Nicht ohne meinen Manager! Die mächtigen Männer hinter den Stars
Sie lenken das Image ihrer Schützlinge. Und bedienen sich nicht selten an der Band-Kassa. Berühmte Musiker und ihre Manager, eine Welt zwischen Hassliebe und Honorar.
Im Unterhaltungsgeschäft, so viel ist sicher, gibt es vor allem eine goldene Regel: The Show Must Go On. Eine Vorstellung muss zu Ende gebracht werden, egal was passiert. Was damit vor allem gemeint ist, bezieht sich aber auf das Wörtchen Business im so widersprüchlichen Begriff Showbusiness: Der Rubel, er muss rollen, immer weiter – denn am Ende zählt nicht allein die Magie auf der Bühne, sondern der Vertrag, der sie amtlich macht. Und der Scheck, der einem dafür am Bühnenausgang ausgestellt wird. Für all das zuständig: die Manager der Magie.
Niemand anderer verstand das besser als Colonel Tom Parker. Der fettleibige Glatzkopf, stets ausstaffiert mit Zigarre und Cowboyhut, hat das Metier des Musikmanagers praktisch erfunden. Als Erster erkannte er das Talent von Elvis Presley (45. Todestag am 16. 8.) und formte ihn in der Folge zum ersten globalen Superstar des Pops.
Gewieft prägte der Marketingmann Elvis’ Image als Sexgott mit Hüftschwung und Schmalztolle, sodass die Teenagermädchen mit Kreischen gar nicht mehr nachkamen.
Die Musik, die war Parker egal, was ihn interessierte war Geld. Er verschaffte dem King lukrative Verträge, brachte ihn ins Fernsehen, besorgte ihm Filmrollen in Hollywood. Das war damals neu. Und sehr lukrativ.
Daneben erfand er das Merchandising: Neben Schals, Turnschuhen oder Parfüm in Elvis’ Namen ging sein Geschäftssinn sogar so weit, dass er mit jenen Profit machte, die dem Sänger keineswegs gut gesinnt waren. Ihnen verkaufte er Ansteckbuttons mit der Aufschrift „I hate Elvis“.
Parker war nicht nur exzentrisch, sondern eine höchst dubiose Figur: geboren in Holland, hieß er eigentlich Andreas Cornelius van Kuijk und schlug sich in Amerika beim Zirkus durch – und mit den Methoden, die er dort gelernt hatte, vermarktete er auch den King. Colonel war er auch nicht richtig, den Titel verdankte er seinen Verbindungen in der Politik. Zwar diente er, die Armee-Ärzte diagnostizierten ihm allerdings „emotionale Instabilität“.
Von Presleys Netto-Einnahmen sicherte er sich anfangs 25, später satte 50 Prozent. Und das Geld benötigte der Colonel, und zwar dringend. Schwer spielsüchtig verspielte er manchmal eine Million Dollar an einem Abend, hatte horrende Schulden bei den Casino-Mafiosi in Vegas. Immer weiter musste Elvis also ausgebeutet werden, mit immer mehr Shows, was den weißen Burschen mit der schwarzen Stimme 1977 schließlich in den Tod hetzte.
Wie die Beatles erfunden wurden
Selbstverständlich sind die Manager der Superstars nicht ausnahmslos Schufte. Viele sind genialische Sonderlinge, ja, manche verlorene, einsame Seelen. Und gern exzentrisch wie ihre Klientel. Brian Epstein war ein bisschen von allem.
„Wenn es einen fünften Beatle gegeben hat, dann war es Brian“, meinte Paul McCartney einmal. Im Cavern Club in Liverpool hörte er mit 27 die Beatles und beschloss, sie zu managen. Da hatte Epstein immerhin schon ein nach drei Semestern abgebrochenes Schauspielstudium und einen Job im Plattengeschäft seiner Eltern hinter sich.
Und doch kam der talentierte Verkäufer auf genau die richtigen Ideen: Weg mit den Lederjacken und dem schlampigen Look, verschrieb er den Beatles, stattdessen gab es adrette Anzüge und adrette Frisuren. Nach ihren Auftritten hatten die Vier sich – das war vertraglich festgelegt – zu verbeugen. Fluchen war sowieso verboten. Ihr weltweiter Siegeszug begann. Im Gegensatz zum Colonel stellte Epstein sich in monetären Angelegenheiten jedoch ungeschickt an. So verkaufte er etwa 90 Prozent der Merchandising-Rechte. Privat führte er ein Doppelleben, weil Homosexualität in England einst gesetzeswidrig war. Mit nur 32 starb er an einer unbeabsichtigten Überdosis Schlaftabletten – was auch den Exodus der Beatles beschleunigte.
Denn wenn Epstein der Architekt der Beatles war, war Allen Klein ihre Abrissbirne. Der Sohn eines Fleischers aus New Jersey (Spitzname: „Mississippi Gambler“) sollte die pleitegefährdeten Pilzköpfe wieder auf Kurs bringen. Immerhin hatte er zuvor – ausgerechnet! – die Rolling Stones gemanagt (was zu langjährigen Rechtsstreiten führte).
Die Sanierung der Beatles-Firma Apple begann er mit einer Kündigungswelle. Als die Beatles sich 1969 aufzulösen begannen, hatte Klein, der sich etwa beim „Let It Be“-Album eingemischt hatte, gehörig mitgeholfen. Vor allem lag er mit Paul McCartney im Clinch. Der war als einziger gegen seine Verpflichtung gewesen – doch der Rest der Band hatte ihn beinhart überstimmt.
Zügellose Exzesse
Böse, andauernde Prozesse sind in den Beziehungen zwischen Managern und Künstlern keine Seltenheit. Wer dabei tatsächlich, ob juristisch oder moralisch, im Recht ist, ist schwierig im Überblick zu behalten.
Jahrelang trug Tony Defries mit seiner Vermarktung wesentlich dazu bei, David Bowie zum Superstar zu machen. Zusätzlich bedingte Defries den beiden bei der Plattenfirma aus, die Song-Urheberrechte zu behalten – was sie stinkreich machte. Dennoch entzweiten sich die beiden völlig.
Peter Grant wiederum, ein Ex-Wrestler, der für Led Zeppelin Mega-Deals aushandelte, ließ sich von Veranstaltern gern bar bezahlen und trug die Gage im Plastiksackerl heim. Ein Gebaren, gegen das die legendären Rocker nichts einzuwenden hatten. Alles blieb korrekt und sie arbeiteten bis zur Auflösung der Band mit Grant zusammen.
Kit Lambert und Chris Stamp wiederum managten The Who – oder probierten es zumindest. Was Verträge betraf, bezeichneten sie sich selbst als „die schlimmsten Verhandler“. Einerseits hielten sie Pete Townshend & Co. nicht davon ab, auf der Bühne ständig ihre Instrumente zu zerstören, und ermutigten sie zu grellen, extravaganten Auftritten.
Andererseits waren sie Chaoten, die Mods-Band ständig verschuldet. Sie plünderten The Who regelrecht aus, sicherten sich 40 Prozent der Einnahmen und zweigten Geld ab, wo es nur ging. Zugleich verstrickten sie sich in zügellose Drogen- und Sex-Exzesse. „Es waren Jahre des Wahnsinns auf der Straße, zertrümmerte Autos, bezahlte Bräute und so weiter“, stellte Stamp fest. Lambert starb mit 45 am Heroin und einer Barschlägerei. Stamp wurde später Suchttherapeut.
Eine Art von Happy End, das es für Lou Pearlman nicht gab. Der charismatische Texaner mit dem Rufnamen „Big Poppa“ und Cousin von Art Garfunkel erfand die Hysterie für Boybands aus der Retorte in den Neunzigerjahren, managte die Backstreet Boys und *NSYNC mit Justin Timberlake – und wies zudem eine persönliche Vorliebe für junge, männliche Sänger auf.
2008 wurde Pearlman wegen schweren Betrugs zu 25 Jahren verurteilt. Anleger hatten auf sein Zutun in Scheinfirmen investiert, Schaden: 300 Millionen Dollar. Er starb im Gefängnis.
Nicht jeder weist einen so soliden Ruf auf wie Mo Ostin, der diesen Juli mit 95 Jahren starb. Ostin wurde einst von Frank Sinatra persönlich für dessen Label angeheuert, später nahm er The Kinks, Jimi Hendrix, Madonna oder Prince unter Vertrag. Auch Paul Simon kondolierte: „Ich wäre froh gewesen, wenn er noch 10 oder 20 Jahre unter uns geblieben wäre. Ein unersetzlicher Verlust. “
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