Vorfreude auf den Urlaub

Warum ist die Vorfreude so oft schöner als das Erlebnis selbst?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Endlich, der Sommer steht vor der Tür, die Freude wächst mit jedem zaghaften Sonnenstrahl. Aber was, wenn’s wieder den ganzen Juni verregnet und im Juli dann andauernd der Nordwind pfeift? 

Oder die Fußball-EM: Als Fan bin ich ja eigentlich schon ganz kribbelig. Aber eigentlich, also wenn man so zurückdenkt: War je eine EM oder WM dann wirklich so toll, wie man sie sich ausgemalt hat? Zumindest aus rot-weiß-roter Sicht?

Ohne gleich in Josef Haders „Keller“-Misanthropie – Es is ja alles enttäuschend, die Liebe, die Kinder, die Akropolis – zu verfallen, kann man doch sagen: Oft freut man sich ganz narrisch auf etwas, und dann ... na ja. 

Wie auf – fast – alles, hat die Psychologie auch hier eine Antwort parat: Sigmund Freud nannte die Vorfreude auch „Vorlust“, die sich ganz ähnlich wie sexuelle Lust auch kultivieren lässt. Man hat also mehr davon, wenn man sich auf die „Wartezeit“ einlässt.   

Der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth weist allerdings darauf hin, dass die größten Glücksgefühle, durch unerwartete Ereignisse entstehen. Und warnt vor zu großem Druck, den man durch zu hohe Erwartungen aufbaut. 

Wäre es dann also besser, skeptisch auf das Ereignis zuzusteuern, wie wir es als österreichische Berufspessimisten eigentlich eh gründlich gelernt haben? 

„Nein!“, sagt Psychologe Jordi Quoidbach, der an der Universität Lüttich diesbezüglich geforscht hat. 

Demnach sind es nämlich eindeutig die Optimisten, die bei Eintritt des Ereignisses – egal ob Urlaub oder lang ersehntes Konzert – die größte Freude empfinden. Die Skeptiker hingegen, egal wie gelungen die Angelegenheit ist, finden dennoch ein Haar in der Suppe.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Bei ergebnisabhängigen Events wie einer Wahl oder eben einer Fußball-EM sei natürlich die Performance des eigenen Favoriten ein nicht unwesentliches Kriterium – aber auch hier stecken die Optimisten Rückschläge wesentlich besser weg als Pessimisten und empfinden im Fall eines Erfolges wesentlich stärkere Glücksgefühle als ihre miesepetrigen Kollegen. 

Also, geht scho Burschen – wir werden Europameister! Und der Sommer wird sowieso ein Wahnsinn. 
Ich freu mich schon ... 

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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