taylor Swift mit ihrer Musik schafft und es uns vorlebt. Sie hat aus dem Hass, der ihr entgegenschlug und aus den Enttäuschungen, die sie erfahren hat, auch etwas Gutes gemacht. Und das ist auch das Credo der Swifties: Wir lassen uns das nicht nehmen. Lasst uns froh sein, Spaß haben! Das macht unsere Community aus. Wir hätten Wien für die Zeit der Taylor-Swift-Konzerte eigentlich in "Swienna" umbenannt. Taylor war jetzt zwar nicht da, aber "Swienna" gab es trotzdem und es war wunderschön. Wir sind auch dankbar, dass das Ganze von der Öffentlichkeit auch so positiv aufgefasst wurde.
Wie gehst du mit Kritikern der "Swifties" um?
Es wird oft als Frauensache abgestempelt oder nicht ernst genommen. Ich höre das ja beinahe täglich. Es gibt unterschiedliche Arten von "Hatern". Es gibt die einen, die es wirklich nicht verstehen oder nachvollziehen können, aber bereit sind zuzuhören. Mit diesen Menschen spreche ich dann auch sehr gerne und höre mir gerne die Gegenmeinung an.
Es gibt aber auch die anderen, die einfach gegen alles hetzen wollen. Das hat aber nichts mit uns oder Taylor Swift zu tun. Es sind Menschen, die generell "Safe Spaces" von Frauen und queeren Personen torpedieren wollen. Und mit solchen Menschen interagiere ich auch nicht. Niemand muss Taylor Swift lieben, niemand muss ihre Musik hören, aber wir tun es und wir wollen einfach nur unserer Leidenschaft nachgehen. Jeder, der ernsthaft an unserer Community interessiert ist, ist immer herzlich willkommen bei uns – alle anderen sollen uns bitte in Ruhe lassen.
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