Spargel, Beeren & Co: So erotisch kann es sein, mit den Händen zu essen

Manchmal sollte man es wagen, ohne Messer und Gabel zu genießen. Zumindest beim „Dinner for two“ im privaten Rahmen kann das Essen mit Händen sehr sexy sein.

Jetzt wird wieder Spargel gestochen, dazu passt der Spruch „Zarte Spitze, harte Arbeit“ (gefunden bei: marchfeldspargel.at) sehr schön. Und ja, freies Assoziieren ist an dieser Stelle selbstverständlich erlaubt, vielleicht sogar erwünscht. Wenn der Frühling gedeiht und Frisches wächst, dann liegt immer auch etwas Erotisches in der Luft. Kraft. Wachstum. Erblühen. Futter für die Seele und den Körper. Spargel gehört hier dazu – im Idealfall wird er mit Fingern gegessen – zu zweit, bei Kerzenlicht und gutem Wein. Fingerfood vom Feinsten, gegenseitiges Füttern inklusive.

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Manieren sind ja – in manchen Fällen – relativ. Es kann unglaublich erotisch sein, Messer und Gabel zur Seite zu legen, um mit den Händen zuzugreifen. Pfeif auf die Etikette! Wie sehr Menschen Fingerfood schätzen, zeigte eine Studie im Jahr 2019. Erst mussten 45 Studenten Käsewürfel betrachten und bewerten, dann durften sie zugreifen und essen. Und sieh an: Jene, die den Käse mit den Fingern gegessen haben, fanden ihn appetitlicher und schmackhafter. Die direkte Berührung und das damit verbundene sensorische Erlebnis scheinen Lebensmittel begehrenswerter zu machen. Man nimmt die Nahrung unmittelbarer wahr, sich als Draufgabe danach noch die Finger abzuschlecken, birgt ebenfalls Verführerisches. Essen mit Fingern erhöht jedenfalls die Genussfähigkeit, ähnliche Ergebnisse gab's auch bei einer Studie mit Donuts. Gut nachvollziehbar – das genießerische Tun mit Händen beginnt ja bereits beim Kochen und Backen.

Schlüpfriges Ei

Obwohl ich eine Küchenmaschine besitze, liebe ich es zuweilen, meine Hände in den Teig zu stecken. Zu spüren, wie sich ein schlüpfriges Ei mit weichem Mehl und körnigem Zucker zu einer weichen Masse vermischt, vermittelt mir das Gefühl, mittendrin zu sein statt nur dabei. Man fühlt, spürt, wühlt. Der Tastsinn wird angesprochen, die Seele der Nahrung wird erfasst. Er ist der erste Sinn, der sich im Mutterleib entwickelt und bis zuletzt bleibt. Berührung ist nicht nur überlebenswichtig, sondern auch ein zentraler Bestandteil unserer Sexualität, des sinnlichen Erlebens. Sidestep: Schätzungen zufolge essen zirka 4,2 Milliarden Menschen der Weltbevölkerung mit den Fingern, etwas mehr als eine Milliarde mit Stäbchen und zirka eine Milliarde mit dem Besteck. Aber nicht der Sinnlichkeit wegen.

Gemeinsam, im Privaten, ein besonderes Essen zu zelebrieren, bei dem man sich gegenseitig mit den Händen füttert, die Nahrung mit den Fingern ertastet und sich auf das Gefühlte einlässt, kann trotzdem ein echter Kick und hocherotisches Ritual sein. Eine Abwechslung im Alltags-Einerlei. Als gedankliche Anlehnung an ein römisch-exzessives Gelage, vielleicht. Oder wie es in „Asterix und der Kupferkessel“ heißt: „Orgien, Orgien, wir wollen Orgien!“ Dazu schreibt Isabel Allende in ihrem Buch „Aphrodite. Eine Feier der Sinne“: „Solche Bilder von zügellosem Sich-gehen-Lassen wecken die Sinnlichkeit …“.  Das aber, ohne die Etikette komplett zu verdammen, weil es eben auch sehr elegant und sinnlich sein kann, wenn zwei sexy und schön gekleidete Menschen bei einem großartigen Dinner mit dem Silberbesteck hantieren und ihr Chateaubriand nicht von Hand zerlegen. Doch auch im Restaurant darf man manchmal beherzt zugreifen: bei klassischem Fingerfood, Snacks, Schalen- und Krustentieren wie etwa Hummer, Krabben oder Garnelen, Muscheln, Spareribs, Wachteln und Artischocken. Und was ist jetzt mit Spargel? Dafür sollte man auf jeden Fall zu Messer und Gabel greifen – daheim ist hingegen, wie anfangs erwähnt, alles erlaubt. Bon Appetit !

Essen für Sex

Wenn schon im Dienste der Sinnlichkeit mit den Fingern essen,  dann das Richtige. Diese Nahrungsmittel sind laut Experten besonders gut für Lust und  Libido: Austern, Nüsse, Fisch, Avocados und Brokkoli.  Weniger in Sachen „Fingerfood“ empfehlenswert: Chilischoten und Olivenöl. Erstere, weil’s doppelt brennt, und fürs Olivenöl-Verkosten hat sich ein Löffel immer noch als angenehmer herausgestellt.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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