Tipps für einen Ausflug nach Gmunden: Die Perle am Traunsee

Gmunden ist immer ein Hotspot, ganz besonders aber nächstes Jahr, wenn sich die Region Bad Ischl Salzkammergut 2024 als "Europäische Kulturhauptstadt" feiert.

Die Assoziation mit Jesus kommt recht schnell, wenn man über den Miesweg bei Gmunden wandelt. Der kleinste alpine Steig der Welt, und gewiss einer der schönsten Österreichs, führt dank einer modernen Konstruktion etappenweise über das Wasser. Was der Heiland einst am See Gennesaret konnte, funktioniert auch am Traunsee. Pittoresk windet sich der Steig an der Felswand des Traunsteins entlang, immer wieder mal knapp über oder neben dem Wasser, die blaue Weite des Sees vor Augen.

➤ Hier mehr lesen: Friaul und das Meer: Eine 4-Tages-Route von Wien bis zur Adria

Am bergseitigen, schmalen Weg gibt es einige felsige Abschnitte samt Seilsicherung, weshalb er auch als "Klettersteig light" bezeichnet wird. Mit gutem Schuhwerk ist er aber unkompliziert zu bewältigen. Mal durchwandert man dabei in den Fels gehauene Tunnel oder passiert kleine Wasserfälle. Schließlich mündet die reizvolle Tour bei einem Aussichtspunkt samt Bänkchen. Von dort aus hat man einen prachtvollen Blick über den Traunsee und das umgebende Gebirge.

Angesichts dessen fragt man sich, woher der Miesweg, der als einer der beliebtesten Wandersteige des Salzkammerguts gilt, seinen leicht deprimierenden Namen hat. Denn "mies" ist der Steig, den man nach dem Uferweg ab dem Einstieg in 30 Minuten ergeht, so gar nicht. Die Sprachwissenschaft bietet dazu folgende, schlüssige Erklärung: Das Wort "Mies" rührt von dem alten, bajuwarischen Dialektwort "Mias" her, was einst Moos bedeutete. Der Uferbereich, an dem der Miesweg entlang führt, ist ob seiner hohen Luftfeuchtigkeit häufig mit Moospolstern übersät – daher hat der hübsche Weg wohl seinen Namen.

Angelegt wurde der Wandersteig, der heute ein beliebtes Naturwahrzeichen des Salzkammergutes ist, schon 1878. Bevor eine Straße mit zwei Tunneln gebaut wurde, war der Weg einst die direkte Verbindung vom Traunsee ins Lainautal. Weil der Weg über die Jahre aber baufällig wurde und damit nicht ganz ungefährlich war, wurde er für einige Jahre komplett gesperrt – bis sich der Alpenverein Gmunden seiner angenommen, ihn saniert und 2019 wieder zugänglich gemacht hat.

Gut möglich, dass der attraktive Steig im kommenden Jahr, wenn das Salzkammergut "Kulturhauptstadt Europas 2024" ist, auch von nationalen und internationalen Gästen im Zuge eines Besuchs von Gmunden stärker frequentiert wird. Die Kombination aus City- und Naturerlebnis bietet sich hier jedenfalls besonders an.

➤ Hier mehr lesen: Top 5: Südtiroler Törggelen österreichweit

Gmunden

©Tourismusverband Traunsee-Almtal/Daniela Krakty

Kur & Keramik

Die Traunseestadt, heute rund 13.500 Einwohnern, war immer schon ein beliebter Ort zum Verweilen. Bereits in der Antike unterhielten römerzeitliche Städter aus Salzburg oder Wels am Traunsee schöne Villen und Gutshöfe "in schönsichtiger Lage", wie es in einem historischen Dokument heißt. Die reichen Römer aus der Stadt verbrachten schon dazumal ihre Sommerfrische in Gmunden. Auf Gastfreundlichkeit versteht man sich in der Traunseestadt also bestens.

Gmunden

©Getty Images/Calin Stan/IStockphoto.com

Neben der Bewirtung von Gästen wurde Gmunden über Jahrhunderte vor allem aber durch den Salzhandel wohlhabend. Als dieser jedoch mit Beginn des 19. Jahrhunderts langsam zum Erliegen kam, orientierte man sich um. Mit dem aufkeimenden Drang begüterter Menschen, Urlaub zu machen, wandelte sich Gmunden mehr und mehr zur Sommerfrische-Destination.

➤ Hier mehr lesen: Eckart von Hirschhausen: "Keiner wird mit seiner Bambuszahnbürste diese Welt retten"

Die wichtigsten Zutaten hatte man ja: ein gesundes Klima und eine schöne Landschaft. Den Rest fügte man elegant dazu: 1861 eine moderne Kur- und Badeanstalt, schöne Landhäuser und Sommerresidenzen. Und ab 1836 kutschierte man das zahlungskräftige Stadtpublikum der Biedermeierzeit emsig via Pferdeeisenbahn Linz-Gmunden herbei. Auch das Wellnessangebot wurde ausgebaut und 1862 mit dem Titel Kurstadt untermalt – Kurtaxe inklusive.

Auf Zeichen der bewegten Geschichte stößt man bei einem Stadtrundgang immer wieder. Der Kammerhof aus 1450 ist so einer. Er war einst Sitz der habsburgischen Salzkammer und Repräsentanz des Kaisers. Heute beherbergt der Kammerhof das Stadtmuseum, das Brahmsmuseum – der Komponist war regelmäßig zu Gast in Gmunden – und das "Klo & So".

Hier beschäftigt man sich tatsächlich mit dem "stillen Örtchen", aber auch mit den Hygienestandards durch die Zeit und mit historisch interessanten Sanitärobjekten aus Keramik. Apropos Keramik: Auf dem Rinnholzplatz in Gmunden steht mit dem Salzträgerbrunnen der einzige Keramikbrunnen Österreichs, aus dem Trinkwasser vom "Heiligen Bründl" sprudelt. Keramik auch am Gmunder Rathaus in Form eines Glockenspiels mit dem berühmten Dekor „grün-geflammt“ der Gmunder Keramik.

Bei der Gmundner Keramik  kann man den Malern über die Schulter schauen

©gmundnerkeramik

Gegründet 1492 ist die Manufaktur heute Synonym für österreichische Tischkultur, die es mit unverwechselbaren Designs zu weltweiter Bekanntheit gebracht hat. Neuerdings schlägt die Manufaktur mit einfarbigen, modernen Kreationen auch neue, kreative Wege ein und zaubert zudem mit einer erfrischenden "Afrika-Edition" exotischen Luxus auf unsere Esstische.

➤ Hier mehr lesen: In diesen 7 Lokalen kann man traditionell Österreichisch essen

Bei einer Manufakturführung kann man den Keramikmalern über die Schulter schauen, dabei auch selbst mal ausprobieren, wie schwierig es ist, die so einfach wirkenden Muster wie das "Grün-geflammt-Dekor" ästhetisch schön auf den Teller zu bringen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, selbst ein Stück, ein Häferl etwa, nach eigener Idee zu bemalen.

Kirche in Gmunden

©Christophe Cappelli/stock.adobe.com

City of Ceramics

Die Keramik ist es denn auch, welche die Stadt künftig noch mehr forcieren will. Unter dem Titel "City of Ceramics – Keramik zwischen Zeit und Raum" wird Gmunden das weltweit anerkannte Image als Keramikstadt auch auf zeitgenössischer Ebene weiter ausbauen. Deshalb wird es im Superkulturjahr 2024 im Salzkammergut eine Fülle an Projekten geben, die sich zwischen Kunst und Handwerk, Theorie und Praxis, Inspiration und Innovation bewegen.

Auf diese Weise soll ein österreichisches Kompetenzzentrum für Keramik entstehen, das – ausgehend vom Salzkammergut – internationale Relevanz schafft und damit viele Keramikbegeisterte aus dem In- und Ausland anlockt. Kleiner Vorgeschmack: Am 12. April startet mit "All about the Vessel" die erste von drei Ausstellungen. Diese gibt einen historischen Überblick zur Keramikkunst von der frühen Moderne bis zur Gegenwart – präsentiert anhand von Werken einiger Meister der Moderne, von Pablo Picasso über Fausto Melotti bis zu zeitgenössischen Keramikkünstlern wie Lindsey Mendick und Edmund de Waal (weitere Projekte auf www.salzkammergut.at).

Zurück ins Herz von Gmunden: Um die Stadt aus verschiedensten Blickwinkeln kennenzulernen, empfiehlt sich eine Stadtführung mit einem Austria Guide. Dieser bringt Besuchern auch unbekannte, reizvolle Ecken der "City of Ceramics" näher. Oder aber man nimmt in der berühmten Straßenbahn der Stadt Platz – übrigens eine der kleinsten und steilsten ihrer Art auf der Welt – und lässt den Zauber Gmundens, dieser besonderen Perle am Traunsee, auf gemütliche Weise an sich vorüberziehen.

Empfehlungen

Spazieren: Der Toscanapark in Gmunden ist fein zum Spazierengehen rund um die Villa Toscana und entlang des Sees. Das Seeschloss Ort, bekannt durch die TV-Serie, befindet sich in unmittelbarer Nähe und ist eines der ältesten Gebäude des Salzkammergutes.

Übernachten:  Aus einem Gmundner Traditionsgasthaus ist jüngst das Boutiquehotel "Zum Goldenen Hirschen" geworden. Der 4-Sterne-Superior-Betrieb mit Wellnessbereich thront himmlisch über den Dächern von Gmunden. Jedes der 21 Zimmer ist eine zeitgemäße Hommage an die altösterreichische Pracht.

Genießen: Gmundens älteste Konditorei wurde 1878 gegründet. Wolfgang Brenner, seit 1986 der Inhaber, lernte sein Handwerk beim damaligen Innungsmeister Moser in Salzburg. Mit 21 Jahren legte er die Konditormeister- und Unternehmerprüfung ab – und war damit zu seiner Zeit der jüngste Konditormeister Österreichs. Zu den begehrten Süßigkeiten der Traditionskonditorei zählen die Original Gmundner Torte, das Schloss Orth Törtchen, Schwanenküsse, der Traunstoa-Stoan, feinste Pralinen und Trüffel-Spezialitäten.

Kommentare