Kinder mit geringem Sozialstatus fühlen sich eher einsam

Wie Wohlstand der Eltern beeinflusst, wieviele Freunde Kinder haben

In einer neuen Studie wurde herausgefunden, wie Freundschaften und Gefühle von Kindern von ihrem Sozialstatus beeinflusst werden. Außerdem: Was man tun kann, wenn das eigene Kind einsam ist.

In der Schulzeit haben viele Kinder nicht nur mit Hormonen, sondern auch mit einem oftmals schwierigen Umfeld unter Gleichaltrigen zu kämpfen. Dadurch gibt es ständig neue Anlässe, sich zu fragen: Fühlen sie sich allein? Haben sie überhaupt Anschluss gefunden? Berechtigte Fragen. Doch nicht nur das Umfeld in der Schule kann einen großen Einfluss auf die Gefühle der Kinder haben, sondern nach einer neuen Studie auch der Wohlstand der Eltern.

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Einsamkeit ist für viele Kinder und Jugendliche ein großes Problem. In einer neuen Studie untersuchten Wissenschaftler im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit die Einsamkeit bei 11- bis 15-Jährigen. Dabei wurden rund 14.700 Kinder aus den Schulklassen fünf bis zehn befragt. Die Untersuchung betraf allgemein das Wohlbefinden und die Wahrnehmung der eigenen Einsamkeit der Jugendlichen, doch ein interessanter Faktor ist aufgefallen, der einen großen Einfluss auf die Befragten nimmt.

Weniger Einsamkeit mit wohlhabenden Eltern

Allgemein gibt es ein relativ hohes Empfinden von Einsamkeit unter den befragten Kindern im Jugendalter. Insgesamt fühlen sich 32 Prozent oft einsam. Doch sieht man sich den Sozialstatus der Eltern an, so ist zu erkennen, dass sich Kinder, die ihren eigenen Sozialstatus als gering einstufen (50 %), deutlich einsamer sind als Kinder mit mittlerem oder hohem Sozialstatus (28 %). Auch depressive Symptome geben letztere weniger an (26 %) als Kinder mit niedrigem Sozialstatus. Einsamkeit ist in sozial niedrigeren Schichten eher zu finden, da diese Kinder oftmals nicht die Mittel haben, die gleichen Dinge zu kaufen oder anzuziehen oder zu erleben wie andere Gleichaltrige. Das hält sie oftmals davon ab, Verbindungen aufzubauen und sich in den Alltag mit anderen Kindern, die mehr Mittel zur Verfügung haben, einzufinden.

Allerdings vermerkt die DAK auch, dass die Lebenszufriedenheit bei jungen Menschen seit der letzten Erhebung, die noch während der Corona-Zeit stattfand, wieder deutlich gestiegen ist. Insgesamt 26 Prozent der Kinder mit niedrigem Sozialstatus und 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus zeigen eine hohe Lebenszufriedenheit.

Was tun als Eltern?

"Man sollte insbesondere die Jugendlichen unterstützen, die aus Familien stammen, die weniger Ressourcen zur Verfügung haben, um zu verhindern, dass sich hier früh Störungen verfestigen", sagt Prof. Dr. Reiner Hanewinkel, Studienautor und Psychologe. Seine Empfehlung geht zwar an den Staat, doch als Eltern möchte man ebenfalls nicht tatenlos danebensitzen und Kinder ihrer Einsamkeit überlassen. Was man in keinem Fall tun sollte, ist das Kind in irgendeiner Weise zu drängen oder zu etwas zu zwingen. Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac verrät der Kleinen Zeitung, dass Kinder, wenn sie sich mit Freundschaften schwertun, Bestärkung und Vorbilder benötigen. "Beobachten Sie Ihr Kind und fragen Sie bei den Lehrpersonen nach. Ein wichtiger Gradmesser ist, ob Ihr Kind unter der Situation leidet. Denn es gibt Kinder, welche sich gerne alleine oder mit Erwachsenen beschäftigen", meint sie. Falls man auf der sicheren Seite sein möchte, kann man es auch mit einem Kinderpsychologen abklären, da es bei Kindern unterschwellige Ängste geben kann, die einem in der Familie vielleicht nicht auffallen. Es kann also nicht schaden, sich professionelle psychologische Unterstützung zu suchen.

Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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