Klaus Waldeck, österreichischer Musikproduzent

Klaus Waldeck: Der Musik-Star, den man zuhause in Wien kaum kennt

Von "Emily in Paris" bis "Dr. House": Der Wiener Rechtsanwalt Klaus Waldeck ist als Musiker ein echter Star - auch wenn das in Österreich vielen nicht bewusst ist. Am Freitag spielt er mit großer Band im Burgtheater.

Fernando Alonso fährt seinen Mercedes zu Waldeck-Grooves durch die Welt der schicken Werbespots, Versace wirbt weltweit mit einem seiner Songs. "Elektro Swing" wurde hier in Wien von ihm erfunden und ist ein Dauerbrenner, auch wenn Klaus Waldeck zurecht darauf hinweist, dass er eigentlich viel eher "Elektro-Jazz" macht. Dass er auch nach 30 Jahren im Musik-Business noch überraschen kann, beweist er mit seiner neuen CD.

Das neue Album wird er am 25.10. im Wiener Burgtheater präsentieren. So viel steht jetzt schon fest: Es wird eine magische orientalische Reise.

Sie eröffnen die neue Konzertreihe im Burgtheater. Auf einer Bühne wo nicht nur die ganz Großen des deutschsprachigen Theaters, sondern auch schon Nick Cave und Kraftwerk auf der Bühne standen. Eine ehrenvolle Aufgabe. Was dürfen die Zuschauer sich erwarten?

Ja, das ist natürlich schon ein ganz spezieller Rahmen, über den ich mich sehr freue. Was kann sich das Publikum erwarten? Gute Unterhaltung, wie ich doch hoffe ... (lacht) In erster Linie werde ich meine aktuelle CD live präsentieren, aber natürlich auch einige ältere Tracks, es hat sich ja doch ein bisschen was angesammelt inzwischen.

Waldeck

Auch nicht IMMER bedingungslos elegant: Club-Jazz-Star Klaus "Ballroom" Waldeck

©Waldeck.at
"The Moon and the Orient" heißt die neue Scheibe – und Sie haben tatsächlich orientalische Elemente mit Ihrem Trademark-Sound verwoben. Wie kam es dazu?
Ich hatte immer wieder orientalische Tracks, die mir aber nie zum Konzept der jeweiligen Platten gepasst haben. Meine Alben haben meist ein klares Thema, ich scheine in der Beziehung wirklich ein gewisses Faible für den "roten Faden" zu haben. Der lief an diesen Songs bisher immer vorbei. Aber jetzt hat es sich so ergeben, dass auch einige neu komponierte Nummern eine orientalische Note haben - und jetzt ist eben genau DAS der rote Faden.
Haben Sie keine Angst, dass Ihnen hier kulturelle Aneignung vorgeworfen wird?
Waldeck

Klaus Waldeck mit seiner aktuellen Lieblingssängerin Patrizia Ferrara

©Waldeck.at
Ganz ehrlich? Das ist mir herzlich egal. Diese Diskussion ist mehr als lächerlich. Denn wir dürften ja dann auch keinen Blues mehr spielen, Jazz auch nicht. Was kann's denn Schöneres geben, als sich für andere Kulturen zu interessieren, sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Das hat ja auch die britische Szene damals so aufregend gemacht. Denn diese unterschiedlichen Musikstile sind ja da, die sind um uns, täglich.

Sie waren ja genau damals einige Zeit in England. Bands wie die Thievery Corporation nahmen damals auch Musikströmungen aus aller Welt auf.

Stimmt. Wobei ich tatsächlich früher in London war, also bevor Thievery und ähnliche Bands groß rauskamen. Aber die Stimmung war auch 1992 schon elektrisierend.  

Wobei Sie genau genommen ja nicht zum Musikmachen nach London gingen, wenn ich mich nicht irre?
(lacht) Stimmt. Ich wollte eigentlich meine Dissertation fertigschreiben... 

Nachdem Sie ja Rechtsanwalt sind, haben Sie wohl auch dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen. Aber nicht in England?

Genau, nach London, als ich dann wieder zurück in Wien war. Mein Vater ist Rechtsanwalt – und ich hatte das schon auch ernsthaft vor, habe in Wien auch einige Jahre in einer Kanzlei gearbeitet.

Aber dann kam Ihnen doch die Musik dazwischen ...
Na ja, prinzipiell war die Musik immer da. Ich hab mit sechs angefangen, Klavier zu spielen, ich bin Jahrgang 66, da war das durchaus üblich. Aber in meinem Fall wurde die Musik eben von der erbaulichen Neben- zur Hauptsache.

Und der Grundstein dazu wurde quasi in London gelegt?

In gewisser Weise vielleicht. Ich hatte mein klobiges Keyboard mit, nur für alle Fälle und um mich nach dem Recherchieren und Schreiben etwas abzulenken.

Und dann lernen Sie ausgerechnet die "Moby"-Sänger Brian Amos und Joy Malcolm kennen, mit der Sie ja heute noch zusammenarbeiten. Ganz zufällig?
Es waren Freunde der Schwester des Anwalts, bei dem ich in Sachen Copyright für meine Diss recherchierte. Ja, sicher ein Zufall. Aber man darf nicht vergessen: Moby war zu der Zeit ja noch echter Underground.

Das war die Wiener Downbeat-Szene damals auch noch. Zurück in der Heimat haben Sie dann mit Kruder & Dorfmeister zusammengearbeitet, oder?

Genau. Wir haben gemeinsam ein paar Tracks produziert, 1996 ist dann "Northern Lights" herausgekommen...

Und war mit Titeln wie "Aquarius" auf Anhieb ein internationaler Erfolg! Den Rechtsanwalts-Job haben Sie dann an den Nagel gehängt. Haben Sie das je bereut?

Nein, nicht wirklich. Die Arbeit war insofern auch desillusionierend, weil ich sie in ihrer ursprünglichen Version von meinem Vater kannte. Der machte praktisch alles. In den großen Kanzleien gibt es nur noch Spezialisten, die sich mit einem eng begrenzten Gebiet beschäftigen. Das hat mich nicht so besonders interessiert ...

The Moon and the Orient

The Moon and the Orient

Waldeck: "The Moon and the Orient" (Dope Noir)
12 Songs feat. Patrizia Ferrara, Zeebee, Lucy McEvil

Weil wir gerade Vergleiche anstellen: Ist es heute leichter für junge Musiker international bekannt zu werden als zu der Zeit, in der Sie angefangen haben? So ganz ohne Internet und YouTube?

Sollte man glauben, nicht? Man produziert Tracks, braucht keine Plattenfirma – und trotzdem kann die ganze Welt zuhören.

Aber?

Früher bildeten Labels und Vertriebe zwar eine Hürde – aber sie sorgten natürlich auch für eine professionelle Vermarktung. Heute werden täglich 60-100.000 Songs veröffentlicht. Und die Mehrzahl davon endet als Datenmüll. Egal, ob verdient oder nicht.

Das passiert mit Ihren Songs nicht. Sie werden sogar in High-End-Werbung verwendet – oder man hört sie in angesagten Serien wie "Emily in Paris".

(lacht) Ja, da hatte ich wohl Glück. Aber die Zeiten ändern sich auch hier. Als in den 00er-Jahren ein Song von mir für "Dr. House" verwendet wurde, zahlten sie noch das zehnfache von "Emily" heute. Dennoch freue ich mich natürlich.

Ihre CDs haben oft beinahe filmischen Charakter. Schon daran gedacht, einen Soundtrack für einen Film zu machen?

Natürlich! Und wenn in den nächsten fünf Jahren keine Anfrage kommt, dann drehe ich einfach selber einen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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