Selbstversuch: So anstrengend ist Bungee Fitness wirklich
Springen wie ein Känguru und dabei eine Menge Kalorien verbrennen? Klingt erstmal wie ein Witz, funktioniert aber wirklich.
von Theresa Eder
Anlass für den sportlichen Nachmittag ist der Geburtstag einer Freundin. Sie probiert nämlich für ihr Leben gerne verschiedenste Sportangebote der Stadt aus. Ihre Leidenschaft und unsere Einfallslosigkeit für Geburtstagsgeschenke führen uns also zum Haus der Bildung in Wien. DIE Adresse für Bungee Fitness.
Bungee-Jumping für Angsthasen?
Zuerst sei gesagt, dass Bungee Fitness nicht wirklich etwas mit Bungee-Jumping zu tun hat! Statt aus waghalsiger Höhe zu springen, bleibt man am Boden. Das Einzige, das die beiden Sportarten gemeinsam haben, ist das Seil, dass mit einem Gurt am Körper befestigt ist.
Ohne lange herumzufackeln, werden uns auch schon die besagten Gurte angelegt und festgezogen. Anschließend wird die Höhe der "Bungee Seile" von der Trainerin an die eigene Körpergröße angepasst. Dies sorgt für die richtige Menge an Widerstand bei den Übungen. "Perfekt. Jetzt versuch bitte mal einen Liegestütz und lass uns schauen, ob die Länge des Seils passen", fordert mich die Trainerin auf. Mit weit aufgerissenen Augen schauen wir uns alle einander an. Beim Testen und Aufwärmen schon Liegestütze machen? Das kann was werden.
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Nachdem alle "angeschnallt" sind, geht es auch schon los. Voller Elan tritt die Trainerin an den Spiegel, der an einem Ende des Raums hängt und erklärt uns, worauf wir beim Springen und Sporteln achten müssen und wie wir richtig mit den Seilen umgehen. Schon nach kurzer Zeit wird die Musik immer lauter und wir beginnen mit Aufwärmübungen wie Hampelmännern und High Knees. Die Energie der Gruppe – und vor allem der Trainerin – steckt an und wir kommen alle aufgrund unserer Lachanfälle gleich zu Beginn nur kurzzeitig zum Atmen.
Das volle Programm
Nach den Aufwärmübungen geht’s auch schon an die ersten richtigen Sprünge. Hier muss man viel Anlauf nehmen und wortwörtlich über seinen eignen Schatten springen. Schafft man dies, so fühlt es sich fast schon an, als würde man kurzfristig fliegen! Der Gurt verhindert hierbei nicht nach vorne zu kippen und ermöglicht es, dass man höher springen kann.
Schon nach wenigen Minuten verstehe ich auch, wie man bei nur einer Einheit knappe 400 – 600 Kalorien verbrennen soll. Was nämlich superlustig und spaßig aussieht, ist in Wirklichkeit wahnsinnig anstrengend. Nicht nur was die Muskelkraft, sondern auch die Ausdauer betrifft, komme ich schnell an meine Grenzen. Die Abfolge der Bewegungen ist sehr schnell, was meiner mangelnden Koordination nicht gerade in die Karten spielt.
Da der Raum sehr klein ist, und nur 10 Teilnehmer Platz haben, hat die Trainerin alles genau im Blick. Eine kurze Pause oder das Auslassen einer Übung wird demnach sofort mit motivierenden Worten und mahnenden Blicken "bestraft". Meine Vision eines entspannten Nachmittags mit Freundinnen verflüchtigt sich demnach sehr schnell.
Nach dem Fliegen begeben wir uns nicht erneut in die Höhe, sondern auf den Boden. Hier warten verschiedene Arten von Liegestützen auf uns. Und auch wenn sich mir beim Wort "Liegestütz" schon eine Gänsehaut auf den Armen bildet, merke ich schon nach 2 Wiederholungen, dass es gar nicht so schlimm ist wie gedacht. Die Spannung des Seils bietet Unterstützung und entlastet das Gewicht.
Die Übungen sind demnach sehr intensiv, aber durch das Seil dennoch schonend, wie uns unsere Trainerin erklärt. Es fühlt sich also fast so an, als müsse man nur ein Drittel seines Körpergewichts bewegen. So schafft man es sogar zwischen den Liegestützen kurz in die Hände zu klatschen oder seine Beine zu berühren.
Fix und fertig
Nach knapp 30 Minuten und etlichen Sprüngen und Liegestützen greifen wir alle zu unserer Wasserflasche. Die ersten Gesichter gleichen einem Sack Tomaten und vor jedem Wort, das wir miteinander sprechen, muss jeder erstmal ordentlich Luft holen. Auch wenn wir wahnsinnig viel Spaß beim Springen und Fliegen haben, macht sich ein Schmerz in Bereich des Gurts breit.
Diesen merkt vor allem der männliche Teilnehmer unserer Gruppe, der für kurze Zeit seinen Gurt entfernt und sich am Rand des Raumes absetzt. "An den Schmerz gewöhnt man sich nach der Zeit", erklärt uns die Trainerin, bevor sie auch schon die nächste Übung vorzeigt.
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An den Schmerz gewöhne ich mich leider auch am Ende der Stunde noch nicht. Immer wieder muss ich den Gurt richten und adjustieren. Ich fühle mich fast schon aufgeschürft an den Stellen bei meinen Oberschenkeln und an meinem Bauch. Vor allem bei den Liegestützen und Übungen, bei denen man sein ganzes Gewicht in den Gurt legt, sind die Schmerzen unerträglich. Auch ich muss – wie unser männlicher Teilnehmer – immer wieder kurz innehalten und pausieren.
Nach knapp 45 Minuten kündigt die Trainerin die letzte Übung für heute an. Bei dieser lässt man sich zunächst fallen und stößt sich kurz bevor man umkippen würde, mit den Füßen ab. Dies führt dazu, dass man sich wie ein Kreisel auf seinem Platz um sein Bungeeseil dreht. Nach einigen Versuchen und vor allem viel Überwindung haben wir den Dreh alle raus. Und trotz der Schmerzen, die ich mittlerweile fast nicht mehr ausblenden kann, ist das meine Lieblingsübung.
Nach weiteren fünf Minuten, in denen wir durch den Raum wirbeln, wird noch gedehnt und die Muskeln werden ausgelockert. Dann werden wir von dem Seil losgebunden und können den Gurt endgültig ablegen. Das war's also mit meiner ersten Stunde Bungee Fitness.
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Das erste und letzte Mal
Wie sich herausstellt, wird es auch meine letzte Stunde bleiben. Als ich am nächsten Tag nämlich munter werde und in den Spiegel schaue, sehe ich schon die ersten Schürfwunden und blauen Flecken an meinen Oberschenkeln und am Bauch. Auch wenn ich den Gurt seit guten zwölf Stunden abgelegt habe – die Schmerzen fühlen sich so an, als würde ich ihn immer noch tragen. Weitere Sportarten, die solch einen Gurt beinhalten, werde ich in Zukunft also meiden.
Und meine Freundin? Zum nächsten Geburtstag, wird’s wohl doch eher ein Gutschein für eine ruhigere Sportart. Yoga oder so passt doch auch….
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