Super Mario

Wie Metropolis und Super Mario die Welt verändert haben

Fritz Lang begann mit Metropolis, Super Mario auf der Konsole. 2025 feiern viele Revolutionen in Kultur, Mode und Technik Jubiläum.

Kaum hat der Frühling begonnen, feiern wir Jubiläen von Aufbrüchen, die die vergangenen Jahrzehnte geprägt haben – und bis heute andauern. Es sind Momente, die alles veränderten. 

Der Frühling liefert die perfekte Metapher für diese Revolutionen: Wie erste Ästchen, die sich durch harten Boden kämpfen, brachen auch diese Neuerungen in Kultur, Mode und Technik durch das Erdreich des Bekannten hindurch. Und dieses war oft ziemlich frostig.

Das spürte auch Fritz Lang, der im Frühling vor 100 Jahren mit den Arbeiten zu seinem Opus magnum begann. Zwei Jahre später, 1927, feierte "Metropolis" Premiere. Die Kritiken waren eiskalt: "Ich habe gerade den allerdümmsten Film gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich wäre, einen noch dümmeren zu machen", urteilte Autor H. G. Wells in der New York Times. "Originalität gibt es keine darin."

Das Publikum mochte Metropolis nicht

Auch beim Publikum fiel das Werk, das heute zu den wichtigsten der Filmgeschichte zählt, durch. Eventuell war die Vision der futuristischen Großstadt zu düster, in der Arbeiter unter der Erde schuften müssen, während die dekadente Elite völlert. 

Doch die Kluft der Klassen wird überwunden. "Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein", heißt es. Eine simple Botschaft, die Lang mit atemberaubenden Bildern auf die Leinwand brachte.

Der Roboter aus Metropolis sitzt, rundherum stehen Mitarbeite am Filmsett

Dreharbeiten zu Fritz Langs Bombastwerk "Metropolis"

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Masheter Movie Archive/Alamy Stock Photos / Masheter Movie Archive/mauritius images

"Metropolis" sprengte die Grenzen des Machbaren: Mit innovativen Tricks ließ Lang eine Miniaturstadt per Spiegeltechnik gigantisch wirken. Die futuristischen Häuserschluchten inspirierten später Klassiker wie "Blade Runner" oder "Das fünfte Element". Ohne "Metropolis" auch kein "Mensch-Maschine"-Album von Kraftwerk, keine Popkultur-Robotik. Nur Lang selbst wurde mit seinem Werk nie ganz warm. "Ich mochte den Film nie wirklich", sagte er später.

Ein Jahrhundert ist es auch her, dass F. Scott Fitzgerald seinen Roman "Der große Gatsby" im April veröffentlichte. Auch hier: kein sofortiger Erfolg. Heute gilt der Roman als literarische Ikone – ein Symbol für Glitzer, Gier und die Illusion vom Aufstieg. "Ich war sicher, dass Gatsby die beste Arbeit war, die jemals von einem Amerikaner geschrieben wurde", notierte Hunter S. Thompson

Don Draper aus Mad Men ist ein modernerer Gatsby

Ohne Gatsby mit seiner mysteriösen Vergangenheit auch kein undurchsichtiger Werber Don Draper aus der gefeierten Serie "Mad Men". Beide stammen aus ärmlichen Familien, beide haben es beim Militär zu Ansehen gebracht, beide erfinden sich in New York neu. Und doch schaffen sie es wegen ihrer Vergangenheit nicht, enge Beziehungen einzugehen. Ohne Glitzer und Champagner gäbe es also auch keine Whiskeyräusche im Werbebüro.

Während Fitzgerald in den USA an der Erfolglosigkeit kiefelte, machte sich in Deutschland eine andere Bewegung unsterblich: das Bauhaus. Vor 100 Jahren zog die Kunstschule von Weimar nach Dessau. Dort entstand bis 1926 das ikonische Schulgebäude. In Sachsen-Anhalt entwarf Marcel Breuer seinen Stahlrohrklassiker B4 – der erste Freischwinger sollte kurz darauf folgen.

Ein Stehlrohrsessel mit Bespannung - fotografiert vor leerem Hintergrund

Der legendäre Stahlrorklassiker B4

©Bauhaus Knoll

Und während in Dessau das Bauhaus die Moderne formte, machte sich ein anderer daran, die Welt der Mode neu zu erfinden – wenn auch ein paar Jahrzehnte später. Vor 50 Jahren gründete Giorgio Armani mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Sergio Galeotti in Mailand sein eigenes Label, nachdem er seinen VW Käfer dafür verkauft hatte.

Wie Armani Modegeschichte schrieb

Er startete mit Männermode – und schrieb Modegeschichte. Was Coco Chanel für die Frauenmode war, wurde er für den Mann: Während Chanel das Korsett abschaffte, befreite Armani die Männer aus dem Zwang des steifen Sakkos und der betonierten Schulterpartie. Seine dekonstruierte Jacke wurde zum Markenzeichen.

Ich bin mir sicher, dass ich es mit einer klassischen Schneiderausbildung nie gewagt hätte, so viele Regeln zu brechen.

Giorgio Armani

Bei Giorgio Armani verschwimmen häufig die Grenzen zwischen den traditionellen Geschlechterrollen. Für Männer und Frauen kreiert er Kleidung, die durch schlichte Eleganz und eine reduzierte Farbpalette – vor allem in Grau und Dunkelblau – besticht. 

Bereits Ende der 1970er-Jahre bahnte er einen Weg, dem spätere Designer wie Helmut Lang und Jil Sander folgen sollten. Und das, obwohl er ein Autodidakt war: "Ich bin mir sicher, dass ich es mit einer klassischen Schneiderausbildung nie gewagt hätte, so viele Regeln zu brechen."

Der nächste Jubilar riss 1975 ebenfalls Mauern ein – aber eher mit der musikalischen und ästhetischen Abrissbirne: Drei Akkorde reichen. Scheiß auf Virtuosität, wichtig ist die Energie, lautete das rüde Credo. Den Punk hätte es ohne sie wohl auch gegeben. Aber ohne Sex Pistols, die vor 50 Jahren gegründet wurden, sehe er dann doch anders aus. Sie waren eben nicht nur eine Band, sondern ein ästhetisches Gesamtpaket.

Die Sex Pistols waren ein Gesamtpaket des Punk

Die von Vivienne Westwood und Malcolm McLaren entworfene Punk-Mode – zerrissenes Gewand, Sicherheitsnadeln, Lederjacken, provozierende Slogans – wurde zum weltweiten Symbol für Rebellion. Ihr Stil beeinflusste Mode, Kunst und Popkultur bis heute. Eine Studie des London College of Music bezeichnete die Band als "enorm einflussreich". Grunge, Indie, Thrash Metal und sogar Rap hätten ihre Wurzeln im Erbe bahnbrechender Punkbands – "allen voran den Sex Pistols, die wohl bekannteste unter ihnen".

Während sich die einen in den Anarchie-Olymp rotzten, gründeten ein paar Langhaarige aus dem Londoner East End Iron Maiden. Die Band sollte später das Genre Heavy Metal prägen. Doch sie hatte es anfangs nicht leicht, der Erfolg blieb zunächst aus. "Macht doch Punk!", rieten die Label-Bosse – doch die Truppe blieb lieber beim Schwermetall. Ein Glück für alle Headbanger dieser Welt.

Der Weiße Hai als erster Blockbuster

Harte Kost gab es vor 50 Jahren nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen und Nerven. Im Sommer 1975 trieb "Der Weiße Hai" vor der US-Ostküste sein Unwesen. Der Streifen war mehr als ein Tier-Horrorfilm – er war der Urknall des modernen Blockbusters. Steven Spielberg schuf 1975 nicht nur ein spannungsgeladenes Werk, sondern veränderte gemeinsam mit den Universal Studios Hollywoods Geschäftsmodell grundlegend. 

Mit einer massiven Marketingkampagne und einem landesweiten Kinostart bewies der Film, dass der Sommer auch eine gute Zeit für große Kassenschlager sein kann. 14 Tage nach der Premiere hatte der Film seine Produktionskosten wieder eingespielt.

Doch "Jaws", wie er im Original heißt, beeindruckte nicht nur finanziell. Spielberg setzte darin auf das Prinzip der Andeutung – lange Kameraeinstellungen, bedrohliche Unterwasserperspektiven und natürlich John Williams’ ikonische Dunn-dunn-Musik erzeugten eine Spannung, die weit wirkungsvoller war als plumpe Effekthascherei. 

Der Grund dafür war auch ein pragmatischer: Die mechanischen Hai-Attrappen funktionierten im Meerwasser schlecht. Die Produktionskosten stiegen – und Spielberg stand deshalb schon fast auf der Abschussliste. "Ich dachte, das wäre das Ende meiner Karriere", sagt er einmal dem Empire Magazine.

Eine Attrappe vom Haikopf auf einem Strand, daneben stehen Demonstranten

Der Weiße Hai hat sich tief in die Kultur eingeprägt - diese Umweltschützer wissen das zu nutzen

©APA/AFP/JOSEPH PREZIOSO

Geschadet hat der Schuss vorm Bug wohl nicht: Die Kombination aus perfektem Storytelling, cleverer Inszenierung und wuchtiger Vermarktung machte "Der Weiße Hai" zum Prototyp des modernen Blockbuster-Kinos. Ohne den bissigen Vorreiter gäbe es heute kein Star Wars, keine Superhelden in schier endlosen Franchises zu Sommerzeit. Und vermutlich hätten weniger Menschen Angst vor Haien.

Super Mario Bros. revolutionierte das Konsolenspiel

Heute sind es längst nicht mehr Kinohits, die das große Geld einspielen – die wahren Blockbuster unserer Zeit zockt man selbst. Und einer, der diese Entwicklung maßgeblich losgetreten hat, ist ein pummeliger Installateur mit Schnauzbart und rotem Kapperl: Super Mario

Vor 40 Jahren hüpfte er, nachdem er sich schon auf Spielautomaten verdingte, zum ersten Mal auf Nintendos Heimkonsole in "Super Mario Bros." über die Bildschirme – und direkt in die Herzen von Millionen. Er muss sich durch kunterbunte Pixelwelten schlagen, springt auf geflügelte Schildkröten, weicht schlecht gelaunten Pilzwesen aus und tritt schließlich dem finsteren König Koopa gegenüber. Alles, um – natürlich – Prinzessin Peach zu retten.

Eine zweidimensionale Spieloberfläche. Der kleine Installateur Super Mario geht - neben ihm wartet ein grimmiger Pilz

Pixelige Grafik, großer Erfolg: Super Mario Bros.

©Getty Images/ilbusca/istockphoto

"Super Mario Bros." gilt als eines der wichtigsten Videospiele aller Zeiten. Während man sich auf den Automaten in den Spielhallen noch mit starren Bildschirmkacheln begnügen musste, öffnete sich die Tür in eine neue, bewegte Welt. Das Geschehen blieb nicht mehr brav im festen Bildausschnitt stehen. Stattdessen zog die bunte Landschaft wie auf Schienen von links nach rechts vorbei – und Mario hüpfte einfach mit. 

Das sogenannte Side-Scrolling war zwar schon erfunden, aber Nintendo perfektionierte es und machte es massentauglich. "Es war wie Magie. Plötzlich war die Welt riesig", sagte Super-Mario-Entwickler Shigeru Miyamoto: Ein großer Schritt für den netten Installateur, ein gewaltiger Sprung für die Welt der Videospiele.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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