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Die neuen Faceliftings: Ewige Jugend hat ihren (hohen) Preis

Prominente setzen auf High-End-Schönheitschirurgie. Ein Experte über neue Methoden und die Schattenseiten des Phänomens.

Kris Jenner hat's getan. Anne Hathaway wahrscheinlich auch. Ihre Gesichter wirken straffer, frischer – aber nicht gemacht. Kein gefrierender Stirnblick, kein Joker-Grinsen. Sondern: jugendliche Spannung, feine Konturen. Auch wenn man sich die jüngsten Auftritte von Lindsay Lohan, Brad Pitt oder sogar Bradley Cooper anschaut, beschleicht einen der Verdacht: Die Gesichtsstraffung beim Beauty-Doc gehört für Personen im Rampenlicht fast schon zum Status quo.

Willkommen im Zeitalter des „Deep Plane Facelifts“ und des „Ponytail Lifts“ – chirurgischer Eingriffe mit PR-wirksamen Namen, die versprechen, das Gesicht zu verjüngen, ohne es zu verfälschen. Viele Stars wollen ihre augenscheinlichen Operationen nicht zugeben. „Das ist wie, wenn man Leute fragt, ob sie Sex gehabt haben. Eine extrem intime Frage“, weicht Hathaway aus, als sie auf Beauty-OPs angesprochen wird.

Jenner spricht darüber

Eine Ausnahme macht Reality-Star Jenner, die mit 69 plötzlich aussieht wie 40. Sie gibt offen zu, sich bei dem New Yorker Arzt Steven Levine unters Messer gelegt zu haben – dessen Terminkalender wohl exklusiver ist als der von Vogue-Chefin Anna Wintour. Lohan, Pitt, Demi Moore und viele Supermodels sollen zu seinen Kunden zählen – bestätigt ist das nicht.

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Kris Jenner nach ihrem Lifting mit 69 Jahren.

©KrisJenner/Instagram
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Jenner vor ihrem Besuch bei Dr. Levine. Filler und Laser stehen and der Tagesordnung. 

©APA/AFP/ANDREA RENAULT

Lifting unter 40 Jahren

Der österreichische Schönheitschirurg Christian Wolf kennt seinen Kollegen Levine und die neuen Verfahren. Statt bloß Haut zu spannen, wird nun an den tieferen Strukturen des Gesichts gearbeitet – dort, wo der Alterungsprozess wirklich stattfindet: unter der Oberfläche, an Bändern, Muskeln, dem sogenannten SMAS.

Warum sich nun auch immer jüngere Celebrities mit nicht einmal 40 liften lassen?

Die Vitalität der Haut spielt eine entscheidende Rolle für die Narbenheilung. Jüngere Haut hat durch die stärkere Kollagenbildung eine viel höhere Spannkraft. Diese Kraft wirkt nach dem Eingriff quasi dem Lifting entgegen. Das kann im Heilungsprozess zu breiteren Narben führen – ein Risiko, das bei reiferer, weniger elastischer Haut in der Regel geringer ist.“ sagt Wolf. 

Neue Methoden, wie das endoskopische Facelift, verzichten auf Schnittführungen vor dem Ohr und halten Narben klein und unauffälliger.

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Viel straffer als noch vor einigen Jahren: Lindsay Lohan

©REUTERS/Steve Marcus
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Demi Moore, 62, soll dem selben Arzt wie Jenner vertrauen

©REUTERS/Kylie Cooper

Kosten von 200.000 Dollar 

Die kolportierten 200.000 Dollar, die Jenner für ihre Neumodellierung hingelegt haben soll, hält Wolf für realistisch – in einem derart exklusiven Segment. „Für den typischen Österreicher ist das wohl keine Option“, erklärt er. „Das sind Hollywoodstars mit exorbitantem Lebensstil – sie leben das Überzeichnete und Künstliche im Alltag. Das sind Ausnahmen.“

Denn auch wenn man nicht aufgeblasen nach Filler aussieht, hat es wenig Natürliches, mit 70 gänzlich faltenfrei in die Kameras zu lachen. Drei Wochen müssen Stars dafür von der Bildfläche verschwinden, bis Schwellungen abheilen. Eingriffe werden daher oft im Urlaub gemacht, so Wolf, der in Österreich, Deutschland und auf Mallorca praktiziert. Viele Patienten kommen alle fünf bis zehn Jahre. Auch Jenner hat ihr fünftes Lifting bereits hinter sich.

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Anne Hathaway (42) sorgte bei der Met Gala für Schlagzeilen ob ihrer neuen Gesichtszüge. 

©REUTERS/Mario Anzuoni
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Auch schon sehr faltenfrei, aber noch mit Schlupflidern im Jahr 2022.

©APA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Geld-Elite vorbehalten

Was als Fortschritt gefeiert wird, hat eine gesellschaftliche Schattenseite. Die ewige Jugend wird zum neuen Maßstab für Erfolg – und Vermögen. Schönheit ist heute käuflich. Aber was ist mit dem Selbstbild all jener, die sich diesen neuen vermeintlichen Idealbildern täglich aussetzen aber nie erreichen können?

 „Schön zu sein heißt nicht automatisch, glücklich oder vollends zufrieden zu sein“, sagt Wolf – und gibt zu bedenken, dass viele Patienten auch nach Eingriffen weiter an der äußeren Optimierung arbeiten. "Glück kann man sich, auch Hollywoodstars, mit der besten OP nicht kaufen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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