"How I Met Your Father": Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter

Nach Ted Mosby sucht Hilary Duff ihr Liebesglück. Alles andere als legend ... warte, es kommt gleich ... är.

Nostalgie ist ja in den allermeisten Fällen ein Statistik-Versagen: Man vergisst die faden und mittelmäßigen Dinge schneller als die guten, und glaubt deswegen, dass früher alles besser war, weil man jetzt eben umgeben ist von faden und mittelmäßigen Dingen, die zu vergessen man noch keine Zeit gefunden hat.

Dass „How I Met Your Mother“ bis auf das erzbescheuerte Finale eine wirklich gute Serie war, ist hingegen keine nostalgische Verklärung: Rund um die Partnersuche von Ted Mosby ist hier etwas gelungen, das bleibt.

Was es aber genau ist, das da gelungen ist, darüber nachzudenken gibt es jetzt eine hervorragende Gelegenheit: Denn nun läuft bei Disney+„How I Met Your Father“, eine Art Remake bzw. (was bald klar ist) Fortsetzung aus weiblicher Sicht.

Es ist aber leider alles andere als legend... warte, es kommt gleich ... är.

Hilary Duff spielt Sophie, das Pendant zu Ted Mosby: Sie ist auf der Suche nach ihrem Liebesglück. Dass sie es irgendwann findet, weiß man: Kim Cattrall (im Streit von „Sex and the City“ geschieden) spielt Sophie im Jahr 2050, die ihrem Sohn erzählt, wie sie seinen Vater getroffen hat. Und – man ahnt es – sie kommt nicht recht zum Ende. Sonst wäre es ja gleich aus. Was schade wäre, aber nicht sehr.

Die 2022er-Sophie ist eine Gerade-30-Jährige mit einem großen Traum. Sie hat 87 misslungene Tinder-Dates hinter sich und so diverse Freunde, wie man das heute eben hat. Und man spürt, wie sich Duff bemüht, ihr darüber hinaus eine Persönlichkeit zu geben. Das misslingt; stattdessen gibt es brav heruntererzähltes merkwürdiges Verhalten geschlechtsreifer Großstädter in der Paarungszeit und rundherum nostalgischen Sitcom-Dienst (das Apartment kennt man doch!) nach Vorschrift.

Was an „How I Met Your Mother“ gelungen ist? Es war letztlich eine Serie nicht über Liebe, sondern über Freundschaft. „How I Met Your Father“ erzählt, bisher, weder von einem noch vom anderen.

Georg Leyrer

Über Georg Leyrer

Seit 2015 Ressortleiter Kultur und Medien, seit 2010 beim KURIER, seit 2001 Kulturjournalist. Zuständig für alles, nichts und die Themen dazwischen: von Kunst über Musik bis hin zur Kulturpolitik. Motto: Das Interessanteste an Kultur ist, wie sie sich verändert.

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