Schlagertexter & Pilger Herbert Hirschler: "Selbstironie ist wichtig"
Er ist eigentlich IT-Experte - und einer der erfolgreichsten Schlagertexter im deutschen Sprachraum. Ganz nebenbei ist Herbert Hirschler auch als Buchautor ein Bestseller.
Wenn Marc Pircher auf der Donauinsel vor 100.000 Menschen „Wo sind die Hände“ singt und das gesamte Publikum sie ihm begeistert entgegenstreckt, oder wenn bei einem Feuerwehrfest das komplette Festzelt zu „Wenn der Sommer dann da ist“ von den Klostertalern ins Schunkeln kommt – dann hat das auch mit einem Mann zu tun, dessen Namen man vielleicht nicht sofort im Kopf hat, wenn's um Chart-Hits geht: Herbert Hirschler.
Der Hüne aus dem südlichen Niederösterreich hat mehr als 700 Schlager-Texte geschrieben, praktisch für alle Größen der Szene: Stoakogler, Alpenrebellen, Klostertaler, Jazz Gitti, Kastelruther, Pfarrer Franz Brei, Francine Jordi, Marianne und Michael – you name it!
Sogar Helene Fischer hat im Fernsehen einen Hirschler-Text zum Besten gegeben. Nebenbei schrieb er mit dem „Luftgitarrengott“ noch einen Bestseller-Roman. Mit der "freizeit" sprach er über sein neues Pilger-Buch, den Weg in die Welt der Musik – und über die Wichtigkeit, den ersten Schritt zu tun.
Die Beschreibung Ihrer Erlebnisse, Freuden und Qualen auf dem wochenlangen Marsch Richtung Fatima, liest sich amüsant. Das macht auch die ordentliche Portion Selbstironie aus, die Sie mit hineingepackt haben ...
Also das klassische österreichische Mieselsucht-Gen findet man bei Ihnen nicht?
Nein, ich bin ein unverbesserlicher Optimist. Und dieser Optimismus wurde auf meinen Pilgerwanderungen noch gefestigt. Denn die Menschen sind wirklich ungeheuer hilfsbereit, wenn sie hören, dass man nach Fatima oder Santiago de Compostela oder einen anderen Pilgerort unterwegs ist
Wie wichtig ist das Ankommen für Sie?
Das Wichtigste ist immer der erste Schritt. Nicht nur beim Wandern. Aber dann auch wirklich anzukommen, das ist schon ein unbeschreibliches Gefühl. Da kommen mir auch jetzt, beim inzwischen dritten Mal, die Tränen. Aber ich bin schon ein bisschen eine Heulsuse, muss ich zugeben.
Ist Spiritualität für Sie Teil des Pilgerns?
Ja, für mich ist sie sehr wichtig. Ich weiß nicht, wie das bei den anderen ist, die auf den Jakobswegen unterwegs sind, aber immerhin 40 Prozent geben ebenfalls spirituelle Gründe für ihre Wanderung an. Die Menschen sind auf der Suche nach etwas, und ob das jetzt der Herrgott ist oder ein allwissendes Wesen, egal, wie es genannt wird, ist in dem Fall eigentlich egal. Für unseren alten Pfarrer in Terzing war Gott ganz einfach die Liebe, darüber hat er gepredigt ...
Weil Sie eben die Bedeutung des ersten Schritts erwähnten: Wie wurden Sie denn zum erfolgreichen Schlagertexter?
Wir hatten in Sieding bei Ternitz das größte Volksfest im südlichen Niederösterreich. Ich war Mitte 20 und hab seit Jahren für sämtliche Hochzeiten immer die Matschkerer-Briefe geschrieben, also diese gereimten, möglichst witzigen Texte fürs Brautpaar. Und hab mich immer schon fürs Texten von Schlagern interessiert. Wie die Klostertaler in Sieding gespielt haben, bin ich nachher mit Markus Wohlfahrt, dem Sänger der Klostertaler, ins Reden gekommen. Und er hat mich sofort ermutigt, Ja probier das doch einfach – wir brauchen eh neue Texte für unsere nächste CD!“
Na, da gibt's schon noch andere. Und so einfach war's natürlich auch nicht. Ich hab drei Lieder aufgenommen, mit meiner Gitarre und meinem Gejaule. Das hab ich ihnen geschickt – und keine Antwort bekommen.
Waren Sie da nicht schrecklich enttäuscht? Oder sogar sauer?
Ja natürlich, ich hab mich schon geärgert. Rückblickend war es aber genau richtig so. Ich hab mir später eine Kopie der Kassette angehört und es war wirklich ganz, ganz erbärmlich. Also eigentlich waren die Klostertaler wirklich nett, dass sie das nie erwähnt haben. So war ich immer noch überzeugt, dass ich Schlagertexte schreiben kann, und hab nicht aufgegeben. Und zwölf Jahre später hatte ich dann einen Nummer-1-Hit mit ihnen: „Wenn der Sommer dann da ist“.
Wie kam dann der Durchbruch?
Hansi Klauser vom Heimatland Echo lebt in Puchberg, also nicht weit, und der hatte Computerprobleme. Er kam durch Zufall auf mich, wir lernten uns kennen – und auf der nächsten CD seiner Band waren acht Songtexte von mir drauf! Wobei ich dazu sagen muss: Ohne Hansis Hilfe und Erfahrung hätte ich das nicht geschafft.
Und wie kamen es, dass sogar Helene Fischer einen Ihrer Songs singt?
Seeehr indirekt. Ich hab für einen Freund, ORF-Moderator Tom Schwarzmann, eine deutsche Übersetzung des amerikanischen Klassikers „Let it Snow“ gemacht. Für seine „Zauber der Weihnacht“-Show in Wiener Neustadt. Den Song hat dann aber auch Andy Borg im Musikantenstadl gesungen, später der Florian Silbereisen – und als Helene Fischer in der Sesamstraße zu Gast war, hat sie ihn auch gesungen!
Sie schreiben Texte für die Allergrößten der Szene, haben eine Riesensammlung an Gold- und Platin-Platten zu Hause – aber arbeiten noch immer bei Ihrem alten Arbeitgeber in der IT-Branche. Wieso?
Würde ich hauptberuflich texten, dann MÜSSTE ich Songs schreiben. Und zwar wesentlich mehr, als ich derzeit schreibe. So, wie ich es mache, DARF ich Texte schreiben. Und das ist ein viel schöneres Gefühl.
Vielen Dank für das Gespräch.
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