Viel Meer Rekorde: Vom ältesten Lebewesen bis zum größten Tier des Planeten
1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser befinden sich in den Ozeanen der Welt. Da ist viel Platz für Erstaunliches. Hier lebt das größte Tier auf dem Planeten genau so wie das älteste Lebewesen. Und es ist bei Weitem noch nicht alles entdeckt.
Jahrhundertelang berichteten Seefahrer von riesigen Kraken, die in den Meeren ihr Unwesen treiben würden. Jahrelang wurde das als Seemannsgarn abgetan – oder auf den Schnapskonsum der Männer geschoben. Dabei schrieb schon der römische Gelehrte Plinius der Ältere 55 nach Christus von einem „Polypen“ mit riesigen Augen. Der schwedische Geistliche Olaus Magnus verfasste 1565 gar eine Beschreibung des Kraken aus der Naturgeschichte der nordischen Völker. Ein gar schreckliches Wesen entwarf er hier mit Hörnern und grausamen Augen. Dass hinter diesem Untier ein Riesenkalmar mit zehn Armen (ein Oktopus hat acht) stecken könnte, sollte sich ein paar Jahrhunderte später herausstellen. 1861 will die Besatzung des französischen Schiffs Alecton einen solchen gefangen haben – der jedoch wieder in der Tiefe verschwand. Zumindest ein Schwanzabschnitt blieb über, der der Wissenschaft übergeben wurde.
Vor der Küste Südafrikas spielen sich fast jedes Jahr spektakuläre Szenen ab. Im Sommer wandern riesige Sardinenschwärme nach Norden Richtung Mosambik. Die dicht gedrängten Zusammenschlüsse sind so groß, dass man sie vom All aus sehen kann. Die Schwärme aus Millionen von Fischen können bis zu 15 Kilometer lang und 1 Kilometer breit sein. Sie bewegen sich knapp unter der Wasseroberfläche und ziehen unzählige hungrige Fressfeinde an: Vögel, Wale, Haie. Doch die haben es nicht immer leicht, die Sardinenmassen teilen sich in kleinere Schwärme oder scheren im perfekten Einklang aus.
Was auch blieb: Eine Geschichte, die Jules Verne etwas später in „20.000 Meilen unter dem Meer“ aufgriff und maßlos ausschmückte. Die Technik machte in den Jahren danach riesige Fortschritte, doch es wurden lediglich riesige Kadaver gefunden. Erst 2004 gelang es japanischen Forschern zum ersten Mal, ein Bild von einem lebenden Architeuthis dux, einem Riesenkalmar, der bis zu zehn Meter lang werden kann, in der Tiefsee des Pazifiks zu schießen.
Das große Korallenriff in Australien ist ein einziger riesiger Rekord. Es besteht aus 3.000 einzelnen Riffsystemen und Korallenbuchten. Mit seinen 359 Steinkorallenarten ist es das größte von Lebewesen geschaffene System. 1.500 Fischarten leben hier ebenso wie 1.500 Schwammarten. Auch 215 Vogelarten sind hier heimisch. Das Great Barrier Reef ist 345.000 Quadratkilometer groß. Erst im Vorjahr haben Forscher eine Steinkoralle mit bis zu 10,5 Metern Breite und 5,3 Metern Höhe entdeckt. Damit ist sie so groß wie ein Doppeldeckerbus. Auch das Alter ist mit 250 Jahren beachtlich.
Riesige Wellen teilten das Schicksal mit den Riesenkalmaren. Dass sie sich haushoch auftürmen und ganze Schiffe mitten am Ozean verschwinden lassen können, wollte lange niemand so recht glauben. Seemannsgarn oder Seemannsrausch halt. Oder wenn schon das nicht, dann schlecht gewartete Schiffe oder mangelnde nautische Fähigkeiten.
Mitten im Riff wird es plötzlich dunkelblau – der Boden öffnet sich. Blue Holes – sogenannte Sinklöcher – im Kalkgestein sind schon imposant. Eines der bekanntesten und schönsten ist wohl das Blue Hole vor Belize in der Karibik (Bild). Mit seinen 125 Metern Tiefe und 300 Metern Durchmesser ist es auch ganz beachtlich. Den bisherigen Rekord hält aber das Dragon’s Hole im Südchinesischen Meer mit knapp 301 Metern Tiefe. Es wurde erst 2016 vollkommen vermessen. Damals war auch von einem der gefährlichsten Orte der Welt die Rede, weil dort nur wenige Lebewesen zu finden seien. Zuvor hatte man angenommen, dass das 200 Meter Tiefe Dean’s Blue Hole vor den Bahamas das tiefste Sinkloch ist.
30 Meter hoch
Auch hier sollte es bis zum Jahr 1995 dauern, bis Messanlagen das Phänomen Monsterwellen mit rund 30 Metern Höhe auf den Ozeanen eindeutig bestätigten. Jene vor dem portugiesischen Fischerort Nazaré waren zwar lange den Einheimischen bekannt, dem Rest der Welt aber verborgen. Sie türmen sich aufgrund eines Meeresgrabens alljährlich bis zu 30 Meter hoch vor der Küste im Atlantik auf, landen an und ziehen mittlerweile Surfer aus aller Welt an.
Dieser sanfte Riese ist der größte Fisch der Welt und kann bis zu 20 Meter lang und bis zu 34 Tonnen schwer werden. Dabei frisst der Walhai nur Plankton, das er einsaugt – und zwar in rauen Mengen. Dafür hat er auch ein riesiges Maul, in das auch manchmal kleinere Fische geraten. Oder wie es der WWF erklärt: Darin könnte sogar ein Sportwagen parken. Und auch sonst ist er rekordverdächtig: Der Fisch kann bis zu 100 Jahre alt werden. Sein Lebensraum ist in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern, wo er sehr lange Wanderungen zurücklegt. Wissenschaftler versahen einmal ein Weibchen mit einem Sender, das rund 20.000 Kilometer quer durch den Pazifik schwamm.
Die Weltmeere sind wohl noch immer voll von bisher nicht bekannten rekordverdächtigen Tieren und Ereignissen. Tröpferlweise entdeckt die Menschheit Neues und Erstaunliches – und verwirft ihre Erkenntnisse auch wieder. Nach Streitigkeiten unter Forschern gilt seit zwei Jahren der hawaiianische Pūhāhonu als größter Vulkan der Welt. Er erhebt sich 4.500 Meter vom Meeresboden – das ist aber nur ein Drittel seines Volumens. Der Vulkan ist so schwer, dass er die Erdkruste hunderte Meter tief absinken ließ. Er umfasst 150.000 Kubikkilometer Vulkangestein.
Sie haben neun Hirne und manchmal sollen zwischen ihren acht Armen sogar Spannweiten von zehn Metern vorkommen. Und dazu haben die intelligenten Tiere einen rasanten Lebenslauf. Diese Maße erreichen die Pazifischen Riesenkraken in nur vier Jahren Lebenszeit. Damit sind sie die größte Oktopus-Art der Welt. Weibchen besitzen an jedem Arm 280 Saugnäpfe – insgesamt also 2.240. Mit jedem einzelnen können sie sechzehn Kilogramm ziehen oder heben.
Größter Vulkan
Dass in nächster Zeit ein neuer Lava-Gigant in den Tiefe der Weltmeere auftaucht, ist nicht ausgeschlossen. Denn sie fassen rund 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Es weiß ja heute fast jeder Mensch, dass wir mehr über das All als über den Ozean wissen. Nur fünf Prozent der Meere gelten als erforscht. Dafür haben wir gelernt, dass die Weltmeere die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, produzieren. Damit nicht genug: Die Ozeane speichern mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und Landbiosphäre und binden so klimaschädliches Kohlenstoffdioxid CO2. Sie nehmen ein Drittel der menschengemachten Emissionen pro Jahr auf.
Dieses Tier sieht possierlich aus, hat es aber in sich. Bei Gefahr pumpt sich der Kugelfisch auf, um größer zu wirken. Und der giftigste Fisch der Welt ist er obendrein. 25–30 Menschen können sterben, wenn der „Diamant der Meere“ als Fugu in Japan schlecht zubereitet wird. Als besonders toxisch gelten Leber und Eierstöcke. Aber auch die fachgerecht aufbereiteten Teile des rohen Fischs sollen im Mund kribbeln und die Lippen betäuben. Das macht den Kick aus.
Aber irgendwann kann auch das beste und gigantischste System nicht mehr. Durch den Klimawandel wird das Wasser wärmer. Riesige Korallenriffe bleichen aus, Organismen haben es zusehends schwerer. Besonders jene im Methusalem-Alter. Denn niedrige Temperaturen eignen sich wohl hervorragend für eine stattliche Anzahl an Lebensjahren. Kälte konserviert, heißblütig zu sein, kann offenbar schaden.
Er ist das größte bekannte Tier, das auf der Erde lebt. Der Blauwal kann bis zu 33 Meter lang und 180 Tonnen schwer werden. Damit ist er fünfmal so lang wie ein Elefant. Die Zunge allein wiegt sieben Tonnen. Sein Herz hat die Größe eines Pkw und er frisst bis zu 7 Tonnen Krill pro Tag. Die Luftfontäne schießt bis zu zwölf Meter in die Höhe. Und als ob das nicht schon beeindruckend genug wäre, seine Gesänge können 188 Dezibel erreichen und sind damit lauter als ein Düsenjet (144 Dezibel).
Der Grönlandhai im Nordpolarmeer und im Nordatlantik kann 400 Jahre alt werden – er ist damit der Greis unter den Wirbeltieren. Das älteste Lebewesen lebt in der Antarktis und ist ein Riesenschwamm der Art Scolymastra joubini. Der kann 10.000 Jahre bestehen – und er ist damit doppelt so alt wie die Pyramiden von Gizeh.
Wie ein Pfeil schießt der Istiophorus platypterus durch das Wasser, wenn er einen Schwarm aus Makrelen oder Sardinen sieht. 110 km/h bringt der Fächerfisch, wie er auf Deutsch heißt, zusammen und hält somit den Geschwindigkeitsrekord im Wasser. Sein Körperbau ist auch dementsprechend optimiert. Er hat eine gewaltige fächerartige Rückenflosse, dazu noch eine zweite kleinere Rückenflosse. Am Rumpf hat er ebenfalls große Flossen, die er bei Bedarf anlegen kann. Sein charakteristisches Schwert verwendet er dazu, Beutefische in seiner Reichweite zu erwischen.
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