Routen für Genießer: Die 6 authentischen Dörfer des Friaul
Sechs Ortschaften zählen zu den "authentischen Dörfern des Friaul". Auf dieser Tour besuchen wir sie alle – und mit ihnen ein Stück Vergangenheit.
Zugegeben, der Titel klingt ein wenig sperrig: "authentisches Dorf". Noch dazu weiß man nicht gleich, womit man es hier zu tun hat. Bei den "schönsten Dörfern Italiens" ist der Fall klar, aber was zeichnet ein authentisches Dorf aus? Von der italienischen Zentrale für Tourismus erhalten wir Antwort.
Verkürzt gesagt sind es Ortschaften mit Geschichte, die ihre Traditionen (inklusive Handwerk) genauso am Leben erhalten wollen wie die ererbte Bausubstanz, also ein Naheverhältnis zu ihrer eigenen Historie pflegen. Und ganz nebenbei sind sie auch hübsch anzusehen, in der zumeist steinernen Pracht aus vielen Jahrhunderten.
Im Friaul tragen sechs Dörfer dieses Label, ein guter roter Faden also, um wieder eine hübsche Runde durch Karnien zu wagen. In dieser Sub-Region sind nämlich praktischerweise alle sechs Ortschaften angesiedelt. Wir beginnen unsere kleine Reise am Ende des Kanaltals in Pontebba. Das gibt bei der Anreise die Freiheit der Wahl: Man kann über Thörl-Maglern/Tarvis kommen oder via Gailtal und Nassfeld. Wer eine dritte Möglichkeit bevorzugt, kann auch über Kötschach-Mauthen und den Plöckenpass in die Runde einsteigen.
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Von Pontebba aus absolvieren wir eine flotte Etappe durch das Eisental und biegen dann Richtung Tolmezzo ab, wo wir wieder ein Stück nach Norden fahren. Kurz vor Arta Terme geht’s dann hinauf auf die Flanken der Berge. Hier beginnt jener Abschnitt der Reise, der Entdeckern und Liebhabern der verwinkelten Routen gewidmet ist. Die Straßen sind auf den folgenden Kilometern zwar teilweise in traurigem Zustand, dafür genießt man fast völlige Abwesenheit von Verkehr, schöne Ausblicke, fährt durch finstere Wälder und überquert einsame Schluchten.
Am Ende dieser Startetappe wartet auch schon dass erste authentische Dorf: Lauco. Nett an den Hang geschmiegt, mit einigen wunderschönen Häusern und einer empfehlenswerten Adresse für die wohlschmeckende Energiezufuhr (siehe Seite 242). Nach weiteren Windungen und Haarnadeln überqueren wir den Torrente Degano, um uns nochmals nach oben zu schrauben, diesmal aber flüssiger und kürzer.
Schon gleich zu Beginn dieser erneuten Bergetappe wartet der Ort Raveo, womit wir die Nummer Zwei besucht hätten. Der Ort ist klein und daher recht rasch besehen. Bei Enemonzo gelangen wir wieder zur großen Landesstraße, die uns über den schönen Ort Ampezzo direkt zu unserem dritten authentischen Dorf bringt: Forni di Sotto.
Hier lohnt es sich, jenseits der nicht so charmanten Hauptstraße in die Gassen vorzudringen und jener Epoche nachzuspüren, in der Forni di Sotto einstmals die größte Ansiedlung Karniens war.
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Jetzt aber folgen wir wieder der Hauptroute über den Passo di Mauria. Dieser Abschnitt ist der fahraktivste unserer Tour, mit flüssigen Kurven und vor allem an der Westrampe frischem, griffigen Asphalt. Dort dringen wir übrigens bereits in die Region Venetien ein, aber der Sidestep lässt sich mit den schönen Kurven und einer schlüssigen Runde allemal rechtfertigen. Wer abkürzen und trotzdem alle Dörfer besichtigen will, dreht in Forni di Sotto um und fährt von Ampezzo aus direkt nach Sauris.
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Letzteres wäre aber auch deswegen schade, weil man in Venetien schon in die spektakuläre Welt der Dolomiten eintaucht, mit all den zackigen Kronen und dem mächtigen Gefels, für den dieser Alpenteil bekannt ist. Die steinerne Szenerie begleitet uns auch auf unserer Route zurück nach Osten ins Friaul. Die Strecke ist fantastisch, führt über den 1790 Meter hohen Sella Ciampigotto, mit einem imposanten Bergstock im Norden und Nordosten direkt im Visier.
Nach dem Sella di Razzo (Almbesuch einplanen!) biegen wir für einen Besuch unseres vierten authentischen Dorfs rechts ab. Über den Sella di Rioda führt die Straße rund 13 Kilometer durch einige Kehren bergab, bis wir zunächst Obersauris (Sauris di Sopra) erreichen. Diese Wegstrecke müssen wir wieder zurück – ein weiterer "Umweg", der sich aber allemal auszahlt.
Sauris ist nicht nur als Doppeldorf (wir müssen auch noch nach Untersauris!) wunderschön, sondern als deutsche Sprachinsel auch eine Besonderheit. Sauris heißt im eigenen Dialekt "Zahre", man spricht demgemäß „Zahrisch“. Und man braut Bier, produziert herrlichen Prosciutto, pflegt die Bräuche und die Landschaft. Ein Must-See auf unserer Tour.
Nach der Rückkehr auf unsere Strecke blicken wir noch einmal auf die steinernen Riesen und arbeiten uns durch das schöne Val Pesarina mit seinen aus der Zeit gefallenen Orten Pesariis und Prato Carnico weiter nach Osten vor. Über Comeglians nehmen wir ein paar flotte Kurven und haben mit dem Skiort Ravascletto unser fünftes authentisches Dorf erreicht. Übrigens auch ein guter Platz für die Nacht.
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Eine kurze Etappe bringt uns schließlich zum letzten Dorf auf unserer Liste: Sutrio. Auch diesen Ort sollte man näher begutachten; seinen Charme versprüht er nicht beim Vorbei- oder Durchfahren, sondern beim Spaziergang durch die kleinen Gassen.
Um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren, gibt es viele, darunter auch die schönste Möglichkeit: durch Paularo und danach über den Lanzenpass. Diese Variante kostet Zeit, bringt aber Erbauung durch großartige Eindrücke auf kleinen Straßen – und eine herzhafte Jause auf der freundlichen Malga Cason di Lanza direkt auf der Passhöhe.
Hotel- und Restauranttipps für eine gelungene Reise
Wer nicht nur die kleinen authentischen Dörfer ansehen, sondern auch ein wenig die Grandezza einer Provinzhauptstadt erleben will, besucht Tolmezzo. Die Kleinstadt (rund 10.000 Einwohner) besitzt einen wunderschönen Hauptplatz, viele nette Gassen rundherum und stattliche Palazzi. Natürlich kann man hier auch gut essen und einen Caffè trinken. Unsere Empfehlung für beste, regionale Küche befindet sich aber ein paar Kilometer außerhalb der Stadt: das Ristorante Borgo Poscolle. Nur wenige Plätze, daher unbedingt reservieren!
Ristorante Borgo Poscolle, Via Poscolle 21 A,
33020 Cavazzo Carnico
Für Liebhaber von Milchprodukten: Direkt an der Durchzugsstraße im Tagliamento-Tal findet man ein großes Spezialitätengeschäft mit Schwerpunkt auf Käse, der von den umliegenden Almen zugeliefert wird.
Caseificio Val Tagliamento, Via Casolari 3, 33020 Enemonzo
www.caseificiovaltagliamento.it
Wer gleich direkt beim Produzenten kaufen will: Die hoch gelegene Almwirtschaft verkauft in einem kleinen Shop Käse aus eigener Produktion und von den umliegenden, befreundeten Almen.
Malga Casera Razzo, Sella di Razzo,
32040 Vigo di Cadore
Mitten in Untersauris befindet sich der traditionsreiche Fleischerbetrieb Wolf (seit 1862!), der unter anderem seinen berühmten Prosciutto herstellt – etwas herzhafter als jener aus San Daniele, zergeht aber ebenfalls auf der Zunge. Großer Shop mit vielen Spezialitäten aus Karnien!
Prosciuttificio Wolf, Via Sauris di Sotto 88, 33020 Sauris di Sotto
www.wolfsauris.com
Perfekt zugeschnitten auf die speziellen Bedürfnisse von Motorradreisenden ist das Hotel Bellavista. Dieses große Haus mit freundlichen Gastgebern liegt sonnenseitig in Ravascletto und damit mitten auf unserer Route. Als Partnerbetrieb der Motorradhotel-Vereinigung MoHo bietet es überdachte Parkplätze, einen Waschplatz und eine Schrauberecke. Auch der neue Wellness- Bereich mit zwei finnischen Saunen, Dampf- bad und Ruheraum samt sensationeller Aussicht ist nach einem Motorradtag oft willkommen. Stärkung kommt aus der soliden Restaurantküche, die auch karnische Spezialitäten serviert. Unterm Strich: ein perfekter Platz für einen Stopover oder auch längeren Aufenthalt, wenn man die sensationellen Straßen der Region genauer erkunden möchte.
Hotel Bellavista, Viale Edelweiss 11, 33020 Ravascletto
www.bellavistaravascletto.it
Wer nach all der Tradition und Geschichte einen moderneren Rahmen fürs Essen sucht, wird in der coolen Bar und Pizzeria namens Mister Zoncolan am Rande des lauschigen Örtchens Sutrio am Fuß des Monte Zoncolan fündig.
Mister Zoncolan, Viale Val Calda 13, 33020 Sutrio
Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit kann man die Osteria alla Frasca Verde durchaus als Geheimtipp bezeichnen. Mitten in dem kleinen Dorf Lauco befindet sich dieses gut geführte, gepflegte Restaurant mit großem Sitzgarten und herrlicher Küche, basierend auf Produkten aus der Region – etwa Pasta mit Hirschfleisch und Heidelbeeren oder die klassischen friulanischen Teigtaschen (Cjarsons) mit eigener Kräutermischung.
Osteria Alla Frasca Verde, Via Capoluogo 64,33029 Lauco
www.frascaverde.it
Letzter Halt auf unserer Route ist die Alm direkt am verwinkelten Lanzenpass, der Paularo mit Pontebba verbindet. Auf 1.552 Meter Seehöhe lassen sich in oder vor der kleinen, rustikalen Hütte vor allem deftige Klassiker der karnischen Küche, aber auch leichtere Nudelgerichte ordern. Auf den Käseteller nicht vergessen!
Malga Cason di Lanza, Via Cason di Lanza, 33027 Paularo
Informationen zur Region findet man auch
auf den offiziellen Tourismusportalen:
www.italia.it, www.turismofvg.it/de
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