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Basel entdecken: Ein Wochenende beim Eurovision-Gastgeber 2025

Schwimmen und Chillen: Die Schweizer Stadt für Kunst, Kultur und Architektur bietet einen besonders lässigen Lifestyle.

Überblick

Anfahrt

Züge: Railjet oder Nightjet Wien–Zürich, dann weiter nach Basel, oebb.at, sbb.ch
Flüge: Austrian Airlines und SWISS bieten auch Direktflüge von Wien zum EuroAirport Basel. swiss.com, aua.com
 

Tipp

Bei einer Buchung in Basel ist die Basel Card in einem Hotel, Hostel, Bed and Breakfast oder Appartement inklusive. Gratisbenutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel

Währung

Franken

Die Sonne scheint, das Leben ist schön – vor allem am Rheinufer. Hier treffen sich die Basler in der Mittagspause und nach der Arbeit in einem der kleinen Lokale oder direkt am Wasser auf den Steinstufen – und genießen das Altstadt-Panorama auf der anderen Seite des Flusses. 
Wer so sitzt und schaut, kann bereits ein wenig spüren, was Basel ausmacht. Die sympathische Stadt am Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich bietet eine große Vielfalt – an Sprache, Kultur und Lebensgefühl. Das passt zum Eurovision Song Contest, der ja Menschen über Grenzen hinweg miteinander verbinden soll. Kein Wunder also, dass ausgerechnet die knapp 200.000-Einwohner-Stadt den Zuschlag für den Song Contest 2025 bekommen hat – und nicht Zürich. 
 

160 Millionen Zuschauer werden den Musikwettbewerb verfolgen, und dadurch vielleicht sogar Basel besser kennenlernen. Das schürt Hoffnungen: „Schön wäre, wenn die Menschen erkennen, dass unsere Stadt nicht langweilig ist“, sagt eine Stadtführerin. Und ein Einheimischer: „Wir sind so viel mehr als Rathaus, Münster und Basler Läckerli.“ Basler Läckerli sind eine Art Lebkuchen, die nach Weihnachten schmecken und gerne als Mitbringsel im Koffer landen. Ein kleines Stück Basel für unterwegs – was übrigens kein Fehler ist. 
 

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Badesachen einpacken. Denn in Basel hat das „Rheinschwimmen“ Tradition. Kaum ein Basler, der es nicht zelebriert.

©BAsel Tourismus

Wie ein Fisch im Wasser

Genauso wenig ein Fehler wäre, zumindest einmal im Leben, eine luxuriöse Auszeit auf der Terrasse des Grand Hotel „Les Trois Rois“ zu genießen: mit einer Champagner-gekrönten Teatime. Und wer nach günstigeren Erfrischungen sucht, die gibt es auch. Etwa  beim  „Rheinschwimmen“, wie der Basler Volkssport Nummer eins heißt. Dafür packt man seine sieben Sachen in den „Wickelfisch“ (der stylische, wasserdichte Sack  ist Kult), wählt eine Einstiegsstelle und schwimmt mit der Strömung. 
 

Der „Wickelfisch“ ist auch ein Symbol für Umweltschutz  und ein Mahnmal, hatte doch  ein Chemieunfall den Rhein Ende der 1980er-Jahre in eine Kloake verwandelt.
Heute funktioniert die ökologische Entwicklung in der Region – das zeigt etwa der „Landschaftspark Wiese“, ein grenzüberschreitendes Naherholungsgebiet. Eine Radtour raus aus der Stadt und entlang des  Flüsschens „Wiese“ führt  zur Fondation Beyeler, die gerne als „beliebtestes Kunstmuseum der Schweiz“ tituliert wird. Von Gezwitscher begleitet – dem Song Contest der Vögel – geht es an diesen Ort, der Kunst einzigartig in Szene setzt: Das von Renzo Piano designte Museum ist von natürlichem Licht durchflutet und bildet fast eine Einheit mit Garten und Teich. Basel scheint kreative Köpfe auf besondere Weise zu inspirieren; schon Hermann Hesse kam einst hierher, um zu schreiben. 

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Zwischen Gotik und Gegenwart: Das Münster und die Roche-Türme zeigen, wie Basel seine Geschichte weiterbaut – himmelwärts
 

©Getty Images/Guven Ozdemir/istockphoto

In der Schweizer Stadt am Rheinknie trifft uralt auf ultramodern – historische Bauten stehen neben futuristischer Architektur. So ragen neben den markanten Türmen des Münsters auch die beiden Hochhäuser der Pharmafirma Roche in den Himmel. Sie wurden vom international bekannten Basler Architektenduo Herzog & de Meuron entworfen, das das Stadtbild seit Jahrzehnten entscheidend prägt – dazu gehört auch der ufoähnliche Messebau. Und wo schon die Architektur für Staunen sorgt, lässt auch die Museumslandschaft keine Wünsche offen: Über 40 Häuser widmen sich Kunst, Geschichte oder Kuriositäten.
 

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Charmant unterwegs am Spalenberg

©BAsel Tourismus

Hoosesaggmuseum & Roothuus 

Wer will, könnte Wochen in den Museen verbringen. Nur eines braucht wenig Zeit: das „Hoosesaggmuseum“, wie es auf Baseldeutsch heißt; jenseits  der Grenze würde man es „Hosensackmuseum“ nennen. Der Name ist Programm: Hinter einem kleinen Schaufenster im Imbergässlein steht liebevoll arrangierter Kleinkram – so winzig, dass er in eine Hosentasche passen würde. 
Das ist mehr Spaß als Kunst, aber das  Gässlein ist umso charmanter. Hier lässt es sich verweilen, genau wie in den umliegenden schmalen, verwinkelten Gassen mit ihren denkmalgeschützten Häusern und Fassaden. Zwischen Nadelberg, Spalenberg und Andreasplatz geht es treppauf und treppab – das Quartier wirkt wie ein  Irrgarten, der immer wieder schmale Durchgänge mit überraschenden Ausblicken freigibt. Eine Pause lohnt sich in einem der gemütlichen Cafés am schattigen Andreasplatz.
 

Close-up of red town hall with clock, paintings and ornaments in Basel, Switzerland

Das Rathaus, von den Einheimischen „Roothuus“ genannt

©Getty Images/OlyaSolodenko/istockphoto

Vor Wochen versammelte sich hier der „Sing!Basel“-Chor und stimmte ABBAs ESC-Klassiker „Waterloo“ an. Immer mehr Passanten blieben stehen und sangen spontan mit. An anderen Ecken der Stadt waren Alphornklänge zu hören oder Buben, die trommelten, wie man es von der Basler Fasnacht kennt. All das zeigt, die Stimmung in Basel ist im besten Sinne ansteckend. 
Viele Besucher kommen für einen Tagesausflug, scheint die Stadt doch auf den ersten Blick überschaubar. Doch so verpasst man womöglich das Beste – denn Basel blickt auf jahrtausendealte  Geschichte zurück, die noch längst nicht zu Ende geschrieben ist. Diese Stadt braucht Zeit und Muse; schon das rote Rathaus, von den Einheimischen „Roothuus“ genannt, ist mehr wert als bloß ein Selfie im Vorbeigehen. Der Innenhof ist traumhaft schön. Der ursprüngliche Teil mit den drei Arkaden entstand zwischen 1504 und 1514. Das Türmchen wurde  erst im 19. Jahrhundert vergoldet, mit gerade mal  50 Gramm Blattgold. 
 

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Bereits diesen Sommer rückt die Stadt wiederholt ins internationale Blickfeld – etwa durch die berühmte Kunstmesse Art Basel oder die Frauen-Fußball-EM Anfang Juli

©BAsel Tourismus

Es ist gut möglich, dass Basel nach dem Song Contest goldene Zeiten erleben wird. Bereits diesen Sommer rückt die Stadt wiederholt ins internationale Blickfeld – etwa durch die berühmte Kunstmesse Art Basel oder die Frauen-Fußball-EM Anfang Juli. Auch langfristig tut sich einiges: Auf dem ehemaligen Zollfreigelände am Stadtrand  entsteht das neue „Dreispitz“-Quartier. „Wohnungen für Visionäre“ wurden gebaut – natürlich von Herzog & de Meuron, aber auch für Schweizer Verhältnisse bezahlbares Wohnen  soll es geben. Kunst- und Architekturfans kommen hier bereits auf ihre Kosten. Noch ist das Areal stark von Beton geprägt – aber genau das soll sich ändern: So ist etwa ein gigantischer Naturpool geplant – mit einer 100 Meter langen Schwimmbahn. Die Initiatoren wollen damit auf den Klimawandel reagieren: Städte brauchen halt mehr Grün und Abkühlung. 
Bis es so weit ist, fließt wohl noch etwas Wasser den Rhein hinunter. Trost gibt es derweil in der Altstadt: bei einem erfrischenden Bad in einem der Brunnen. Ja, das ist erlaubt – sogar erwünscht. Und weil beim Münster das gegenüberliegende Rheinufer dann schon wieder so einladend wirkt, bringt einen die Fähre – liebevoll „Fähry Leu“ genannt – für zwei Fränkli hinüber. Auf einen Apéro im Abendlicht.

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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