Weekender

Landpartie mit einem waschechten Salzburger: Her mit Open-Air!

Im Sommer zieht es uns hinaus zu den vielen Seen, ins Gebirge oder zu einigen ausgewachsenen Naturwundern.

Überblick

Einwohner

ca. 555.200

Fläche

7.156 km²

Wer Salzburg sagt, meint meist die Stadt. Festspielstadt. Mozartstadt. Barockstadt. Das hat seinen guten Grund, denn vieles an Salzburg ist einzigartig bis atemberaubend oder – sogar trotz Touristenmassen – wunderbar romantisch. Die schmale Steingasse etwa, von wo aus man den, von den meisten Besuchern sträflich vernachlässigten, Kapuzinerberg erwandern kann, über die alte Imbergstiege, 261 Stufen, als 14-Jähriger hat man hier spätestens ab der 87. verkrampft und mit verschwitzten Händen versucht, einen unpeinlichen Weg zu finden, seine Freundin zum ersten Mal zu küssen. Viel weiter oben hinter dichten Wäldern liegt das zauberhafte Franziski-Schlössl, ein beeindruckender Wehrbau des Dombaumeisters Santino Solari, seit mehr als 150 Jahren schon eine beliebte Gastwirtschaft für die Stadtbewohner.

Raus an den See!

Es ist nicht weit zum Wolfgangsee (Bild) oder zum Fuschlsee, zum Hintersee, Wallersee, Mattsee ...

©Airpix.at/Wolfgangsee Tourismus

Aber so schön es auch ist, wir Salzburger fahren schon ganz gern einmal raus. Gerade im Sommer, wenn es heiß und manchmal auch ein wenig eng wird in der Innenstadt. Die Seen des Flachgaus sind ein nahe liegender Dauerbrenner. Im wahrsten Sinn des Wortes. In knapp einer halben Stunde ist man draußen bei den Trummer Seen. Noch schneller geht's zum Wallersee, Salzburgs Antwort auf die Karibik, kaum über 20 Meter tief und deshalb liegt die Wassertemperatur in heißen Sommern gern in den hohen Zwanzigern. Nur unwesentlich länger dauert es zum Fuschlsee oder zum Wolfgangsee, zwei der wahrscheinlich schönsten Badegelegenheiten Österreichs.

Ganz schön idyllisch: der Fuschlsee

©Skyblue/FUSCHLSEE TOURISMUS

Ja, der Wolfgangsee gehört uns, ausgenommen das kleine gallische Dorf namens St. Wolfgang. Und nochmals ja, in Fuschl ist das Red Bull Headquarter, inklusive Europas größter Bronzeskulptur, iner galoppierenden Bullenherde, 14 Tiere, knapp 23 Meter lang, der Osttiroler Bildhauer Joe Pirkner hat nicht gekleckert, sondern geklotzt, beeindruckend ist es allemal.

Fährt man in Richtung dieser beiden einmaligen Salzkammergut-Seen, bietet sich eine Reise über den Gaisberg an, seit Mozarts Zeiten Lieblingsausflugsberg der Salzburger. Der Rundumblick ist gewaltig, vom Wolfgangsee und dem Dachstein über die Bischofsmütze bis zum 3000er des Ankogels im Süden und dem schroffen Watzmann im Westen. Sogar den Großglockner sieht man an klaren Tagen. Ein zweites Frühstück auf dem "Spitz",  und weiter zum Badespaß. Gleich nach dem Fuschlsee liegt übrigens der kaum bekannte Hintersee.

Der Hintersee bei Faistenau

©Georg Strobl/Tourismusverband Fuschlseeregion

Für viele Salzburger ist er eigentlich der schönste von allen.

Wild und sehr tief

Was ein Baier, Tiroler oder eben wir unter dem Wort "Klamm" versteht, wird oft nur unzureichend mit dem Begriff "Tal" übersetzt. Da haben sich Flüsse und Bäche über die Jahrtausende so tief in den harten Stein gefräst, bis links und rechts die Felswände 100, 200 und manche sogar 300 Meter senkrecht nach oben ragen. Kühl und feucht ist die Luft dort unten, ideal an einem heißen Sommertag – und die schrecklichen Mythen und Sagen, die mit vielen dieser Naturphänomene verbunden sind, können uns nicht schrecken ... Oder?

Ganz schön wild: die Salzachöfen

©DENIS FEINER/TOURISMUSVERBAND GOLLING

Es sorgt schon für Kribbeln, wenn man auf Stegen und Steigen unterwegs ist, der Himmel nur ein schmales blaues Band hoch über einem, während unten das Wasser tost als wären tausend Teufel los. Die Art Klamm, also die mit Wildwasser statt eines beschaulich dahinplätschernden Baches, heißt bei uns übrigens Ofen. Die berühmtesten sind die Lammeröfen und die Salzachöfen im Tennengau. Da brodelt es so richtig. Und wer sich traut, kann in den Salzachöfen über dem donnernden Spektakel der am Fels nagenden Strudel an einem Seil hängend entlanggleiten.

Danach bietet sich vielleicht ja in besonderem Maße ein Besuch der Wallfahrtskirche Maria Brunneck an, die Fuhrleute schon seit hunderten Jahren besuchten, wenn sie den damals gefürchteten Pass Lueg überwunden haben.

Die alte Burg Golling beherbergt heute ein höchst interessantes Museum der Kulturgeschichte

©TOURISMUSVERBAND GOLLING

Im Norden der Salzachöfen liegt Golling mit einer beeindruckenden Burg, die ein hübsches Museum der Kulturgeschichte des Tennengaus beherbergt, und natürlich der "Döllerer" mit Restaurant und Wirtshaus, der kulinarisch alle Stückeln spielt. Im Süden wartet Werfen, ebenfalls mit einzigartiger Burg, in der eine der besten Falknereien Österreichs zuhause ist. Die Vorführungen von Birgit Schmid und den anderen Falknerinnen sind eine echte Wucht.

Abkühlung ganz ohne See? Geht auch, ein Besuch in der Eisriesenwelt, der größten Eishöhle der Erde, ist eine wirklich coole Sache. Und auch die ist gleich ums Eck, nur eine gute halbe Stunde von der Stadt Salzburg entfernt.

Legt man noch einmal eine halbe Stunde Richtung Süden drauf, ist man im Gasteiner-Tal. Zumindest heute. Bis weit in die 1970er hinein musste man mit dem Auto durch die Gasteiner Klamm, die im Lauf der Jahre einige Beifahrer zum Kreischen gebracht hat und um die sich viele, sehr alte und sehr schaurige Erzählungen ranken. Der  Komponist Franz Schubert fuhr mit seiner Kutsche ebenso durch, als er 1825 in Bad Gastein urlaubte. Dem  Romantiker hat's in einem der romantischsten Täler Österreichs gefallen, er hat etliche Werke hier komponiert, darunter die große "Gasteiner" Sinfonie in C-Dur. Mitte September steigt auch heuer wieder das "Schubert in Gastein"-Festival am berühmten Wasserfall und einigen anderen Orten. Und im Gegensatz zu Schubert ist man heute von Salzburg aus in einer guten Stunde dort!

Niagarafälle und Biergarten

Apropos Wasserfall: Der berühmteste des Landes, quasi der Niagarafall der Alpen, liegt ein paar Täler weiter links, also westlich. Was, da übertreiben wir Salzburger wieder einmal? Mitnichten! 380 Meter Fallhöhe machen die Krimmler Wasserfälle zum höchsten Europas und dem fünfthöchsten der Welt.

Am stimmungsvollsten fährt man von Zell am See aus mit der Pinzgauer Lokalbahn hin. Dort wartet übrigens auch ein See, gar kein hässlicher. Und das einzigartige Steinerne Meer, tief im Westen, wo die Sonne versinkt...

Ich packe in meinen Koffer ...

… eine Badehose. Oder auch zwei. Denn es gibt mehr als 600 Seen im Salzburger Land, wovon zwar einige auf über 2000 Metern Seehöhe und deshalb ein wenig frisch sind, sehr viele allerdings nahezu ideale Badespaßbedingungen bieten.

… eine feste Regenjacke. Nein, nicht wegen des Salzburger Schnürlregens, der ist ein bösartiges Gerücht. Aber weil’s bei Klamm-Wanderungen  schon mal erfrischend spritzt, und in der Eisriesenwelt hat’s auch im Sommer Minusgrade!

… Wanderschuhe: Steinernes Meer, Krimmler Wasserfälle, und ungefähr 2.793 Klammen und Öfen, dazu all die Gipfel, die man bei einem Weißbier auf dem Gaisberg erkennen kann. Der Berg ruft!

Spektakulär: Die Krimmeler Wasserfälle

©Michael Huber/ÖAV Warnsdorf-Krimml

Und wenn man einmal einfach zu schlapp zum Rausfahren ist? Hier ein echter Salzburger Geheim-Tipp: Die Königssee-Ache, kurz bevor sie in die Salzach mündet. Gleich südlich von Anif, da fährt sogar ein Bus hin. Auf dem Heimweg noch im Felsentheater des Wasserschlosses Hellbrunn vorbeischauen - und dann endlich ins Bräustübl, dem Augustiner-Bräu-Biergarten in Mülln. Salzburgerischer geht’s nimmer. Prost!

©Nikolaus Faistauer/Zell am See-Kaprun Tourismus

Kuriose Fakten

Wussten Sie, dass ...

… es in der Stadt Salzburg eine frei lebende Flamingo-Kolonie gibt? Als er 15 war, bekam Bauer Robert Scheck, Sohn des Gründers von "Sport Scheck" in München, einen Flamingo geschenkt. Der heißt Peterl, ist mittlerweile 65 und hat dutzende Artgenossen in Freilandhaltung in Leopoldskron. Neben Schwäbisch-Hällischen Landschweinen und Stören in den Weihern.

… dass Mozart ein echter Casanova war? Oder ein Angeber. Jedenfalls behauptete er: "Wenn ich die alle heirathen müsste, mit denen ich gespaßt habe, so müsste ich leicht 200 Frauen haben."

… Bier in Salzburg enorm wichtig ist? Ja, gut. Aber auch wie wichtig? Das Stift St. Peter gab über Jahrhunderte an die Armen eine Bierspende aus: "cervisia ad hec sufficiens" – drei Mal täglich, im "ausreichenden" Maß. Und auf einer Plakette der Materialseilbahn auf die Festung steht keine maximale Gewicht-Anzahl in kg, sondern einfach: "170 Kisten Bier".

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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