Warum Glück nichts kostet und die Natur heilsam wirkt

Wie viel Geld bedarf es, um sich vom Unglück freizukaufen? Wenn es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen geht, gar keins.

"Es stimmt, Glück kostet nichts“, sagen spanische Wissenschaftler der Universität Barcelona. Sie beziehen sich dabei auf ihre neugewonnenen Erkenntnisse, die den Zusammenhang von Glück und Geld behandeln. 

In Zeiten von Inflation und Teuerungen erregt die Frage nach dem Stellenwert des Geldes erneut wissenschaftliches Interesse. Wie viel Geld bedarf es, um glücklich zu sein? Und bedeutet ein niedriges Einkommen auch weniger Lebenszufriedenheit?

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Was euch erwartet:

  • Macht Geld doch glücklicher?
  • Weniger ist mehr – oder nicht?
  • Ohne Geld lebt es sich glücklicher…?
  • Warum die Natur vorteilhafter für ärmere Menschen ist 
  • Geld und die Frage nach dem "Was?“

Macht Geld doch glücklicher?

In den vergangenen Jahrzehnten legten Untersuchungen nahe, dass Menschen in Ländern mit hohem Einkommen tendenziell auch eine höhere Lebenszufriedenheit angeben als jene aus ärmeren Gebieten. Diese Ergebnisse führten nicht zuletzt zu der Frage, ob Menschen nur in reichen Gesellschaften glücklich sein können. 

Auch andere Studien erweckten den Eindruck, das Geld zu besitzen zu mehr Lebenszufriedenheit führe. Eine in "Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlichte Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass jedes Plus in der Kassa das Glücksempfinden anwachsen lässt. Laut den Studienautoren Daniel Kahnemann und Matthew Killingswroth bestehe dieser Zusammenhang bis zu einem Jahreseinkommen von 500.000 Dollar.  

Allerdings konzentrierten sich die meisten dieser Studien auf Antworten von Bürgern industrialisierter Gesellschaften. Das heißt, Menschen, am Rande der Gesellschaft wie etwa indigene Völker, in denen Finanzen im Alltag nur eine untergeordnete Rolle spielen, wurden dabei nicht berücksichtigt.

Weniger ist mehr – oder nicht?

An der Untersuchung der spanischen Wissenschaftler nahmen 2.966 Menschen aus 19 verschiedenen indigenen und lokalen Gemeinschaften teil. Von ihnen verfügten nur 64 Prozent über ein Einkommen. Eric Galbraith, Hauptautor der Studie, zeigte sich überrascht vom Ergebnis, laut dem "viele Bevölkerungsgruppen mit sehr niedrigen Geldeinkommen über ein sehr hohes durchschnittliches Maß an Lebenszufriedenheit berichten“. Die Werte seien dem der wohlhabenden Ländern ähnlich, so der Experte.  

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Somit legt ihre Studie nahe, dass ein zufriedenstellendes Leben auch dann möglich ist, wenn kein hohes Maß an materiellem Reichtum vorhanden ist. "Der häufig beobachtete starke Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenszufriedenheit ist nicht universell und beweist, dass Wohlstand – wie er in industrialisierten Volkswirtschaften entsteht – nicht unbedingt erforderlich ist, damit Menschen ein glückliches Leben führen können“, sagt Victoria Reyes-Garcia, leitende Autorin der Studie.

Ohne Geld lebt es sich glücklicher…?

Warum die indigenen Völker ein derart hohes Maß an Lebenszufriedenheit verspüren, gibt den Wissenschaftlern der Universität Barcelona Rätsel auf. Frühere Studien deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Glück, der familiären und sozialen Unterstützung sowie Beziehungen, Spiritualität und Verbindungen zur Natur gibt. 

Warum die Natur vorteilhafter für ärmere Menschen ist

Unterstützt wird diese These durch eine neue Studie der Universität Wien, demnach die Natur besonders für Menschen mit geringen Einkommen von Vorteil ist, wenn sie diese aktiv besuchen. 

Schon früher wurde ein Zusammenhang zwischen einem geringen Einkommen und Depressionen sowie Angststörungen erkannt. Die Natur scheint das ideale Gegengewicht zu sein. So soll Zeit im Freien das Stressniveau senken, die Immunfunktion verbessern sowie auch die Denkfertigkeit. Außerdem führe es zu besseren Schlaf und eine gesteigerten Lebenszufriedenheit

An der Untersuchung teilgenommen haben 2.300 Personen aus ganz Österreich. 

Geld und die Frage nach dem "Was?“

Die Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass die Natur Einfluss auf das Wohlbefinden ärmerer Menschen haben kann. Allerdings berichten Menschen mit einem höheren Einkommen im Allgemeinen über eine höhere Lebenszufriedenheit, ganz gleich, wie häufig sie in der Natur sind. Der Effekt kann daher nur bei finanzschwachen Personen nachgewiesen werden. 

"Tatsächlich war das Wohlbefinden der ärmeren Personen, die mehrmals die Woche zu Besuch kamen, fast so hoch wie die der reichsten Befragten“, heißt es in der Studie. Der gesundheitlichen Vorteile sind laut Erstautorin Leonie Fian gleichzusetzen mit denen einer Einkommenssteigerung von 1.000 Euro pro Jahr. 

Beobachtet wurde diese Reaktion aber nur bei aktiven Besuchen in der Natur – nicht jedoch für den Grünteil rund um Häuser der Menschen. Entscheidend war also weniger der Ort, an dem sie lebten, sondern was sie in der Natur taten - wie etwa Spazierengehen. 

Die Wiener Wissenschaftler kommen somit zu dem Schluss, dass es wichtig ist, grünere Stadtteile und naturnahe Erholungsgebiete zu schaffen. Es sollte allerdings sichergestellt werden, dass sie besonders für einkommensschwache Gesellschaftsgruppen leicht zugänglich sind, bei denen sie am meisten einen gesundheitlichen Effekt zeigten. 

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