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Hochsaison

Versuchung in Rot: Erdbeeren für immer

Von den aromatischen Früchten können viele kaum genug kriegen. Wir servieren dazu weniger bekannte Fakten.

Wenn sich die Heilige Maria inmitten von Erdbeeren aufhält, hat das logischerweise eine andere Bedeutung, als wenn wir heute die Früchte pflücken. Was das berühmte Gemälde „Madonna in den Erdbeeren“ aus dem 15. Jahrhundert und das 21. Jahrhundert erdbeertechnisch verbindet, ist schlichtweg die Faszination für dieses Obst. Und jetzt, in der Hochsaison, ist die beste Zeit, die Früchtchen näher zu betrachten. Für viele ist sie überhaupt die Königin der Früchte – aufgrund ihrer leuchtend roten Farbe, des herzförmigen Äußeren sowie des unverwechselbaren Dufts und Geschmacks.

Erdbeeren nehmen Sonderstellung ein

Was Augen und Gaumen derart anspricht, regt auch den Geist an. Ernährungswissenschafterin und Pflanzenexpertin Margot Fischer attestiert ihr in ihrem aktuellen Buch „Erdbeere“ eine „herausragende Position“ und eine „Sonderstellung unter den symbolbeladenen Früchten“: Beim römischen Dichter Ovid als köstliche Nahrungsquelle des „Goldenen Zeitalters“, in der europäischen Malereigeschichte und bis zum Beatles-Song „Strawberryfields forever“. Damit verewigte John Lennon 1966 ein Kinderheim, in dessen Garten er als Kind gespielt hatte.

Als Symbol für Reinheit (etwa in Person der eingangs erwähnten Mutter Jesu) galt die herzförmige Frucht ebenso wie für Wollust und Erotik. Die Beispiele reichen von mittelalterlichen Assoziationen mit weiblichen Brustwarzen bis zum Ausnahme-Schauspieler Klaus Kinski, der 1975 mit seiner Skandalbiografie „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ für Aufsehen sorgte. Und bei manchen indigenen Völkern Amerikas nahmen Erdbeeren die Rolle eines Friedensstifters ein.

Medizin für die Kaiserin

Lange waren sie auch nur für medizinische Zwecke angebaut worden – Maria Theresia soll während der Saison täglich Erdbeeren gegen Rheuma und Gicht verspeist haben. Über positive Eigenschaften verfügen jedoch alle Pflanzenteile, wie wissenschaftliche Studien belegten. Sie wirken u. a. entzündungshemmend, antibakteriell, liefern Ballaststoffe für den Darm oder stärken das Immunsystem. Erdbeeren enthalten etwa mehr Vitamin C als Orangen.

Vermutlich waren es aber in den meisten Fällen wilde (Wald-)Erdbeeren, die damals eine Rolle spielten. Denn die Kultivierung der Superfrucht war lange Zeit gar nicht so einfach. „Erste gärtnerische Aktivitäten sind um 1300 in Frankreich belegt“, recherchierte Fischer. „Sie beschränkten sich auf die Anlagen des Adels.“ Diese frühen Versuche hätten allerdings „wenig Erfolg“ gehabt. Im 18. Jahrhundert waren erst rund 70 Sorten bekannt. Heute sind es etwa 600, und dank früher und später Sorten lässt sich die gesamte Saison auskosten.

Besonders alte Sorten werden wieder beliebter. Sie liefern zwar weniger Ertrag als moderne Züchtungen, sind aber hocharomatisch, etwa „Königin Louise“ oder „Direktor Paul Wallbaum“. Ihren 100. Geburtstag feiert heuer übrigens die wiederentdeckte Sorte „Mieze Schindler“, die ein deutscher Botaniker namens Schindler züchtete und 1925 nach seiner Frau benannte.

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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