
Reisetipp Oman: Faszinierende Bauwerke und ein Trip zu den Beduinen
Wem Dubai zu laut ist, der findet in Maskat Entspannung und spürt Historie. Von dort aus ist es auch nicht weit in die scheinbar unendliche Wüste.
Überblick
Per Flugzeug von Wien z. B. via Istanbul nach Maskat, Direktflüge ab München. Flugzeit ca. 7 Std.
Am Flughafen in Maskat gibt es in der Ankunftshalle viele Taxis. Tipp: Pauschalpreis vereinbaren.
Es klimpert und glitzert: Von der Decke baumeln Tausende an Seile gehängte Ketten, alles Einzelstücke, und so tief, dass man sich beim Gehen ducken muss. Dann fällt der Blick unweigerlich auf aufgetürmtes Geschirr – Schalen, Tassen, Vasen, auch Körbe mit Gewürzen und Weihrauch.
Sehr eng ist es, man setzt jeden Schritt mit Bedacht, geht ein wenig wie "auf rohen Eiern", denn würde ein Gegenstand umfallen, reißt man den ganzen Turm mit. Doch es gleicht einem ungeschriebenen Naturgesetz: Alles bleibt an seinem Platz, egal wie viele Menschen sich in den schmalen Gängen drängen.
Der Mutrah Souk in Maskat ist einer der ältesten Märkte der arabischen Welt, bereits vor mehr als 200 Jahren diente er als Marktplatz für Waren aus der ganzen Welt. Die Nähe zum Wasser machte es möglich, dass Händler mit schwer beladenen Schiffen Stoffe, Gewürze, Schmuck und Kräuter brachten.
Dieses Bild zeigt sich noch heute. Ein Geschäft reiht sich an das nächste, meist mit den mehr oder wenigen selben Waren, es ist laut, es wird gerufen, um auf die Produkte aufmerksam zu machen.

Der Mutrah Souk in Maskat ist einer der ältesten Märkte der arabischen Welt.
©IMAGO/Xinhua/IMAGO/Wang QiangHier türmt sich in Plastiksäcken auch Al-Hojari, der als bester Weihrauch der Welt gilt und aus dem Harz des Baumes Boswellia gewonnen wird. Er stapelt sich neben weiteren Sorten, es gilt, auf die Qualität zu achten. Minderwertiger Weihrauch ist erkennbar an kleinen Stücken und einer bernsteinfarbenen, fast schwarzen Färbung.
Hochwertiger Weihrauch hingegen ist fast durchscheinend, nahezu weiß, und die Stücke sind etwa einen bis zwei Zentimeter groß. Und wer genau schaut, findet auch Oud, jenes Holz des Adlerholzbaums, das für die Herstellung von Luxusdüften verwendet wird. Es lässt sich wie Weihrauch auf eine glühende Kohle legen und verströmt ein wohliges, warmes Aroma – eines, wie aus Tausendundeiner Nacht.

Oud ist besonders hochwertig und kann auf einem Stück heißer Kohle sein Aroma entfalten
©Getty Images/fotomem/istockphotoTraditionelle Gewänder
Aus dem Treiben des Souks heraußen liegt ein kurzer Spaziergang entfernt eine weitere Oase zum Entdecken, besonders für Gourmets: der traditionelle Fischmarkt. Hier türmen sich Fische, Krabben und Krustentiere auf großen Eisflächen, auch hier Stimmengewirr von Händlern und Passanten. Etwas weiter hinten in der gekühlten Halle kann man dann auch beim Filetieren frischer Fangware zusehen, mit riesigen scharfen Messern werden hier die Fische portioniert, die Obsthalle gegenüber erscheint da fast unspektakulär. Ist sie aber nicht, hier finden sich etwa Datteln und unzählige verschiedene Nüsse.

der Fischmarkt in Maskat
©mauritius images / Alamy Stock Photos / Boaz Rottem/Alamy Stock Photos / Boaz Rottem/mauritius imagesEigentlich zählt Maskat "nur" rund 640.000 Einwohner, und es scheint, alle sind hier gleichzeitig unterwegs. Frauen in Abayas, also in langen Überkleidern mit Kopfbedeckung oder mit Niqabs, ziehen in Kleingruppen von Geschäft zu Geschäft, während Männer in Kandoras (oder auch Dishdashas) gehüllt sind. Die traditionellen Gewänder sind weite weiße Stoffe, dazu wird eine so genannte Kumma aufgesetzt – eine runde, oft bunt gemusterte Kappe. Sie schützt nicht nur vor der Sonne, sondern soll auch Zeichen der kulturellen Zugehörigkeit sein. Für Touristen gibt es keine Kleidervorschrift, abgesehen von der Grand Mosque.
Dort gelten strikte Regeln. Frauen werden bereits am Parkplatz darauf hingewiesen, ein Kopftuch aufzusetzen und sämtliche Haut zu verdecken, auch die Handgelenke dürfen nicht zu sehen sein. Wer nichts Passendes dabei hat, wird in einen Shop geschickt, um sich dort (zu überteuerten Preisen) einzukleiden. Männer brauchen lange Hosen und ein Hemd mit zumindest kurzen Ärmeln.

Die "Grand Mosque" ist ein beeindruckendes Bauwerk samt riesigem Luster, besetzt mit einer Million Kristallen
©mauritius images / Westend61 / Valentin Weinhäupl/Westend61 / Valentin Weinhäupl/mauritius imagesEine Million Kristalle
Wer dann die Schuhe ausgezogen hat und durch den großen Bogen der Moschee tritt, hat Grund zu staunen: Aus 300.000 Tonnen indischem Sandstein wurde dieses Bauwerk erschaffen, innen breitet sich ein riesiger Teppich aus, geknüpft von 600 Perserinnen innerhalb von drei Jahren. Er darf nur von Muslimen betreten werden, deshalb wird er während der Besuchszeiten mit breiten Läufern abgedeckt. Von der 50 Meter hohen Kuppel hängt der größte Luster der Moschee: acht Meter breit, rund 15 Meter hoch und neun Tonnen schwer – das entspricht dem Gewicht von rund neun Kleinwagen.

Grand Mosque
©Getty Images/Mlenny/istockphotoWie die Statik das möglich macht, grenzt an ein Wunder. Besetzt ist der Luster noch dazu mit rund einer Million (!) Swarovski-Kristallen und 1.200 Lampen. Im Inneren gibt es übrigens sogar eine Stiege für die Wartung. Im Kontrast zu diesem gigantischen Bauwerk wirkt das Royal Opera House Muscat, das nur rund zehn Autominuten entfernt liegt, ziemlich klein – doch ist es nicht zu unterschätzen.
Als eines der ersten Opernhäuser in den Golfstaaten wurde es 2011 eröffnet, bietet Platz für 1.100 Gäste und orientiert sich am modernen omanischen Baustil, die Fassade wurde mit Kalkstein aus der Wüste des Omans verkleidet. Innen: Marmorböden, Täfelung und in Vitrinen ausgestellte Leihstücke des Sultans – darunter auch alte Musikinstrumente.

Nicht nur in Maskat, auch in Suhar zeigt sich die Moschee besonders beeindruckend
©Getty Images/monticelllo/istockphotoApropos Sultan: Sein Palast samt weitläufiger Gartenanlage liegt rund 20 Autominuten entfernt, Anfang der 1970er-Jahre wurde er erbaut, heute dient er ausschließlich repräsentativen Zwecken, etwa dem Empfang von Staatsgästen. Wenn der Sultan in der Nähe von Maskat ist, wohnt er nämlich im nahe gelegenen Wohnpalast Bait al-Barakah in Sib.

Blick auf die beleuchtete Promenade von Maskat, die direkt am Wasser liegt
©Getty Images/iStockphoto/Lukas Bischoff/iStockphotoTrip zu den Beduinen
Doch der Oman kann auch noch ganz anders sein – nicht prunkvoll, sondern ganz bodenständig. Von Maskat aus dauert es rund drei Stunden mit dem Auto Richtung Süden (hierfür gibt es geführte Touren in Jeeps), mit jeder Stunde steigt die Temperatur, und die Luft wird trockener. Man merkt: Die Wüste naht. Kurz bevor der Jeep in die Sanddünen einbiegt, wird an einer kleinen Werkstatt gehalten und Luft aus den Reifen gelassen. Dann beginnt die Fahrt in die scheinbare Unendlichkeit: Nichts als Sand und Dünen, eine Weite, die ihresgleichen sucht. Hier funktioniert kein Handynetz mehr, hin und wieder taucht ein Steinhaus auf, dort wohnen die Beduinen.

In der Wüste südlich von Maskat eröffnet sich eine Weite mit Sanddünen, hier können Touristen auch auf Kamelen reiten und Beduinen besuchen
©Getty Images/iStockphoto/Dynamoland/iStockphotoLange vorbei sind die Zeiten, in denen sie als Nomaden in Zelten hausten. Sie reisen nur noch selten auf ihren Kamelen durch das Land und verbringen den heißen Sommer auch nicht mehr in der Wüste, sondern in der Stadt. Etwas skurril wirkt es, wenn der Jeep schließlich abbiegt und auf einer Art Parkplatz stehen bleibt – dort kauen Kamele selig vor sich hin, Touristen können auf ihnen eine kleine Runde reiten, nebenan ein großes überdachtes Zelt, in dem Töpferware und Textilien angeboten werden – vor Ort werden die großen Tücher mit Pailletten auch noch geknüpft. Und auch wenn es nur für die Touristen gemacht ist, setzt man sich auf die großen Teppiche am Boden, nimmt eine Dattel, tunkt sie in den frisch gebrühten Kaffee, isst sie, trinkt die Tasse aus und schüttelt sie anschließend kurz – das soll Glück bringen.

Karte: Oman
©GrafikAm Retourweg von der Wüste wird wieder bei der kleinen Werkstatt gehalten, die Reifen werden wieder aufgepumpt und es geht weiter, durch kleine Dörfer, an deren Straßenrändern Einheimische Essen in großen Kesseln zubereiten. Es gibt dort sogar ein Take-away des traditionellen Shuwa, dafür wird Fleisch (meist Lamm oder Ziege) mit Gewürzen mariniert und über Stunden gegart, anschließend zerstampft.
Abseits davon zeichnet sich die omanische Küche etwa durch das Gericht Haares aus – dafür wird Weizen und Huhn oder Rind stundenlang gekocht und zu cremiger Konsistenz püriert. Oder durch Makbous, dafür wird gewürzter Reis mit Lamm und Gemüse kombiniert. Halwa hingegen ist eine Art süßes Gelee, das aus Zutaten wie Rosenwasser, Nüssen und vor allem Zucker hergestellt wird.
Schwimmen in Kulissen
Es lohnt sich, auf der Rückfahrt nach Maskat einen Schlenker zu einem Wadi zu machen, etwa zum Wadi Bani Khalid. Nach einem kurzen Spaziergang über Stock und Stein (aber ebenerdig), erreicht man das Wasser. Schwimmen ist hier erlaubt (Frauen aber nur im Badeanzug, nicht im Bikini), wer weiter hineinschwimmt, nähert sich einer Höhle, die man auch zu Fuß erreichen könnte – das allerdings dauert beträchtlich länger, rund eine Stunde beträgt die Wegzeit. Alternativ lässt es sich aber auch auf den Steinen entspannen, Sand gibt es hier keinen, beeindruckend ist die Kulisse: Rundherum prangern hohe Berge um einen herum.

Der Oman hat faszinierende Kulissen, hier etwa Wadi Shab – Schwimmen ist teilweise möglich
©Getty Images/Sophie Dover/istockphotoUnd zu See? Auch da trumpft der Oman auf, nämlich mit Delfinen. Mit kleinen Booten steuert man über das Meer, um sie zu entdecken, die See kann dabei besonders rau sein, die Wellen hoch. Tipp: Im Boot ganz nach vorne setzen, hinten werden die Passagiere oft klatschnass. Es lohnt sich – die Delfine schwimmen nicht nur neben dem Boot, sie springen auch aus dem Wasser, als würden sie tanzen.

Bei einer Bootstour sieht man Delfine
©Getty Images/Samer Lahoud/istockphotoEin Blick an die Küste zeigt, dass der Oman am Beginn des wachsenden Tourismus steht: Eine Bucht nach der anderen wird von Luxushotels bebaut, ausgeschlossen sind dabei aber Hochhäuser oder gar Wolkenkratzer. Die findet man in Dubai, dort können sie auch bleiben.
Tipps in Maskat: Sehen und Erleben
- Mutrah Souk Bazar: Einer der ältesten Märkte Maskats, laut, eng, viel Trubel, an jeder Ecke Weihrauch. Es werden vor allem Gewürze, Stoffe und Schmuck angeboten.
- Wadi Bani Khalid: Wunderschöne Oase mit Wasserläufen zum Schwimmen, der Weg dorthin vom Parkplatz aus ist etwas holprig und geht über Stock und Stein. Tipp: Sonnenschutz, Handtücher und Snacks mitnehmen.
- Grand Mosque: Wer flott ist, spaziert innerhalb einer Stunde durch die weitläufige Anlage, es gibt verschiedene Räume, Schuhe müssen ausgezogen werden, außerdem gelten besondere Kleidervorschriften.
- Sultanspalast: Stets bewacht präsentieren sich die Gebäude, gepflegt sind die Gartenanlagen rundherum. Ganz zu den Bauten hin gelangt man zwar nicht, doch auch der Ausblick darauf ist es wert.
- Delfintour: Es gibt vom Hafen aus tägliche Touren zu den Delfinen, mit denen man auch schwimmen kann. Informationen dazu gibt es in den Hotels, von wo aus auch die Fahrten dorthin organisiert werden.
- Wüstenfahrt: Einen Tag lang sollte man sich mindestens für diese Tour Zeit nehmen. Es gibt auch die Möglichkeit, in der Wüste zu übernachten. Wer das nicht möchte, wird per Jeep zu den Beduinen gebracht, kann dort Kamelreiten und fährt wieder retour.
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