Diätologin klärt auf: Warum Diäten nichts bringen und was viel wichtiger ist
Auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, um abzunehmen, empfiehlt sich laut Diätologin Katharina Kühtreiber nicht. Warum das so ist und was in Wirklichkeit viel wichtiger ist.
Mal ist es die Grapefruit-Diät, dann ist es die sogenannte ketogene Diät: Jeden Tag ist die Rede von einer noch besseren Ernährungsform, die sich ideal zum Abnehmen eignen soll. Diätologin Katharina Kühtreiber sieht das kritisch: "Seit Jahrhunderten gibt es Leute, die damit Geld machen, dass sie Menschen in kleineren und schlankeren Körpern sehen wollen. Gesellschaftlich leiden wir unter einem großen Druck. Das betrifft vor allem Frauen. Dabei zeigen Studien konsistent, dass 90 Prozent der Diäten scheitern."
Kurzfristig habe man vielleicht einen Abnehmerfolg, aber nach ein bis drei Jahren oft wieder das Ausgangsgewicht. "Wenn man sich überlegt: Würden Diäten funktionieren, würde man es auch nur einmal machen. Diäten sind eine Milliardenindustrie. Die Firmen, die dahinterstecken, haben oft nicht das Anliegen, dass wir wirklich abnehmen. Sonst hätten sie wohl keine Kundschaft mehr“, so die Expertin gegenüber freizeit.
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Was euch in dieser Geschichte erwartet:
- Warum man es manchmal sinnvoller ist, Weizennudeln statt Vollkornnudeln zu essen
- Was eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausmacht
- Warum man darauf achten sollte, wie man isst
Es muss schmecken
Sich auf bestimmte Lebensmittel zu konzentrieren (etwa bei der Grapefruit-Diät), sei ohnehin nicht empfehlenswert: "Ich würde nicht einem Lebensmittel die Allheilkraft zuordnen. Es sollte eher das Wohlbefinden im Vordergrund stehen. Es geht eher darum zu schauen: Wie kann ich meinen Körper gut und ausreichend versorgen, dass es ihm gut geht? Und wie bringe ich eine Vielfalt rein? Außerdem sollte man sich fragen: Esse und trinke ich bestimmte Lebensmittel nur, weil sie 'etwas bewirken' sollen?"
So heißt es zum Beispiel, dass Vollkornnudeln gesünder und sättigender seien als Weizennudeln. Wenn man sie aber nur aus diesem Grund isst und nicht, weil sie einem schmecken, könnte das genau das Gegenteil bewirken. "Das heißt, man wird wahrscheinlich nach der Mahlzeit nicht wirklich zufrieden sein. Dass man später zu Schokolade oder Kuchen greift, ist möglicherweise vorprogrammiert."
Das perfekte Frühstück
Es sei auch nicht von großer Bedeutung, ob man jetzt zum Beispiel um 11 oder 13 Uhr zu Mittag isst (was oft behauptet wird). Es kommt auf den individuellen Essensalltag und auf die jeweiligen Portionsgrößen an. "Ich würde grundsätzlich eher auf die Zufuhr von sättigenden, ausgewogenen Mahlzeiten setzen. Das heißt, ich starte meinen Tag zum Beispiel mit einem Frühstück, circa eine Stunde nach dem Aufstehen. Idealerweise sind sowohl Eiweiße als auch Kohlenhydrate dabei. Zudem ist es empfehlenswert, den Blutzuckerspiegel dabei konstant zu halten. Damit kann ich die Basis für den restlichen Tag legen."
Das könnte zum Beispiel ein Müsli, ein Porridge oder Brot mit Frischkäse und Paprika sein. "Wenn ich beispielsweise in der Früh nur einen Apfel esse, werde ich nicht sehr lang gesättigt sein. Da muss man sich anschauen: Was tut mir gut?" Mittags und abends ist es sinnvoll Speisen zu essen, die Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine und Ballaststoffe enthalten.
Nicht zu viele Proteine
Doch man sollte es mit der Proteinzufuhr nicht übertreiben. Fitnesstrainer werben häufig damit, dass man möglichst viel Eiweiß zu sich nehmen sollte. Die Diätologin meint dazu: "Grundsätzlich gehören Proteine in den Essens-Alltag. Sie haben auch einen guten Sättigungseffekt auf unseren Körper. Aber es ist nicht sinnvoll, 70 oder 80 Prozent Eiweiß zu sich nehmen. Denn der Körper kann das nicht aufnehmen.“
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Wie man isst, ist wichtiger als auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten
Ein weiterer wichtiger Rat bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung: Es geht weniger darum, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, sondern darauf zu achten, wie man isst. "Manchen Personen fällt zum Beispiel nicht auf, dass sie eigentlich immer bei Stehen essen. Oder man hat auf der Arbeit nur eine halbe Stunde Mittagspause, muss aber in der Zeit noch vorher zum Supermarkt gehen und sich dort etwas zum Essen kaufen.“ Kühtreiber betont: "Ich kann mich noch so bunt und ausgewogen ernähren, aber wenn ich nur fünf Minuten Zeit dafür habe, bringt mir das wenig."
Was passieren kann, wenn man zu schnell isst
Eine Konsequenz sei, dass man viel Luft mitschluckt und dass es zu Blähungen kommt. Zum anderen hat man Probleme beim Verdauen und der Sättigungseffekt hält nicht an.
Essen sollte daher eine bewusste Tätigkeit sein. Man sollte sich zum Beispiel anschauen: Wie schnell beiße ich von einem Weckerl ab? Habe ich den ersten Bissen noch im Mund, wenn ich ein zweites oder sogar ein drittes Mal abbeiße? Oder schlucke ich runter und dann kommt erst der nächste Bissen? Grundsätzlich heißt, dass man circa 25- bis 30-mal bei jedem Bissen kauen sollte, "aber es kommt natürlich auf die Speise an."
Wenn man Schwierigkeiten hat, langsam zu essen, rät die Expertin: "Sich zu Beginn vor den ersten drei Bissen laut oder im Kopf zu sagen: Einen Bissen nach dem anderen."
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