Bingen oder nicht? 5 gute Serien mit schlechtem Ende
Mehrere Staffeln lang haben wir bei diesen Serien mitgefiebert, um dann am Ende furchtbar enttäuscht zu werden. Soll man sie trotzdem sehen?
von Alexander Gutmaier, Sandra Keplinger und Bernhard Praschl
Diese Serien regten auf – nicht nur wegen ihrer guten Handlungsstränge. Nein, auch ihr Ausgang sorgte für viel Aufmerksamkeit, mit dem die über die Jahre aufgebauten Fans alles andere als zufrieden waren. Sollte man diese Serien noch nicht gesehen haben, überlegt man spätestens jetzt, ob sich ein Binge-Marathon wirklich auszahlen würde oder man am Ende genauso enttäuscht zurückbleiben wird wie der Rest von uns. (Vorsicht, Spoiler!)
Anlässlich des Starts von "House of the Dragon" beginnen wir gleich mit einer der wichtigsten:
Game of Thrones
Viel wurde über das Ende gesagt, wenig Gutes. Die Serie, die eine ganze Generation fesselte, erfuhr leider ein enttäuschendes Finale. Wobei... vielleicht lag es gar nicht am Ausgang selbst, sondern mehr an der Art, wie dieser inszeniert wurde.
Wir erinnern uns: Es gibt Krieg um den Thron von Westeros – und schlussendlich landet Bran Stark darauf, ein junger Bursch, der nicht gehen kann und immer so wirkt, als wäre er gerade eingeraucht. So weit, so gut. Doch wie es dazu kam, wirkte gehudelt und wenig durchdacht: Viele rechneten damit, dass entweder Jon Snow oder Daenerys Targaryen regieren würden. Doch Dany wird kurzerhand verrückt wie ihr Vater und brennt die ganze Stadt mit all ihren Bewohnern nieder, obwohl sie zuvor jahrelang Sklaven befreit hatte. Jon Snow bringt seine Geliebte daraufhin um, weil sie’s irgendwie verdient hat. Dass Bran Stark den Thron besteigt wirkt am Ende eher zufällig, zu hollywoodesque und wenig originell. Die Begründung: Er hätte "die beste Geschichte zu erzählen". Bitte wie?
Waren wir aus den ersten Staffeln noch gewitzte und clevere Dialoge und komplexe Charakter-Entwicklungen gewohnt (Jaime Lannister! Sansa Stark!), wirkten sie gegen Ende gehetzt und artifiziell. Distanzen, für die man zuvor eine ganze Staffel lang brauchte, wurden plötzlich in einer Nacht zurückgelegt. Billige Lacher wie “I drink and I know things” vom normalerweise so gewieften Tyrion Lannister erinnerten unangenehm an Marvel. Man merkte schmerzhaft, dass die Buchvorlage ab Staffel 6 fehlte. Dass Dany von heute auf morgen von der Befreierin zur Tyrannin wird, hätte mindestens zwei Staffeln vorher behutsam eingeleitet werden müssen. Viele Fans beschwerten sich auch, dass die Produzenten nicht mehr mutig seien: Wurden zu Beginn noch regelmäßig wichtige Charaktere umgebracht (ein Novum im TV), überlebten die letzten paar Staffeln so gut wie alle, die die Handlung trugen. Langweilig.
Hoffentlich wird die angekündigte Fortsetzung um Jon Snow (wieder mit Kit Harington) all die Lücken füllen, die das Finale hinterlassen hat.
Gossip Girl
Blickt man im Nachhinein auf Gossip Girl zurück, lief in dieser Serie weit mehr falsch als nur das Ende. Im Grunde ist es die klassische Seifenoper: Es gibt zwei fesche Highschool-Diven inklusive viel Gezicke, Intrigen und Herzschmerz. Und was braucht man noch zur erfolgreichen Teenie-Show? Genau, gut aussehende Schauspieler in ihren 30ern, die Jugendliche spielen und in Designer-Kleidung durch New York stolzieren.
Sorgte die TV-Adaption des gleichnamigen Bestsellers zwar für Fan-Furore, war die Luft eigentlich schon lange vor dem Serien-Finale draußen. Nachdem Manhattans jugendliche Elite gegen Staffel 3 die Highschool verlassen hatte, wurden die Storys nämlich immer unrealistischer und fast schon skurril (Man erinnere sich an einen verschollenen Sohn, der kurz erschien und dann nie wieder erwähnt wurde oder an tot geglaubte, die plötzlich wieder auftauchten). Auch die toxischen Beziehungen und kindischen Streitereien gingen irgendwann auf die Nerven.
Dennoch wollte man nach 6 Staffeln endlich wissen, wer hinter dem Blog steckt, der anonym im Leben aller Figuren herumgepfuscht hatte. Dass es dann Hauptcharakter Dan Humphrey war, war nicht besonders überraschend – wie damit umgegangen wurde, allerdings schon. Jahre lang wurde in der Serie gejammert, wie furchtbar der Alltag durch Gossip Girl war - am Schluss setzten sich die Hauptcharaktere in gemütlicher Runde zusammen und schwelgten harmonisch in Erinnerungen.
How I Met Your Mother
9 Staffeln lang erzählte Ted Mosby seinen beiden Kindern ausgiebig die Geschichte, wie er deren Mutter kennengelernt hatte. Zum Glück hatten in auf der Reise in der Vergangenheit seine Freunde Lilly, Marshall, Barney und Robin begleitet, denn nur die Hauptfigur alleine hätte man wohl nicht allzu lange ertragen wollen. Als Zuseher rätselte und fieberte man gespannt mit, wer denn am Schluss nun die langersehnte Herzdame des verträumten Romantikers sein würde.
In der finalen Szene wurde von "emotionaler Ausdauer" gesprochen und ja, die kennen wir als Zuseher dieser Serie. Hatte man in der Sitcom jede noch so kleine Romanze von Ted in die Länge gezogen, sah man von der Love-Story zur Mutter seiner Kinder dann überraschend wenig. Endlich aufgelöst und die große Liebe gefunden, war dann nämlich auch schon wieder alles vorbei. Teds Frau wurde am Ende beinahe gar nicht in die Story inkludiert, es wurde eine kurze Ehe angedeutet und zum Schluss kam er ausgerechnet mit der Person zusammen, mit der es immer am wenigsten passte – Robin – die Fans am Ende eigentlich lieber mit dem Aufreißer Barney zusammen sehen wollten.
Lost
Von 2004 bis 2010 ließ Star-Produzent J. J. Abrams das Fernsehpublikum mit “Lost” keine ruhige Minute zum Atmen. Die Serie startete stark: Überlebende eines Flugzeugabsturzes auf einer einsamen Insel samt Monstern, mysteriösen Zeitreise-Elementen und übernatürlichen Rauchschwaden, die alle in Angst und Schrecken versetzen. Es gibt viel Tod, viel Liebe und einen versteckten Bunker im Dschungel, der danach verlangt, dass alle 108 Minuten ein Knöpfchen gedrückt wird, damit die Welt nicht untergeht. Und als dann evident wird, dass sich noch eine 2. Gruppe von Menschen auf der einsamen Insel befindet und sich unbemerkt unter die Überlebenden gemischt hat, wird alles unglaublich spannend.
Die Schwächen der Serie beginnen allerdings schon in der 2. Staffel: Es werden weitere Überlebende des Flugzeugs als neue Charaktere eingeführt, die recht langweilige und irrelevante Geschichten haben und am Ende der 3. Staffel alle wieder tot sind. So zog man die eigentlich für 3-4 Staffeln ausgelegte Show ob des großen Erfolgs künstlich in die Länge. Außerdem schafft Abrams es nicht, alle Mysterien der Insel aufzulösen. Fans hatten jahrelang Theorien zu einzelnen Phänomenen gesponnen, um enttäuscht zu werden. Ganze Fanseiten widmen sich den offen gebliebenen 108 (!) Fragen.
Aber kommen wir zur größten Enttäuschung: dem Finale. Es stellt sich heraus, dass unsere Überlebenden gar nicht überlebt haben, sondern beim Flugzeugabsturz starben und in einer Art Limbo gefangen sind. Sie haben die Aufgabe “das Licht” vor dem “Mann in Schwarz” zu schützen. Das plumpe und einfache Ende konnte dem komplizierten Konstrukt, das jahrelang von den Drehbuchautoren aufgebaut wurde, nicht standhalten: Gut versus Böse, Himmel versus Hölle - ein Konzept, das vielseitig erprobt und gesehen ist. Dazu hätte es “Lost” nicht gebraucht. Und lasst uns nicht vom kitschigen Ende in der Kirche anfangen... grauenhaft!
Sopranos
86 Episoden in sechs Staffeln endeten in einem Diner, "Don't Stop Believin'" von Journey dröhnt aus der Jukebox, Tony Soprano und seine Frau warten an einem Tisch auf die Tochter, die vor dem Haus mühevoll einparkt. Ein Typ, der Tony vorher von der Bar aus beobachtet, geht in Richtung WC. Das Türglöckchen bimmelt noch ein letztes Mal, Soprano hebt den Kopf – und der Screen wird schwarz. 10 Sekunden lang, dann der Abspann.
Selbst 15 Jahre nach der letzten Episode sorgt das Finale von "Sopranos" noch für Spekulationen. Wurde der Mafia-Boss nun abgemurkst oder nicht? Geht sein Leben den gewohnten Lauf? Wir werden es nie erfahren, schon allein deswegen, weil Schauspieler James Gandolfini 2013 in Rom verstarb.
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