Studie: Kinder verlängern das Leben

Ob Eltern oder Kinderlose länger leben, wollten Wissenschaftler einer amerikanischen Universität herausfinden. Dabei kamen sie zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Was braucht es alles für ein langes Leben? Eine gesunde Ernährung, Sport, die richtige Veranlagung und scheinbar auch Kinder. Denn wie neueste Untersuchungen der University of Michigan zeigen, soll das Großziehen von Kindern die Lebenserwartung einer Person bis zum Alter von 76 Jahren verlängern können.

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Für die Untersuchung wurden gesundheitliche und genetische Daten von 276.000 Personen aus dem Vereinigten Königreich erhoben. Nach der Analyse der Datensätze stellten die Forschenden fest, dass Frauen und Männer mit kleinen Kindern eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, länger zu leben. "Eine Sache, die relativ klar ist, ist dass es für ein langes Leben besser ist, Kinder zu haben, als gar keine Kinder zu haben“, so Studienautor Jianzhi Zhang

Allerdings gibt es etwas zu beachten. Es muss die richtige Anzahl an Kindern sein. Zu viele oder zu wenige verkürzen nämlich das Leben. "Zwei Kinder zu haben verspricht die längste Lebenserwartung.“ Laut dem Wissenschaftler erhöht sich die Lebenserwartung von Eltern um fünf bis zehn Prozent im Vergleich zu kinderlosen Menschen. 

Soziale Aspekte als Ursache 

Zhan erklärt sich die Studienergebnisse damit, dass mit dem Großziehen von Kindern soziale Vorteile für die Eltern einhergehen. "Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Kindern mehr soziale Kontakte haben. Zum Beispiel mit anderen Eltern und Lehrern.“

Außerdem könnte es auch darin begründet sein, dass zwei Kinder eine gute Balance im Leben darstellen. Sie bringen ein gesundes Maß an sozialen Kontakten, sind aber keine zu große wirtschaftliche oder körperliche Belastung für die Eltern.

Weitere Studien bestätigen Forschung

Auch eine Studie des Max-Planck-Instituts hat gezeigt, dass Menschen mit Kindern länger leben als jene ohne. Laut den Wissenschaftlern gelte das auch für Adoptiveltern. Die Forscher Kieron Barclay vom Max-Planck-Institut und Martin Kolk von der Universität Stockholm haben Informationen von über vier Millionen schwedischen Männern und Frauen erhoben, die zwischen 1915 und 1960 geboren wurden. Dank der Daten über Adoptiveltern war es den Wissenschaftlern zudem möglich, biologische und soziale Einflussfaktoren besser voneinander zu trennen. 

Die Untersuchung zeigte, dass Eltern im Schnitt länger leben als Kinderlose. Adoptiveltern profitierten sogar noch mehr: Ihre Lebenserwartung stieg bei der Adoption eines Kindes um zwei Jahre. Bei zwei oder drei Kindern gehen die Forschenden sogar von fünf Jahren aus. 

Gesundheit, Geld und Bildung 

Den Grund für den Anstieg der Lebenserwartung sehen Barclay und Kolk darin, dass Eltern wohlmöglich von vornherein bessergestellt sind als Kinderlose. Laut den Forschenden sind die wichtigsten Faktoren Gesundheit, Geld und Bildung. Wer darüber verfügt, findet eher einen Partner und bekommt Kinder.

Bei Adoptiveltern könnte das Adoptionsverfahren eine wichtige Rolle spielen. Potenzielle Eltern werden im Vorfeld auf mehreren Ebenen geprüft. Das bedeutet, eine Adoption geht erst vonstatten, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind: finanzielle Sicherheit, Gesundheit und ein sicheres Wohnumfeld. Alles Faktoren für ein langes Leben. 

Die Anzahl ist entscheidend

Doch es zeigte sich auch, dass sich die Sterblichkeit von biologischen Eltern an die der Kinderlosen annäherte, wenn bei der Untersuchung Bildung und Beruf berücksichtigt wurden. Bei fünf und mehr Kindern sank die Lebenserwartung von Eltern unter die von Kinderlosen. 

Bei Müttern spielt auch der medizinische Aspekt eine Rolle. Frauen, die Kinder zur Welt gebracht und danach gestillt haben, erkranken seltener an Gebärmutterhals- oder Brustkrebs. Doch dieser positive Einfluss ist weder auf Adoptiveltern noch auf Männer übertragbar. 

Daher vertreten Barclay und Kolk zwei Theorien: Zum einen sehen sie ihre Ergebnisse darin begründet, dass Kinder Eltern im Alter umsorgen und sie unterstützen, wodurch sich die Lebenserwartung verlängern kann. Und zum anderen verändern viele Menschen ihren Lebensstil, wenn sie Kinder bekommen. Sie übernehmen Verantwortung, achten auf die Ernährung, den Schlaf und so weiter – das heißt, sie führen ein gesünderes Leben. 

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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