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Madeira: Wochenend-Reise in den Garten Eden von Portugal
Die portugiesische Insel ist ein immergrünes Paradies im tiefblauen Atlantik. Ein Mix aus Naturgewalt und menschlicher Kreativität.
Überblick
Mit dem Flugzeug direkt ab Wien möglich.
Austrian Airlines fliegt derzeit immer sonntags; Flugdauer: knapp 5 Stunden, austrian.com
Wizz Air fliegt zweimal wöchentlich, ab April viermal; Flugdauer: 4, 5 Stunden, wizzair.com
Wow! Oh! Ah! Smartphones werden in jeder Reihe des Flugzeugs gezückt. Was es beim Anflug auf die 741 Quadratkilometer große Insel Madeira im Atlantik zu sehen gibt, ist einzigartig: sattes Grün, schroffe Küstenformationen, dunkelblaues Wasser, den als Drachenschwanz bekannten Felsenrücken Ponta de São Lourenço und eine Landebahn auf weißen, meterhohen Betonpfeilern. Es wirkt, als wären sie ein wenig losgelöst vom Festland in den Ozean gestellt worden – Anfang und Ende klar erkennbar.
Der Flughafen ist nach Cristiano Ronaldo benannt. Der Weltfußballer wurde 1985 auf der portugiesischen Insel geboren. Aufgewachsen ist er allerdings nicht in einem der typischen Reetdachhäuschen, die vor allem im Norden rund um Santana noch zu sehen sind. Sondern in der an der Südostküste gelegenen Hauptstadt Funchal, wo heute über vierzig Prozent der etwa 251.000 Inselbewohner leben.
Dort gibt es auch das CR7-Museum, das sich ganz der Fußballikone widmet.
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Typisches Reetdachhaus rund um Santana
©Getty Images/iStockphoto/Christophe Castronovo/iStockphotoEin Selfie mit der Statue von Cristiano Ronaldo vor dem Museum liegt hoch im Kurs. Wem Fußball eher gleichgültig ist, kann sich stattdessen um ein Selfie mit der Statue von Kaiserin Elisabeth bemühen: Fußläufig vom madeirensischen Nationalhelden Ronaldo entfernt steht die österreichische Nationalheldin Sisi – Achtung, wie immer in Funchal geht es bergauf oder bergab.
Fünf Monate lang war die Kaiserin 1860/61 hier. Offiziell, um sich von einem schweren Husten zu erholen. Jahrzehnte später feierte sie ihren Geburtstag auf der Insel. Dort, wo sie einst residierte, steht heute das Casino von Madeira. Funchal ist zur Metropole geworden, gelegen auf einem ausgedehnten grünen Hügel.
Exotisches mit Aussicht Grün findet man überall in der Stadt, es gibt zahlreiche Parks voller exotischer Pflanzen. Eine Idee davon, wie vielfältig die Flora und Fauna ist, bekommt man am besten im Tropischen Garten Monte Palace (siehe Foto ganz oben). Im Stadtteil Monte, den man etwa mit einer Seilbahn erreichen kann – oder durch einen schweißtreibenden Aufstieg auf 600 bis 800 Meter – bekommt man außerdem eine Idee vom Ausmaß der Stadt.
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Exotische Früchte, frisches Gemüse: Am Mercado dos Lavradores kann man sich durchkosten.
Funchal ist ein Mix aus alt und neu: schmale Gassen, kleine Häuser und zahlreiche historische Bauwerke neben modernen Hotelbauten, luxuriösen Einfamilienhäusern und Apartmentkomplexen.
Warum das Nationalgetränk mit einem "Pimmelchen" gemixt wird
Auf Madeira wird sowieso gemixt, was das Zeug hält – gemixt, was andernorts zum Hände-Zusammenschlagen führen würde. Zum Beispiel Espada com banana (Schwarzer Degenfisch mit Banane), eines der Nationalgerichte. Oder Bier und Wein mit Vanilleeis und Ananas – der Nikita, ein Nationalgetränk.
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580 Meter hinauf geht es vom Stadtzentrum Funchals mit der Seilbahn ins Viertel Monte.
©Getty Images/iStockphoto/Sjo/iStockphotoRicardo, ein gebürtiger Madeirenser, der nach über 30 Jahren in England wieder auf die Insel zurückgekehrt ist, würde aber ein anderes empfehlen: Poncha. Gemacht mit Rum aus Madeira, Zuckerrohrmelasse oder Honig sowie frisch gepressten Zitronen oder Orangen. Und traditionellerweise wird zum Mixen ein spezieller Holzquirl benutzt. "Er heißt Caralhinho", sagt Ricardo lachend, "Pimmelchen" zu Deutsch.
Ich packe in meinen Koffer …
… eine Regenjacke – leichte Regenschauer sind immer wieder möglich, vor allem im Norden der Insel und in höheren Lagen.
… Sonnencreme – durchschnittlich scheint die Sonne über 6,5 Stunden am Tag. Auch im März sind es über 6.
… Wander- oder Trailrunningschuhe – es geht auf dieser Insel immer bergauf und bergab. Wer eine Wandertour plant, braucht daher passendes Schuhwerk.
Wer es ein wenig gediegener haben möchte, könnte auch zum Madeira-Wein greifen – einem Exportschlager der Insel. Oder einfach zu einer Banane, denn die wachsen hier überall. Auf dem Markt erkennt man die örtlichen Bananen daran, dass sie kleiner sind als die handelsüblichen und mit einem "Madeira"-Pickerl versehen sind.
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Die Delikatesse Lapa (Napfschnecke) wird auf Felsen in Ufernähe gesammelt.
©Getty Images/iStockphoto/ValentynVolkov/iStockphotoKaffeehauskultur auf Portugiesisch-Madeirensisch um 80 Cent
Was einem hier ebenfalls unweigerlich begegnet, sind diverse Sorten der Maracujá – die Zitronen-Maracuja, die Orangen-Maracuja, die Tomaten-Maracuja … Wer mit der puren, schleimigen Frucht mit den kleinen, schwarzen Kernen eher weniger anfangen kann, sollte es mit Pudim de Maracujá (Maracuja-Pudding) versuchen. Dazu passt ein Bica (Espresso), ein Chino (Verlängerter) oder eine Chinesa (Melange). Kaffee gibt es in kleinen, typischen Bars und Bäckereien schon für etwa einen Euro. "Hier steht der Gast dann oft eine Stunde am Tresen, liest seine Zeitung und lässt am Ende 80 Cent da", so Ricardo.
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Die ganze Insel feiert mit: Der Karneval ab kommenden Mittwoch (26.2.) ist das erste große Fest im Eventkalender auf Madeira, er dauert ganze zwei Wochen.
©Getty Images/cicerocastro/istockphotoKarneval, aber keine Party-Insel
Das gehört zur portugiesisch-madeirensischen Kultur – genauso wie die Gespräche rund um den Karneval, der vom 26. Februar bis 9. März vor der Tür steht. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn die ganze Insel feiert mit. Es gibt nicht nur große, bunte Paraden mit aufwendigen Performances und Kostümen voller Glitzer und Federn wie in Brasilien, sondern auch Paraden, an denen jeder mitmachen kann. Ricardo und seine Frau Shirley gehen heuer als die britischen Royals William und Kate.
Obwohl die Madeirenser gerne große Feste feiern – etwa das Blumenfest (1. bis 25. Mai 2025) oder das Weinfest (24. August bis 14. September 2025) – ist die Insel keine Partyinsel. Touristen kommen nicht zum exzessiven Feiern, und den Nikita gibt es nicht aus Partyhüten. Ein Hut ist bei einem Besuch aber keine schlechte Idee – vor allem, wenn man plant, wandern zu gehen. Und das tun viele der 1,5 Millionen Besucher pro Jahr.
Kuriose Fakten. Wussten Sie, dass …
… unter der Landebahn des Flughafens ein Jachthafen ist, man Kart fahren und Tennis spielen kann?
… Madeira einen 20 Millionen Jahre alten Lorbeerwald beherbergt? Er ist UNESCO Welterbe.
… die einzigen weißen Sandstrände der Insel mit Sand aus Marokko angelegt wurden?
Madeira hat neben kilometerlangen Wanderwegen entlang der Küste mit Blick auf atemberaubende, steile und raue Klippen oder entlang der Levadas, dem Wasserleitungssystem, auch Berge, die mit über 1.800 Metern einzigartige Ausblicke bieten.
Deshalb steht man auch schon einmal um sechs Uhr morgens auf, um den Sonnenaufgang vom Pico do Arieiro (1.818 m) aus zu bestaunen. Immerhin muss man nicht hinaufwandern, sondern sich mit einem fahrbaren Untersatz nur die serpentinenreiche Straße hinaufschlängeln. Dichter Wolkennebel ist hier allerdings nicht unüblich. Doch es passiert auch sehr oft, dass der sich lichtet, man plötzlich über den Wolken landet und die Sonne aufsteigen sieht. Ist es wolkenlos, reicht der Blick über den Osten der Insel bis aufs Meer hinaus.
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Ponta de São Lourenço ist der östlichste Punkt Madeiras, man sieht ihn schon beim Landeanflug.
©Getty Images/AlexKane/istockphotoWinter: 19 Grad, Sommer: bis 28 Grad ...
Das Meer – liebster Protagonist in romantischen Sonnenuntergangsszenen. Die lassen sich zu dieser Jahreszeit erst gegen 18.30 Uhr beobachten. Dann hat die Sonne im Durchschnitt sechs Stunden lang geschienen, im Sommer sind es etwa neun Stunden bei selten mehr als 28 Grad. Anfang März liegen die Temperaturen bei durchschnittlich 19 Grad, und auch nachts sinken sie selten unter 13 Grad.
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Die Erfolgsgeschichte von Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo im Museu CR7 sehen
... und ein 18 Grad kühler Atlantik
Zwar will man da vielleicht noch nicht stundenlang im Meer – oder vielmehr im Atlantischen Ozean – planschen, die Zehen kann man aber kaum davon abhalten, das etwa 18 Grad warme Wasser und den schwarzen, steinigen oder kieseligen Untergrund zu erkunden.
Importierter Wüsten- statt heimischem Sandstrand
Ja, Madeira hat viel zu bieten – Sandstrände gehören nicht dazu. Eigentlich. An zwei Orten – Calheta und Machico – gibt es ihn trotzdem. "Der ist von Marokko gekauft", weiß Ricardo. So kommt es, dass man auf der üppig grünen, subtropischen Insel seine Zehen sogar in Wüstensand stecken kann. Tausendundein Wow!, Oh! und Ah! auf Madeira.
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