
Legami-Boom: Warum Kinder die Stifte lieben, aber Lehrer sie nicht erlauben
Der Hype rund um die Gelstifte des italienischen Labels Legami Milano hält nach wie vor an. Nicht nur unter Kindern sind sie ein begehrtes Sammelobjekt.
Farbenfroh, verspielt und oft mit witzigen Sprüchen – die italienische Marke Legami Milano hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen damit gemacht, alltägliche Gegenstände in kleine Designobjekte zu verwandeln. Besonders der Legami Erasable Pen, ein Gelschreiber mit süßen Tiermotiven, ist sehr beliebt. Seit etwas mehr als einem Jahr gelten die Stifte vor allem unter Kindern als begehrtes Sammelobjekt, das in Schulen und Kindergärten getauscht und gezeigt wird. „Wenn um 13 Uhr die Schule aus ist, wissen wir: Gleich kommen wieder viele Kinder auf der Suche nach neuen Legami-Stiften“, erzählt Jeanette Edel vom Papierhaus Stöger in Wien-Döbling. Der Erasable Pen sei derzeit das meistverkaufte Produkt – sowohl im Geschäft als auch bei Legami selbst.
Aktuell sind im Geschäft 14 verschiedene Stifte verfügbar. Immer wieder neue, teils streng limitierte Editionen sorgen für großen Andrang. Eltern und Großeltern kämen mit Listen von Stiften, die in der Sammlung noch fehlen. Die Stifte sind auch ein beliebtes Mitgebsel bei Kindergeburtstagen. Auf Plattformen wie Willhaben werden Sondereditionen und nicht mehr im Handel verfügbare Modelle um ein Vielfaches des Ursprungspreises von ca. 2 bis 2,50 Euro pro Stift gehandelt. Die Sammelleidenschaft sei mittlerweile von Kindern auch auf Erwachsene übergeschwappt, meint Edel. „Die Stifte machen den Büroalltag freundlicher und schöner. Und das Sortiment wächst stetig.“
Löschbarer Gelstift reagiert auf Hitze
Doch was macht den Stift so besonders? Tatsächlich ist der löschbare Gelschreiber keine Erfindung von Legami, sondern kam erstmals von der japanischen Firma Pilot auf den Markt. Die thermosensitive Tinte reagiert auf Wärme und kann durch Reibung mit dem Radierkopf am Stift gelöscht werden. „Pilot-Stifte haben ein sehr einfach gehaltenes Design, das Kinder optisch nicht anspricht – Legami hat hier eine Lücke gefunden, denn eigentlich können beide Stifte dasselbe“, erzählt Verkäuferin Edel. Dass es sich überwiegend um Tiermotive handelt, sei besonders für Kinder attraktiv. Die Schreibfarbe ist dabei oft auf das jeweilige Motiv abgestimmt – der rosa Stift mit Schmetterling schreibt etwa rosa, der schwarze Pinguin-Stift schwarz.
Nur selten gibt es Designausnahmen: etwa ein Blumendesign, einen Astronauten, eine Hexe zu Halloween oder den Weihnachtsmann als Sonderedition. Neue Sets, etwa Bauernhof- oder Meerestiere, erscheinen etwa einmal im Halbjahr und zu Anlässen wie dem Valentinstag oder zu Ostern. Schnell vergriffen war ein eigener Adventkalender. Jeden Stift ziert zudem ein positiver Spruch wie „Glaube an Magie“ oder „Sei neugierig“.
Nicht für Schularbeiten und Tests
Dass der Stift hitzeempfindlich ist, hat aber auch Nachteile. Viele Lehrer erlauben ihren Schülern nicht, Schularbeiten und Tests mit Legami-Stiften zu schreiben. Denn: Werden Hefte in die Nähe einer Heizung gelegt oder an einem heißen Sommertag im Auto liegengelassen, verblasst das Geschriebene. Dasselbe gilt für ausgefüllte Parkscheine oder wichtige Dokumente – der Gelschreiber ist nicht dokumentenecht. Edel: „Wir als Fachgeschäft kommunizieren das unseren Kunden und auch Lehrer kennen sich sehr gut aus und teilen ihren Schülern das entsprechend mit.“
Lustig für Kinder ist, dass es auch einen Geheimschrift-Effekt gibt – legt man ein Blatt mit radierter Gelschrift in den Tiefkühler, erscheint der Text wieder. Ist die Mine eingetrocknet oder leer, kann sie in unterschiedlichen Farben getauscht werden.
Wie in den 1990ern die Diddl-Maus
Verkäuferin Edel vergleicht den Hype um die Stifte mit jenem um die Diddl-Maus in den 1990er Jahren. Anfangs wurden Postkarten der Springmaus mit den großen Ohren und überdimensionalen Füßen gesammelt, später folgten Blätter von eigenen Diddl-Papierblöcken. Sie lösten ein regelrechtes Tauschfieber aus. Im Lauf der Jahre wurde die Diddl-Maus zu einem echten Phänomen und eroberte die Herzen von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Die Maus war auf allerlei Produkten zu finden, von Schultaschen und Federpenalen über Kuscheltiere bis hin zu Schreibwaren. 2014 wurde die Produktion der Diddl-Maus eingestellt, bis heute werden einzelne Blätter der Diddl-Blöcke auf Tauschplattformen gehandelt. Zudem ist eine Neuauflage geplant, zumindest in Frankreich sollen ab Oktober 2025 wieder Diddl-Maus-Produkte erhältlich sein.
Auch Legami hat mehr im Sortiment als Gelstifte. Dabei verbindet die Marke funktionale Qualität mit einem unverkennbaren Lifestyle-Charakter, der sie von klassischen Schreibwarenherstellern abhebt. Neben Federpenalen, Stofftieren und Textmarkern im Stil des Erasable Pens, gibt es auch Socken, Powerbanks, Kissen bis hin zu Glättbürsten mit den bekannten Tiermotiven oder auch in anderen Designs. In Österreich sind die Produkte meist in Papierwarenhandlungen, Spielzeuggeschäften oder deren Onlineshops erhältlich. Eigene Legami-Shops, wie es sie etwa in Italien und seit kurzem in Spanien und Frankreich gibt, sind im deutschsprachigen Raum derzeit nicht vertreten.
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