Frau schläft im Bett

Was mit dem Körper passiert, wenn wir Verdauungsschlaf machen

"Ein voller Bauch studiert nicht gern" – wenn man sich mal ehrlich ist, macht er gar nichts gern, außer uns müde zu machen. Doch hilft ein Schläfchen bei der Verdauung?

Bei gutem Essen langen wir gerne einmal beherzt zu und füllen unsere Bäuche randvoll mit den wohligen Speisen. Doch das bleibt nicht ohne Folgen. Nicht nur, dass sich ein unangenehmes Völlegefühl ausbreitet, nein, wir werden zudem auch müde und haben Schwierigkeiten uns zu konzentrieren. Doch warum ist das so? Und hilft Schlafen wirklich bei der Verdauung? Wir klären auf.

Hier mehr lesen: Was mit dem Körper passiert, wenn man täglich Mittagsschlaf macht

Was euch erwartet:

  • Warum wir nach dem Essen müde werden
  • Nach dem Essen schlafen - ja oder nein?
  • Was sonst bei der Verdauung hilft
  • Was tun gegen die Müdigkeit nach dem Essen?

Warum wir nach dem Essen müde werden

Dass wir nach dem Essen müde werden, ist meist ein natürliches Phänomen. Wissenschaftlicher gehen dabei von vier möglichen Theorien aus, warum unser Körper nach der Nahrungsaufnahme mit Müdigkeit reagiert:

Theorie 1: Die Sauerstoffzufuhr im Gehirn nimmt ab

Da es bei der Verdauung zur vermehrten Durchblutung des Verdauungstraktes kommt, wo die gerade ablaufenden Prozesse Energie benötigen, damit die Nahrung zerkleinert und Nährstoffe herausgefiltert werden, sinkt der Blutdruck und das Gehirn erhält weniger Sauerstoff. Das führt zum Verlust der Konzentrationsfähigkeit und Müdigkeit sowie Abgeschlagenheit treten auf.

Theorie 2: Neuropeptid-Hormone und ihr Einfluss auf das Schlaf-Wach-Verhalten

Unser Körper entwickelt im Hypothalamus in den Gonaden – sprich Hoden und Eierstock – sogenannte Orexine, also Neuropeptid-Hormone. Diese Orexinproduktion ist abhängig von der Nahrungsaufnahme. Sobald man etwas isst, nimmt dessen Ausschüttung ab. Das heißt, der Botenstoff wird gehemmt und die Müdigkeit setzt ein. Nach einiger Zeit setzt die Ausschüttung wieder ein und ein Hungergefühl macht sich breit.

Theorie 3: Die Produktion von Insulin

Vor allem Kohlenhydrate bestehen aus Zucker, den unser Körper als Kraftstoff verwertet. Wird es über die Nahrung aufgenommen, steigt die Produktion von Insulin an, um den vorher angestiegenen Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Die vermehrte Produktion von Insulin kann allerdings zu einer relativen Unterzuckerung führen, was zur Leistungseinschränkung des Gehirns und infolgedessen zur Müdigkeit führt.

Theorie 4: Müdigkeit aufgrund von Serotonin

Einige Lebensmittel enthalten eine Menge Tryptophan, eine Aminosäure, die für die Produktion von Serotonin zuständig ist. Serotonin ist nicht nur als Glückshormon bekannt, sondern wirkt auch schlaffördernd.

Hier mehr lesen: Zeit zum Glücklichsein: Fünf wichtige Glückshormone und wie man sie aktiviert

Nach dem Essen schlafen - ja oder nein?

Freunde des gepflegten Schlafes werden jetzt enttäuscht sein, aber sich nach dem Essen hinzulegen, ist nicht die beste Entscheidung für unseren Körper, da es die Verdauung stört. Warum? Der Nahrungsbrei im Magen stimuliert nämlich die Magensäureproduktion. Bei einem verminderten Verschlussdruck des Mageneingangs, wie es beim Hinlegen der Fall ist, können Speisebrei und Magensäure leichter zurückfließen. Wenn diese Magensäure in die Speiseröhre gelangt, verursacht dies Sodbrennen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern vor allem gesundheitsschädlich. Deswegen sollte man mindestens drei Stunden warten, bevor man sich nach einer Mahlzeit hinlegt.

Das bestätigt auch eine Studie, die sich mit Hinblick auf Krebserkrankungen damit beschäftigte, welche Auswirkungen Essen vor dem Schlafengehen auf den Körper hat. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Nahrungsaufnahme vor dem Zubettgehen ungesund ist. Grund dafür ist, dass der Körper eine gewisse Zeit braucht, um die Nahrung zu verstoffwechseln. Im Schlaf ist der Körper allerdings mit einigen Regenerationsprozessen beschäftigt, sodass es ihm schwerer fällt, die gesunden Nährstoffe aus den Speisen zu gewinnen.

Doch wie bei allem im Leben gibt es auch in diesem Fall eine Ausnahme. Wer nachts nicht ausreichend schlafen kann oder keine üppige Mahlzeit zu sich genommen hat, kann tagsüber einen sogenannten Powernap von 15 bis 20 Minuten einlegen. Besonders sinnvoll ist es dabei, das Nickerchen im Sitzen abzuhalten.

Noch ein Tipp: Wer sich nach ausreichend zeitlichem Abstand zum Essen beim Schlafen auf die linke Seite legt, unterstützt den Organismus bei der Verdauung. Grund dafür ist die Anordnung unserer Körperorgane. Auf die linke Seite gedreht, kann durch das Einwirken der Schwerkraft der Darminhalt leichter in den absteigenden Darm befördert werden. Und auch der links liegende Magen sowie die Bauchspeicheldrüse werden nicht gestaucht oder gequetscht.

Frau schläft

Auf der linken Seite zu schlafen hat einen positiven Effekt auf die Verdauung.

©Getty Images/iStockphoto/millann/iStockphoto

Was sonst bei der Verdauung hilft

Wer gegen das Völlegefühl vorgehen möchte, sollte stattdessen eher auf einen Verdauungsspaziergang setzen – nicht aber auf Sport! Denn wer sich direkt nach dem Essen körperlich ertüchtigt, belastet seinen Körper doppelt: Das Blut wird nach der Mahlzeit nämlich im Bauchraum gebraucht, wodurch der Organismus nicht imstande ist Höchstleistungen zu erbringen. Durch die moderate Bewegung bei einem gemütlichen Spaziergang wird die Durchblutung und somit die Verdauung angekurbelt. Auch die Peristaltik, die muskulären Bewegungen des Darms, die zum Weitertransport der Lebensmittelausscheidungen dienen, werden so unterstützt. Gestützt wird dieses Wissen durch eine Studie, die ergab, dass Spazierengehen nach einer Mahlzeit sogar effektiv den Blutzuckerspiegel senkt.

Darüber hinaus minimiert ein Verdauungsspaziergang die Refluxsymptome (wie etwa Sodbrennen).

Wer sich nach dem Essen nicht bewegen möchte, kann auch auf Tee zurückgreifen. Ja, richtig gelesen: Tee und nicht Kaffee, denn Koffein regt die Bewegungen in Magen und Darm an, aber nur, wenn ausreichend von dem anregenden Alkaloid enthalten ist. Ganz anders sieht das bei Pfefferminztee aus. Dieser enthält ein ätherisches Öl, welches Calciumionen in die Muskeln von Magen- und Darmwänden transportiert. Aber auch Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee sind wirkungsvoll bei einem vollen Bauch.

Was tun gegen die Müdigkeit nach dem Essen?

Damit ihr nicht in das sogenannte "Fresskoma" verfallt, solltet ihr ein paar Faktoren beachten:

1. Esst nicht zu viel auf einmal, sondern lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.
2. Esst vor allem langsam, sodass euer Magen ausreichend Zeit zum Arbeiten hat.
3. Achtet darauf, ausreichend zu schlafen, damit der Körper leistungsfähiger bleibt.
4. Moderate Bewegungen nach dem Essen helfen gegen Müdigkeit.
5. Frische Luft ist gesund für den Körper und Geist. Ein Verdauungsspaziergang verbindet moderate Bewegung mit frischer Luft.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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