
Reise nach Panama City: Zeitreise, Skyline und Regenwald in einem
Für Globetrotter ein absolutes Muss: ein Besuch von Panama und seinem geschichtsträchtigen Kanal.
Überblick
Reiseveranstalter bieten eine Reise meist im Paket mit einem Costa-Rica-Trip oder einer Karibik-Kreuzfahrt an.
Für Individualisten: per Fluglinie Iberia, mit Zwischenstopp in Madrid.
Balboa, US-Dollar
"Ich weiß von einer kleinen Insel, eine Meile westlich von Panama, draußen im Meer, im Pazifik. Sie ist fast unbewohnt, frei und sehr fruchtbar. Ich nehme Farben und Pinsel mit und will, weit fort von der Welt, wieder zu Kräften kommen." (Paul Gauguin, 1887)
Weit fort von der Welt fühlt es sich noch heute an, wenn man am beschaulichen Hafen von Taboga von Bord geht. Knapp zwanzig Minuten sind es mit der Fähre von Panama City zu der kleinen Insel im Pazifik. Von Wien mehr als eine Weltreise, eine Zeitreise.
An den Wänden der "Calaloo Beach FishBar & Grill" hängen Bilder, die von einem zivilisationsflüchtigen Franzosen stammen könnten: Paul Gauguin. Nicht, dass er hier viele Spuren hinterlassen hatte, aber die Jugendlichen, die sich weiter hinten, am Strand, um den Jet-Ski-Verleih kümmern, hätten auch in seinen Gemälden ein prächtiges Motiv abgegeben.
Rund zwölf Prozent der 4,5 Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung Panamas bezeichnen sich als indigen. Die meisten von ihnen leben in autonomen Gebieten, einige, wie die Emberá, haben sich harmonisch mit der Moderne arrangiert. Sie leben nach alten Traditionen, empfangen aber gerne touristische Besucher aus aller Welt.

Haben über Jahrhunderte ihre Kostüme und ihre Kultur bewahrt: Show eines der vielen indigenen Völker Panamas
©mauritius images / Alamy Stock Photos / Sébastien Lecocq/Alamy Stock Photos / Sébastien Lecocq/mauritius imagesWild, bunt, exotisch
Dieser Mix war für den Maler Gauguin wohl eine gute Vorbereitung für sein späteres Exil in der Südsee. In Panamá jedenfalls, dem Land der ethnischen Vielfalt, hielt es ihn nur wenige Wochen. Um unterwegs zu Geld zu kommen, hatte er sich, was vielleicht wenige wissen, im Sumpfgebiet des Dschungels mit Spitzhacke und Schaufel am Bau des Panamakanals verdingt. Keine gute Idee angesichts des Gelbfiebers sowie vielen Malariamücken, gegen die es damals noch keine wirksame Waffe gab.

Panama-Karte
©GrafikZurück in die Gegenwart. Dass der Panamakanal über 110 Jahre nach seiner Eröffnung bisweilen immer noch der Talk of the Town ist, stößt manchen Einheimischen bitter auf. Die sich anfangs unter französischer Ägide über gut 80 Kilometer quer durch den Dschungel angelegte Wasserstraße ist nun einmal uneingeschränktes Wahrzeichen des mittelamerikanischen Vorzeigestaates. Und offenbar gerne für Schlagzeilen gut.
Zuletzt polterte der aktuelle US-Präsident wegen der vielen chinesischen Frachtschiffe, die den Kanal passieren. (Interessant, in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass sein unvergessener Vorgänger John F. Kennedy im Zweiten Weltkrieg als 24-jähriger Junior Offizier einige Monate vor der Insel Taboga stationiert war, im Patrouillen-Torpedo-Boot PT-109.)
Im vergangenen Sommer war es hingegen der gesunkene Wasserpegel, der dem Kanal unerwartet zu einem medialen Auftrieb verhalf. Sei's drum, vielen Locals ist noch die Aufregung und Freude erinnerlich, als der schließlich unter der Schirmherrschaft der USA erfolgreich fertiggestellte Kanal am allerletzten Tag des Jahres 1999 an Panama zurückgegeben wurde.
Bitte ein bisschen Spanisch
"Oh, wie schön ist Panama." Den legendären Spruch des Kinderbuchautors und -zeichners Janosch scheinen tatsächlich alle auf den Lippen zu haben, die man trifft. Vom Taxler über die Frauen in bunter Tracht, die auf der Plaza Mayor Tücher und Decken feilbieten und den Eisverkäufer bis zu den Polizisten, die in der Altstadt von Panama City gemächlich Dienst schieben, sie alle freuen sich über Besucher, besonders jene aus Europa.
Touristen, die zur Begrüßung ein paar Worte auf Spanisch aus dem Ärmel schütteln können, genießen eindeutig einen Vorteil. Englisch ist zwar nicht verpönt, aber die Sympathien sind auf Seiten der "latin lover". Nicht unwichtig für alle, die in der Fremde vom Start weg einen guten Eindruck machen wollen: Der Name Panama (Spanisch Panamá) wird auf der letzten Silbe betont, PanaMA.
Apropos, wer gerne individuell, aber dennoch auf der sicheren Seite reist, sollte die Hafenstadt Colón am oberen, karibischen Ende des Panamakanals meiden. Liegt zu weit abseits vom Zentrum, meinen die einen. Besonders nachts zu gefährlich, behaupten die anderen. So gesehen passt es hervorragend, sich für einen zwei- bis dreiwöchigen Trip auf die etwa 800.000 Einwohner zählende Hauptstadt, einen anschließenden Abstecher in den Regenwald sowie ein paar faule Tage am Strand zu freuen.
Mietauto? Ohne Ortskenntnisse ein verwegener Gedanke. In Panama City gibt's eine ultramoderne U-Bahn (sogar bis zum Flughafen), viele Taxis und Hop-on-Hop-Off-Busse. Das sollte für die Städtetour reichen. Für Überlandfahrten empfiehlt sich ein klimatisierter Bus, wenn möglich in der bunt bemalten Variante der altgedienten "Diablos Rojos", die roten Teufel, die in einem früheren Leben einmal brave Schulbusse waren.
Ein Tipp: Am Busbahnhof bei der Albrook Mall viel Zeit einplanen, bis man endlich die passende Linie zum geplanten Zielort gefunden hat. Es gibt zwar viele Mitarbeiter (in Warnwesten), die gerne helfen – aber eben bevorzugt auf Spanisch.

Abenteuerlich: eine Busfahrt mit einem "Diablo Rojo"
©mauritius images / Alamy Stock Photos / GOUPI CHRISTIAN/Alamy Stock Photos / GOUPI CHRISTIAN/mauritius imagesNaturparadies im Regenwald
Ein roter Teufel steht dort hinten. Aber leider ohne Fahrer. Siesta? Schade. Ins nahe liegende Regenwald-Resort Gamboa geht's zum Glück auch mit der Linie BR1. Der Beifahrer winkt schon, ein paar Plätze sind noch frei, schnell einsteigen, bevor der Chauffeur ins wackelige Gaspedal tritt.
Immer mit an Bord sind viele müde wirkende Pendler, einige unerschrockene Touris und ein wilder Soundtrack aus Salsa, Pop, Reggae und Jazz – aber keine Toilette. Auf der Karte sind es zwar nur knapp 20 Kilometer bis zum Ziel, aber schon am Vormittag herrscht in Panama City eine Hektik wie in Wien zur Rushhour auf der Tangente.
Geschafft! Alles easy, wie daheim löst sich der Stau nach ein paar Minuten mit einem Schlag auf und wir sind in Nullkommamaria dort, wo wir von der Albrook Mall-Bahia H. aus hin wollten. Gamboa, das Naturparadies im Regenwald!
Besucher aus Kolumbien, vom Deutschen Außenamt und aus Asien sind ebenso da wie ein Baptisten-Ehepaar aus Sacramento, das hier Goldene Hochzeit feiert. Nach dem Abendessen gibt es die Möglichkeit, sich im offenen Safari-Jeep auf die Pirsch zu begeben. Tapire, Brüllaffen, Tukane und Ozelots sollen sich hier im Gebüsch verbergen. Oder dort? Aber alles Beten hilft nichts, heute Abend hat sich auch die Fauna früh in die Falle gehauen.

Glücklich, wer im Dschungel einen Tukan erspäht
©Getty Images/iStockphoto/edurivero/istockphotoMacht nichts, nächsten Morgen präsentiert sich der Dschungel bei einer Bootstour im Panamakanal in all seiner Pracht. Sogar Krokodile heben gelangweilt den Kopf, wenn die vielen Frachtriesen ihre Container durch den Kanal schaukeln. Für Binnenländler sind das fürwahr denkbare Augenblicke. Nicht zum ersten Mal denken wir, so schön, so spannend ist Panama.
Aber wie sieht es mit dem Baden in Panama aus? Wegen der Gezeiten und der steinigen Strände gibt es in der Hauptstadt nicht allzu viele Möglichkeiten. Taucher und Schnorchler schwören auf das Archipel der San Blas Inseln. Eine schöne Alternative sind der Prachtstrand in Farallón im Süden sowie die Inseln vor Portobelo im Norden.

Portobelo an der Karibikküste
©Getty Images/iStockphoto/MarcPo/iStockphoto
Auch das ZDF-Traumschiff fuhr hier schon durch: der Panamakanal
©Getty Images/Instants/iStockphotoAuch dort hat sich Panama seine regionalen Eigenheiten bewahrt, selbst wenn man sich besonders im Finanzdistrikt der Hauptstadt wie in einer x-beliebigen US-Metropole wähnt.

Skyline mit F&F-Tower genannt "El Tornillo" ("Die Schraube").
©Getty Images/iStockphoto/SL_Photography/iStockphotoAlle Geldgeschäfte werden übrigens in US-Dollar abgewickelt, aber man ist stolz auf die nationale Währung Balboa. Und den wirksamsten Schutz vor der tropischen Sonne bietet nach wie vor der Panamahut, selbst wenn der landestypisch geflochtene Strohhut ursprünglich von woanders stammt, aus Ecuador.
Hotels
- Tantalo Hotel
Boutiquehotel im Herzen der Altstadt (Casco Viejo) mit Rooftop-Bar und schönem Blick auf die aufregende Skyline von Panama City.
tantalohotel.com - Hotel Gamboa Rainforest Resort
Prächtiges Hideaway im Kolonialstil mit Blick auf den Panamakanal und direkter Fahrt – per Sessellift! – in den Regenwald.
gamboarainforestreserve.com-hotel.com - Taboga Palace SPA Hotel
Nur einen Katzensprung vom Pier entfernt, bietet dieses geräumige Kleinod einen großen Pool, einen sympathischen Gastgeber und einen tollen Blick aufs Meer.
tabogapalace.com
Sightseeing
- Panamakanal
Direkt bei den mächtigen Schleusen dem regen Schiffsverkehr zuzuschauen, hat schon was. Im Besucherzentrum gibt's ein IMAX-Kino mit einer Spieldoku zur Geschichte des Panamakanals, erzählt von Hollywoodstar Morgan Freeman. - Casco Viejo
Die Altstadt von Panama City atmet die wechselhafte Geschichte des Landes an jeder Ecke: von der Zeit der Konquistadoren über die Jahre der Diktatur General Noriega bis zur Gegenwart als beliebte Urlaubsdestination. - Portobelo
Das Dorf an der karibischen Küste beherbergte einst den größten Hafen Mittelamerikas. Namensgeber für die Portobello Road im Londoner Stadtteil Notting Hill und Karneval-Zentrum für das Volk der Congo, Nachkommen ehemaliger Sklaven.
Kulinarik
- Nomé Chocolate
Kleine Manufaktur für echte hochwertige einheimische Schokolade in der Altstadt von Panama. Hier können Besucher ihre eigene Schoko kreieren. Av. Central España - Mandinga Rum Bar
Perfekter Ort, um sich für einen Augenblick in die exotisch-spannende Szenerie von John Le Carrés Spionagethriller „Der Schneider von Panama“ versetzen zu lassen.
pedromandinga.com - Mia Beach Bar
Farallón an der Pazifikküste wartet mit kilometerlangen Stränden auf – und mit dieser Beachbar: Ceviche, gegrillter Fisch, Cocktails, Hängematten, Pizza, Livemusik, alles da!
Warum der Panamakanal so weltbewegend ist
Vasco Núñez de Balboa (Namenspatron der beliebten panamesischen Biermarke Balboa) war der erste Europäer, der 1513 bei einer Expedition im Dschungel Mittelamerikas die Wellen des Pazifischen Ozeans entdeckte. Der Romancier Stefan Zweig (1881-1942) hat diesen historischen Moment in seinen "Sternstunden der Menschheit" so beschrieben: "Hinter den abfallenden Bergen, den waldig und grün niedersinkenden Hügeln, liegt endlos eine riesige, metallen spiegelnde Scheibe, das Meer, das Meer, das neue, das unbekannte, das bisher nur geträumte und nie gesehene, das sagenhafte, seit Jahren und Jahren von Kolumbus und allen seinen Nachfahren vergebens gesuchte Meer, dessen Wellen Amerika, Indien und China umspülen."
Knapp zehn Jahre danach erteilte der spanische Kaiser Karl V. dem Eroberer Pedrarias Dávila, Begründer der späteren Hauptstadt Panama City, den Auftrag, eine Schiffsverbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu finden. Bis zur Eröffnung des Suezkanals 1869 ein Ding der technischen Unmöglichkeit. Und es war mit Graf Ferdinand de Lesseps auch genau jener kanalerprobte Pionier, der die ersehnte Wasserstraße durch die mittelamerikanische Landenge ermöglichen sollte. 1889 scheiterte das Projekt jedoch an Unzahl von Pannen, Pech und Korruptionsfällen.
1902 verkaufte eine Auffanggesellschaft die Fortführung der Arbeiten an die USA. 1903 wurde das Gebiet von US-Truppen besetzt, der unabhängige Staat Panama ausgerufen und der Weiterbau der Kanaltrasse in Angriff genommen. Am 3. August 1914 passierte der erste Frachter den Panamakanal. Im Juli 1920 wurde die Wasserstraße von US-Präsident Woodrow Wilson offiziell für den Schiffsverkehr freigegeben. Die USA behielten die Oberhoheit über die Kanalzone, bis 1977 US-Präsident Jimmy Carter mit General Oma Torrijos Verträge aushandelte, die zur Rückgabe des Kanals an Panama führten - am 31. Dezember 1999 um 12 Uhr.
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