Ingwer, Erdäpfel und Co. gegen Lustlosigkeit: Was hilft wirklich?

Nahrungsmittel, denen ein gewisses Maß an libidosteigernder Wirkung nachgesagt wird, gibt es viele. Ingwer ist eines davon.

Her mit der Knolle: Das denkt vermutlich, wer die jüngsten Forschungsergebnisse über Ingwer nachliest. Nein, da geht es nicht darum, den nächsten Schnupfen oder allfällige Übelkeitsattacken zu bekämpfen, sondern um ein Mittel gegen Lustlosigkeit

Die chinesische Studie, im Journal "Sexes" veröffentlicht, fand signifikant positive Zusammenhänge zwischen wöchentlichem Ingwerkonsum und erhöhter Libido sowie einer dichteren Frequenz an sexuellen Aktivitäten – wozu nicht nur Geschlechtsverkehr, sondern auch erotische Fantasien und Masturbation gehören. 

Ermutigendes Fazit der Forscher: 

Ingwer könnte eine potenzielle Behandlung für sexuelle Probleme sein. Abgesehen davon schmeckt er gut, als Tee und scharfe Zutat im Wok.

Die Sehnsucht nach dem ultimativen Lustbooster scheint ungebrochen – seit es Liebe, Triebe und Menschen gibt, wird nach Mitteln gesucht, um das Begehren zu intensivieren. Sie alle sind mit dem Mythos der Liebesgöttin Aphrodite verknüpft, die – so schrieb der Ethnologe Christian Rätsch in seinem Buch "Pflanzen der Liebe" – von einer Muschel getragen über das Meer an einen Strand Zyperns gebracht wurde. 

Dort entstieg sie dem Wasser und "überall, wo ihre schmalen Füße den Boden berührten, blühten wundervolle Blumen und Bäume auf". Pflanzen der Aphrodite, Pflanzen der Liebe. Und auch die Muschel selbst hat zutiefst erotische Bedeutung, als Symbol der Vulva. 

Wann Homo sapiens erstmals zu einem Aphrodisiakum griff, ist nicht überliefert, Hinweise darauf finden sich schon ganz früh. Und während moderne Menschen heutzutage beim Paartherapeuten einchecken, wenn sie mit der Lust hadern, wurde, so Rätsch, "Ehepartnern einst geraten, Aphrodisiaka einzunehmen, die die Glut erhalten, bevor das erste Liebesfeuer erloschen ist". Vorbeugen ist besser als heilen (und heulen). Aber was darf’s denn sein? 

Genau betrachtet, scheint in fast jedem Nahrungsmittel ein kleiner Lustmolch zu schlummern, selbst Erdäpfeln wurde vor langer Zeit nachgesagt, sie würden die Libido steigern. Her mit dem Kartoffelpuffer! Bei Karotten könnte man das schon der Form wegen annehmen. Laut Dioskurides, einem der bekanntesten Ärzte der Antike, "reizt sie auch zum Beischlaf". 

Ein kurzer Blick ins Kräuterbeet des Schrebergartens reicht aber auch: Da wäre die Schafgarbe, die Navajo-Indianer angeblich vor dem Geschlechtsverkehr trinken. Oder Koriander, der im alten Ägypten im Wein getrunken wurde. Und die Sonnenblume, deren frische Blütenblätter man erst in Öl braten und mit Salz und Pfeffer würzen solle, um eine "größere Kraft zum Ehelichen Wercken" zu erwirken, so Naturforscher Lonicerus einst.

Zurück zum Ingwer: Genau genommen wird nicht die Pflanze gegessen, sondern deren Wurzelstock. Nahezu überall, wo Ingwer wächst, wird er zu aphrodisierenden Zwecken verwendet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt er als Gewürz, dessen Scharfstoffe die Verdauung fördern und allgemein stimulieren. Es heißt, er wirkt erwärmend – das ist, aus Sicht der TCM das Um und Auf, wenn es um das sexuelle Verlangen geht. Kälte? Pfui. 

Also sollte man immer darauf schauen, dass alles schön eingepackt ist. Keine nassen Badehosen, Unterleib und unteren Rücken warmhalten, kein nackter Bauch, kein Zug, vielleicht eine warme Decke um den Unterleib. Aphrodite hätte das vielleicht gefallen – immer nackt oder leicht bekleidet ist auch irgendwie fad. Dazu: eine Schale Ingwertee. Oder, frei nach der Köchin von Madame Dubarry, ein Mix aus Eidotter und Ingwer. Der katapultierte schon König Ludwig XV. auf horizontales Hochleistungsniveau.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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