Giovanni Zarrella im Interview: „Da bin ich ein bisschen Fanboy“
Der beliebte Show-Moderator und Sänger Giovanni Zarrella meldet
sich zurück – und zwar italienischer denn je. Auf seinem neuen Album „Universo“ singt in seiner Muttersprache.
Er war Boygroup-Star, ist Gastgeber der „Giovanni Zarrella Show“ im ZDF – und sich für kein Spektakel zu schade: Vom Autoball-Turnier bis zum Crashkurs hat Giovanni Zarrella schon alles mitgemacht. Und trotzdem wirkt er nie wie der typische Showmann – zu sensibel, zu reflektiert, zu sehr Familienmensch. Auf seinem aktuellen Album kehrt er ganz bewusst zu seinen Wurzeln zurück und singt ausschließlich auf Italienisch.
Der freizeit erzählt er offen von seiner Zeit als Casting-Kandidat und als Juror, von seinen „Gänsehaut-Momenten“ auf der Bühne – und wie es ist, mit ihm Auto zu fahren.
Sensibler Showman: Giovanni Zarrella ist zwar für jeden spektakulären Spaß zu haben, fährt Auto wie der Teufel und kann sogar kicken – bleibt aber am Boden
„Universo“ ist ein großer Titel – was bedeutet dieses „Universum“ für Sie persönlich?
In erster Linie sind es die Beziehungen, die Menschen und in meinem Fall auch die Tiere, alles was mich umgibt, begleitet, bewegt, meine Geschichte mit all seinen Höhen und Tiefen, jedes noch so kleine Schicksal und auch das große Glück. Begegnungen jeder Art und natürlich an erster Stelle: meine Familie. Das alles ist mein Universum. Sinnbildlich für das Universum der meisten Menschen, denke ich.
Wie schwer ist es, bei einem neuen Album die Balance zu finden zwischen dem, was das Publikum erwartet, und dem, was Sie selbst ausdrücken wollen?
Das ist und war eine der großen Herausforderungen. Und gleichzeitig auch ...
Das ist und war eine der großen Herausforderungen. Und gleichzeitig auch Sorge und Chance. Denn das Publikum, das ich mir mit den ersten drei Alben erspielt und ersungen habe, will ich ja unbedingt behalten. Sie sind das Fundament, auf dem meine zweite Karriere aufgebaut ist. Bekannte Melodien, ob nun deutsche oder internationale Hits, auf Italienisch, haben mein Leben verändert. Allen Menschen, die das möglich gemacht haben, werde ich immer verbunden sein. Und dankbar.
Sie haben Ihre Karriere mit einem Casting-Format begonnen – wie haben Sie diese Zeit erlebt? Eine Herausforderung, an der man wächst oder als Medien-Event, der einen jungen Menschen einfach überrumpelt?
Ich hatte die Schule zuvor mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen und auch eine Lehre hatte ich absolviert. So war das mit meiner Mutter vereinbart. Diese Dinge wollte ich auch selbst in der Tasche haben, um mich dann komplett der Musik widmen zu können. Dann kam das Casting nach einem kurzen Intermezzo bei Boss in der Modewelt. Das Casting damals war, gemeinsam mit den vielen Jahren, die ich davor schon in die Musik investiert hatte in Form von vielen Live-Auftritten, eine hervorragende Vorbereitung auf alles, was ich bis heute da oben auf einer Bühne mache.
Heute sitzen Sie selbst in Jurys, coachen Talente – wie wirkt sich die eigene Vergangenheit dabei aus? Sind Sie empathischer als manche Ihrer strengen Kollegen?
Ja, ich kenne beide Seiten der Medaille ... An sich zu glauben ist ein wichtiger Teil. Fleißig und diszipliniert zu sein genauso. Und ohne Beharrlichkeit gibt man vielleicht zu früh auf. All das ist mindestens so wichtig wie Talent. Wenn ich mit Menschen arbeite oder sie mich um Ratschläge fragen, ist es mir unfassbar wichtig, sie besser zu machen, ihnen etwas mitzugeben, was ihnen hilft, sie zu motivieren und ein Stück weit zu inspirieren. Das hoffe ich immer sehr.
Ihre Samstagabend-Show hat – im besten Sinn des Wortes – das Gefühl der „guten alten Zeit“. Was macht für Sie eine gelungene Unterhaltungsshow aus?
Die Mischung! Es ist für fast jeden etwas dabei, es ist eben Unterhaltung für mehrere Generationen und ohne Schubladen, wenn sich der Kaiser und Shirin David, Max Giesinger und Andrea Berg die Klinke in die Hand geben, dann ist das genreübergreifend. Und dann gibt es auch immer wieder diese „Wetten Dass“-Momente, wenn Weltstars die Bühne betreten, wie Michael Bublé, Simply Red oder Ronan Keating. Das hat immer eine Leichtigkeit, eine Unbeschwertheit, drei Stunden Unterhaltung, Seele baumeln lassen. Das tut doch gut, in einer recht verrückten Welt heute.
Gibt es einen Moment auf der Bühne, bei dem Sie selbst Gänsehaut hatten?
Viele. Aber meine Begegnung mit Michael Bublé war schon einmalig. Da bin ich schon ein bisschen Fanboy, er ist doch irgendwie ein Vorbild und Idol, und plötzlich mit ihm auf der Bühne zu stehen, und wir singen „Home“ zusammen, live! Wahnsinn. Und dann der Moment, als ich die Bühne das erste Mal gesehen habe, 2021 in Berlin, da konnte ich kaum in mich halten, meine Emotionen übermannten mich. Das werde ich nie vergessen.
Sie haben einige Autoball-Meisterschaften gewonnen, waren bei einer Stock-Car- Crash-Challenge dabei: Braucht man als Beifahrer bei Ihnen starke Nerven?
Das war immer ein großer Spaß. Vor allem Autoball habe ich geliebt. In dieser Arena mit Schiri und abgesteckten Spielregeln – wunderbar. Auf den normalen Straßen bin ich ein sehr rücksichtsvoller und vorausschauender Fahrer. Das würde gar nicht anders gehen, wenn man so viel unterwegs ist.
Zurück zur Musik: Was ist Ihnen heute wichtiger: Studioarbeit oder Live-Auftritt – und warum?
ch glaube nicht, dass es viele Musiker und Künstler gibt, die die Studioarbeit dem Live-Auftritt vorziehen. Live ist einfach die Königsdisziplin, wie für die Fußballer die Champions League oder als Athlet die Olympischen Spiele. Das Befriedigendste und Wundervollste, was es gibt für einen Künstler, ist vor einem Live-Publikum zu stehen, zu singen und zu spielen. Die Verbindung, die da entsteht, ist einmalig. Wer das einmal erlebt hat, möchte es nicht mehr missen. So zumindest geht es mir.
Viele Ihrer Songs transportieren starke Gefühle – wie sehr lassen Sie sich beim Schreiben auf eigene Erfahrungen ein?
Einige meiner Songs sind autobiografisch, sie sind dann mir besonders nahestehenden Personen gewidmet, Finalmente habe ich für meine Frau Jana Ina geschrieben, Italiano Vero für meinen Papa Bruno. Aber in fast jeden dieser Texte erzähle ich auch etwas von meiner Geschichte.
Zuletzt: Wenn Ihr „Universo“ ein Ort wäre – wie sähe der aus?
Rom. Die schönste Stadt der Welt.
(freizeit.at)
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Stand:
Über Andreas Bovelino
Redakteur bei KURIER freizeit.
Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.
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