
Porto: Die kleine Schwester Lissabons mit dem großen Charme
In Porto ticken die Uhren langsamer – und vielleicht genau deshalb fand J.K. Rowling hier ihre Inspiration für Harry Potter. Eine Reise durch Gassen, Genuss und Geschichte.
Überblick
Porto erreicht man von Österreich aus am besten mit dem Flugzeug innerhalb von 3,5 Stunden.
Von Wien aus bieten mehrere Airlines Direktflüge an, darunter Austrian Airlines und Ryanair.
Ein Flug kostet je nach Reisezeitraum und Buchungszeitpunkt zwischen 60 und 180 Euro pro Person und Strecke.
Porto verzaubert mit Charme, Kulinarik – und als heimliche Inspiration für Harry Potter, Artikel geschrieben von Leonie Zimmermann.
Porto gilt als verschlafene und authentische kleine Schwester von Lissabon. Hier läuft das Leben noch gemächlicher ab als anderswo. Die malerische Hafenstadt, die durch den Douro geprägt und bei Feinschmeckern vor allem für Portwein und Pastel de Bacalhau (eine Krokette aus Kabeljau) bekannt ist, ist aber auch ein Ort voller Magie, heißt es.
Es ist kein Zufall, dass J. K. Rowling ausgerechnet hier das erste Manuskript für ihre Kult-Filmreihe Harry Potter schrieb. Das merkt man schnell, wenn man durch die kleinen, verwinkelten Gassen in der belebten Altstadt Ribeira schlendert. Überall gibt es kleine Boutiquen, die sich an einladende Cafés und Restaurants reihen. Die bunten Häuser, die sich wie ein Regenbogen am Ufer des Flusses aneinanderreihen, erinnern mit ihren rissigen Fassaden und den brüchigen Balkonen an die Vergangenheit Portos als wichtige Handelsmetropole.

Infante Dom Henrique – es ist „Heinrich der Seefahrer“, der in dem schönen kleinen Park im Zentrum Portos die Richtung vorgibt. Mit ihm begann die Expansion Portugals zur Großmacht
©mauritius images / imagoDens/imagoDens/mauritius imagesWein & Musik
Wer sich dort niederlässt, um das Markttreiben an der Promenade oder die vielen Barcos Rabelos, die kleinen traditionellen Boote, die den Douro queren, zu beobachten, oder der Fado-Musik zu lauschen, die Straßenmusiker nahezu durchgehend spielen, der blickt geradewegs auf die andere Seite des Flusses – und eine andere Facette der Stadt: Die Stadtgemeinde Vila Nova de Gaia. Sie ist vor allem als Standort für etliche Portwein-Destillerien bekannt.

Sechs Brücken überspannen den Douro, der quasi mitten durch Portos Altstadt fließt. Hier die wunderschöne „Ponte Dom Luís I“
©Getty Images/iStockphoto/StockPhotoAstur/iStockphotoPortwein ist ein echtes Kulturgut und gehört für die Einheimischen einfach dazu. Die Leidenschaft für den hochprozentigen und süßen Wein im Douro-Tal findet ihren Ursprung bereits im 17. Jahrhundert. Den traditionellen Weinanbau pflegen seitdem mehrere Familienbetriebe. Einige von ihnen laden regelmäßig zu Verkostungen und Führungen durch ihre Weinkellereien in Vila Nova de Gaia ein. Nach einem kurzen – und aussichtsreichen – Spaziergang über eine der insgesamt sechs Stadtbrücken ist man schon im Portwein-Paradies und kann sich durch unterschiedliche Reben kosten. Vorsicht: Portwein schmeckt harmlos, ist aber stärker als üblicher Wein.
Stadt für Genießer
In Porto steht kulinarischer Genuss aber nicht nur in flüssiger Form hoch im Kurs. Die Einheimischen zieht es mittags zuhauf in den Mercado do Bolhão. Der Wochenmarkt hat täglich geöffnet und ist ein echtes Mekka für Foodies. Es ist voll, quirlig, geruchsintensiv und geschmackvoll. Wer sich durch die portugiesische Küche probieren – oder eine der wichtigsten Traditionen der Bewohner hautnah erleben – möchte, der ist an diesem Ort richtig.

Auch beinahe magisch: die Pastéis de Nata wurden vor über 300 Jahren von Mönchen des Mosteiro dos Jerónimos, einem Kloster in Belèm, erfunden
©mauritius images / The Picture Pantry / Lisovskaya Natalia/The Picture Pantry / Lisovskaya Natalia/mauritius imagesHier ist Portugal noch Portugal, ohne aufgesetzte touristenfreundliche Maske oder vorgespielte Authentizität. Auf dem Markt gibt es alles, was das Herz begehrt – und das zu fairen Preisen. Die Auswahl an Spezialitäten ist groß. Eine Francesinha, das deftige, mit Käse überbackene Sandwich, ist ein Muss. Genauso natürlich das kleine Blätterteigküchlein Pastel de Nata. Rowling hat sich in den 90er-Jahren am liebsten im Café Majestic aufgehalten. Das Kaffeehaus ist im Stil der 1920er-Jahre gestaltet und wirkt mit dem Art-déco-Stil, Lustern und eleganten Spiegeln wahrhaft majestätisch.

Alt, aber beliebt: Die Tram 18 fährt durch besonders malerische Stadtteile
©Getty Images/Brittany Olson/istockphotoLiegt Hogwarts in Porto?
Es ist der Ort, an dem Erzählungen zufolge aus den verwinkelten Gassen in Portos Altstadt die berühmte Winkelgasse in der Zauberwelt wurde, die Universität von Porto könnte mit ihrem gotischen Stil und den langen Gängen und mauernden Wänden der Ursprung für die Idee der Zauberschule Hogwarts gewesen sein und die Bibliothek Livraria Lello erinnert mit ihren geschwungenen Stiegen und den dunklen Holzregalen verdächtig an die magische Buchhandlung „Flourish and Blotts“ in Rowlings Büchern. Kein Wunder, dass sie zu den schönsten Buchhandlungen der Welt zählt. Deshalb braucht man allerdings für einen Besuch meistens auch Geduld – denn der Zutritt ist begrenzt und oft steht man Schlange für ein bisschen portugiesische Büchermagie.

Sind wir hier in der Bibliothek „Flourish and Blotts“ aus „Harry Potter“? Nein, aber die Livraria Lello mag Bestseller-Autorin
J. K. Rowling durchaus inspiriert haben
Ich packe in meinen Koffer …
… natürlich den ersten Band von „Harry Potter“. Wer weiß, welche Parallelen aus dem Buch man in Porto noch so findet?
… eine Tupperdose. Wenn die Portugiesen einmal auftischen, dann ordentliche Portionen. Der Rest wird eingepackt – als Proviant für den nächsten aufregenden Tag.
… gute Schuhe. Es lohnt sich, Porto zu Fuß zu erkunden – allerdings braucht man dafür gutes Schuhwerk, denn es sind manchmal viele Stufen, die einen vom nächsten Spot trennen.
Wer vom Ufer des Douro aus etwa 15 Minuten durch die Altstadt schlendert, entdeckt die Buchhandlung oft schon durch die Schlange vor dem Eingang. Statt sich einzureihen, kann man sich alternativ auch einfach dazu entscheiden, sich auf das Lebensgefühl der Portugiesen einzulassen. Das bedeutet: Einen Gang runterschalten und Treiben lassen. Um dem Charme Portos zu verfallen, braucht man weder Zauberstab noch Magie. Es reicht, einmal mit offenen Augen durch die Seitenstraßen zu schlendern oder den Duft am Ufer des Douro einzuatmen und der Geräuschkulisse zu lauschen.

Fliesen-Bild am romanischen Dom Sé do Porto
©mauritius images / Alamy Stock Photos/Alamy Stock Photos/mauritius imagesWichtig dabei: Nicht immer an die Touristenmassen an der Promenade halten, sondern auch mal einen Abstecher in weniger belebte Gegenden wagen und überraschen lassen. Vielleicht landet man dabei sogar im Wohnzimmer eines Bewohners – wortwörtlich oder zumindest im übertragenen Sinne.

Im altehrwürdigen Café Majestic sollen die ersten Seiten der Harry-Potter-Romanreihe entstanden sein. Vielleicht ja, J. K. Rowling war jedenfalls oft hier zu Gast
©mauritius images / Alamy Stock Photos/Alamy Stock Photos/mauritius imagesWie im Wohnzimmer!
Porto kann man, wie viele andere Orte auf der Welt, am besten erleben, wenn man sich mit den Einheimischen austauscht. Und die Menschen in Porto sind äußerst gastfreundlich, sie freuen sich immer über ein freundliches „Bom dia“ (Guten Morgen) oder ehrliches Interesse an ihrem Leben. Und laden Gäste dafür auch gerne mal auf einen Kaffee oder eine selbstgemachte Pastel de Nata ein. In manchen Gassen fühlt es sich ohnehin so an, als würde man direkt im Wohnzimmer landen. Die Wäsche hängt vor der Tür, die Bewohner sitzen auf Sesseln oder Bänken zusammen vor ihrer Haustür und plaudern, lachen, trinken gemeinsam.
Kuriose Fakten. Wussten Sie, dass ...
… Porto kann auch Kaffee. In der Stadt gibt es seit Jahren eine aufstrebende Kaffeehauskultur mit neuen Spezialitäten und eigenen Röstungen. Probieren lohnt sich!
… der Bahnhof São Bento in Porto ist ein einzigartiges Kunstwerk. Mit 20.000 dekorativen typisch portugiesischen Kacheln sind dort
historische Szenen dargestellt.
… der Name von Portos Kult-Sandwich Francesinha wurde vom französischen Croque Monsieur inspiriert und bedeutet übersetzt soviel wie „kleines französisches Mädchen“.

Unterirdische Schätze: Wein- und Portweinkeller gibt’s in Porto zuhauf
©Getty Images/vuk8691/istockphotoEbenfalls ein echter Geheimtipp, der sich mittlerweile verdächtig zuverlässig herumgesprochen hat: Den Tag mit einem Portwein im Jardim do Morro, einem grünen Idyll links oberhalb der Ponte Dom Luís, ausklingen lassen. Man kann sich etwa mit einer Decke und ein bisschen Naschzeug zu den vielen anderen Pärchen und Freundesgruppen im Park hocken, dem bedächtigen Tuscheln lauschen und beobachten, wie die Sonne langsam den Tag zur Nacht werden lässt.
Von dort aus hat man übrigens auch einen traumhaften Blick über den Douro und die Altstadt, die sich langsam in ein anderes Licht taucht. Während die Sonne im Horizont des Wassers untertaucht, erwacht in der Stadt ein Lichtermeer. Irgendwie magisch.
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