"Love": Das schlagkräftigste Wort in der Popkultur

Von der Pop-Art bis zur Popmusik: mit Liebe verkauft sich alles besser.

Über Liebe wurde schon im Mittelalter gesungen, aber als am 11. September vor 60 Jahren die Liverpooler Musikgruppe The Beatles mit "Love Me Do" ihre erste Single aufnahm, war DAS Wort der Popkultur gefunden: L.O.V.E.

1966 schuf der US-amerikanische Künstler Robert Indiana aus den Buchstaben LOVE ein ikonisches Werk der Pop-Art. Und im Jahr darauf komponierten John Lennon und Paul McCartney die Schmuse-Symphonie "All You Need Is Love". Per Satelliten wurde die amouröse Botschaft an 400 Millionen Menschen weltweit ausgestrahlt. Ob's half? Danach aber begann zumindest der interne Haussegen bei den Fab Four schief zu hängen. Waren wohl die Erwartungen zu hoch.

Ob Schmachtfetzen wie Whitney Houstons "I Will Always Love You", das abgeklärte "Tainted Love" von Soft Cell oder ein forsches Geständnis wie Beyoncés "Crazy In Love", Liebe, hören wir erfreut, blieb weiterhin Trumpf.

Selbstverständlich auch bei (Soft-)Rockern wir Jon Bon Jovi. Er hat mit "You Give Love A Bad Name" schon einmal einer Frau hinterhergerufen, die ihm das Herz gebrochen hat. Armer Jon Bon Boy, schluchz.

Die Floskel "Love You" oder "I Love It" wird bei US-Amerikanern ja geradezu inflationär verwendet. Was jedoch nicht bedeutet, dass Pop- & Rock-Gefühle in seichten Sphären verlaufen müssen.

Dem schwedischen Popduo Icona Pop gelang es vor zehn Jahren mit ihrer Hymne "I Love It" souverän, eine gescheiterte Beziehung zu einem Happy-go-lucky-Song zu machen. Das stieß auf offene Ohren. 6,1 Millionen verkaufte Singles, fünf Goldene und 22 Platin-Schallplatten sprechen eine deutliche Sprache. Eine noch deutlichere verheißt die Spotify-Währung: Über 600 Millionen Mal wurde der Empowerment-Kracher schon auf der Streaming-Plattform abgerufen.

Ja, die Liebe ist vielfältig. Leidenschaftlich. Chaotisch. Verrückt. Oder alles zusammen. Trotzdem, cool bleiben, zumindest für einige Momente, kann nicht schaden, wenn Amors Pfeil trifft.

Apropos. Von Johnny Rotten stammt die Anti-Liebeshymne "This Is Not A Love Song". Aber auch die ließ sich mit ein wenig Gefühl zu einem echten L'amourhatscher ummodeln, wie die Formation Nouvelle Vague bewies.

Auf Deutsch hat das Wort Liebe einen schweren Stand in der Popmusik. Gut, es gibt Andreas Gabaliers "So liab hob i di". Da aber am Anfang der Hochkonjunktur dieses Begriffes die Beatles mit "Love Me Do" und einer Mundharmonika standen, passt dieses Finale besser: Attwenger mit einem Maultrommel-Marathon und der feinen Ansage "Wama Liaba".  

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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