Basketball-Superstar LeBron James

Weil wir es uns wert sind: Die Million Dollar Boys

Gepflegt, fit, männlich – so soll „er“ sein, keine Frage. Aber: Wie weit sollen Männer im Versuch, sich selbst zu optimieren, gehen? Sind Superstars, die Millionen für ihre Bodys ausgeben, brauchbare Vorbilder für den Mann von nebenan?

Dass Basketball-Superstar LeBron James ein Faible für teure Zigarren und noch teurere Rotweine hat, ist schon länger bekannt. So gibt er einfach mal über 4.000 Dollar für einen gemütlichen Weinabend bei sich zu Hause aus, den er dann auf Instagram dokumentiert – ganz ohne Freunde einzuladen, sonst würde sich die Summe wohl vervielfachen. Wobei professionelle Sommeliers seine Auswahl ebenso loben wie seinen feinen Geschmackssinn.

Kürzlich ließ allerdings eine ganz andere Zahl das weltweite Netz aufhorchen: Der Profisportler und Unternehmer gibt kolportierte 1,5 Millionen Dollar jährlich allein dafür aus, seinen Körper in Form zu halten. Eine beinahe unvorstellbare Summe. Und nein, die geht natürlich nicht nur für Hautpflege, Maniküre und Massagen drauf, wobei James sich auch in dieser Hinsicht verwöhnen lässt – und das auch gar nicht heimlich.

 In erster Linie geht es ihm allerdings darum, den Alterungsprozess seines gestählten Körpers aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.

Außerdem lest ihr in dieser Geschichte noch

  • Der Körper als Geschäft
  • Die neuen Ängste der Männer
  • Oooops, das ging in die Hose: Sly, Mickey & Co

Mike Miller, ein ehemaliger Teamkollege, bringt die Sache auf den Punkt: „LeBron sieht seinen Körper als Investition.“ Und es scheint eine Investition zu sein, die sich für ihn durchaus lohnt. Der Mann wird bald 39, ist 2,06 Meter groß und knapp 115 Kilo schwer – und spielt seit sage und schreibe 20 Jahren in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt.

Der Körper als Geschäft

Und das wiederum bringt ihm ein Grundgehalt von 50 Millionen Dollar.  Über Werbeverträge bringt er mindestens noch mal so viel Geld ein, und die Summe, die er über sein weit verzweigtes Netzwerk an Firmen und Beteiligungen lukriert, geht wahrscheinlich noch darüber hinaus. James besitzt unter anderem neben einer Filmproduktionsgesellschaft auch eine Pizza-Kette, eine Tequila-Marke und  Anteile an verschiedenen Sport-Teams, darunter am FC Liverpool. So gesehen sind 1,5 Millionen für den Körper, der all das möglich macht, wirklich keine schlechte Investition

Diese Ausgaben für die neueste Technologie in seinem Fitnessstudio, private Coaches, Yogatrainerin, Masseure, Osteopathen, Ernährungswissenschaftler, Blutanalysen und Ergänzungsmittel sollte er eigentlich von der Steuer absetzen können. Die Kosten für die mäßig geglückten Versuche, seine seit gut zehn Jahren voranschreitende Glatze zu kaschieren, wohl eher nicht – aber ein bisschen eitel darf auch ein Mann wie LeBron James sein.

Perfektion um jeden Preis

Und weil wir gerade von "eitel" sprechen: Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo verfolgt ein ähnliches Investitionsmodell wie die Basketball-Legende. Auch er optimiert seinen Körper um sehr viel Geld, auch er ist im – für einen Sportler – fortgeschrittenen Alter von 38 Jahren in bestechender Form. Er ist ein beinharter Arbeiter, obwohl er es jetzt im  Mallorca beziehungsweise Miami der Fußballpensionisten etwas ruhiger angehen lassen könnte.

Ob man, um in Saudi-Arabien zu kicken, allerdings tatsächlich eine eigene Kryotherapie-Kammer um knapp 150.000 Dollar braucht, die Herrn Ronaldo angeblich zu seinem wie gemeißelten Oberkörper verhilft, sei hier dahingestellt. Und dann sind da natürlich noch die ewigen Gerüchte um hohe Summen, die er in Schönheitsoperationen „investiert“ haben soll.

Oder, wie es sein ehemaliger Teamkollege Rio Ferdinand einigermaßen bissig formulierte: „Cristiano war es wichtig, besser auszusehen als Lionel Messi, nicht so sehr, besser zu spielen.“ Wobei natürlich auch das, so kann man argumentieren, seinen Werbewert und damit seine Einnahmen erhöht.

Sylvester Stallone

Das Alter zu bekämpfen kann ordentlich in die Hose gehen: Sylvester Stallone und ...

©APA/AFP/ROBYN BECK

Für immer jung?

Das Aussehen ist natürlich ebenso für viele Schauspieler und Musiker ein nicht zu unterschätzendes Kapital. Entsprechend wird auch hier „investiert“. Das geht von zwar sauteueren, aber zumindest nicht schädlichen Sauerstoffkammern (Hyperbaric Oxygen Chambers), auf die zum Beispiel Justin Bieber schwört, um seine jugendliche Pfirsichhaut frisch zu erhalten, über Fettabsaugungen, wie sie Kanye West mehrmals über sich ergehen ließ, weil er nicht wegen seiner pummeligen Figur „verarscht“ werden wollte, bis zu massiven und teilweise folgenschweren chirurgischen Eingriffen

Mickey Rourke mit Hund

... Mickey Rourke sind von Eingriffen gezeichnet.

©APA/AFP/ANGELA WEISS

Sylvester Stallone und Mickey Rourke haben im Kampf um die ewige Jugend ihre Gesichter in starre Masken verwandeln lassen, die wie traurige Karikaturen ihres einstigen Selbst aussehen. Tom Cruise ist ihnen in seinem Zwang, auch im fortgeschrittenen Alter der fesche Jugendliche aus „Lockere Geschäfte“ zu bleiben, dicht auf den Fersen.

Die neuen Ängste der Männer

Mediziner und Psychologen warnen inzwischen davor, dass der Drang zu gefallen, und dafür auch im wahrsten Sinn des Wortes „einschneidende“ Maßnahmen zu ergreifen, längst auch beim weniger schönen Geschlecht verbreitet ist. Grund ist die von Kanye West beschriebene Angst vor Spott und Hohn für körperliche Defizite – das viel zitierte Bodyshaming eben.

Ist es also ein positives Zeichen, wenn viele prominente Männer sich in letzter Zeit outen, dass sie ihren Ängsten, nicht schön oder jugendlich genug zu sein, damit  begegnen, sich  chirurgisch perfektionieren zu lassen?

Die Liste ist lang und reicht von Modezar Marc Jacobs (Facelifting), „Ex vom Dienst“ Joe Jonas, der vor allem durch seine Beziehungen mit Taylor Swift, Gigi Hadid und Sophie Turner aufgefallen ist (Xeomin, wirkt ähnlich wie Botox), Alt-Schlagerstar Kenny Rogers (Facelifting), bis zum nicht einmal 35-jährigen  „Modern Family“-Star Reid Ewing (diverse Schönheitsoperationen), der in diesem Zusammenhang von einer „wahren Sucht“, die er entwickelt habe, spricht.

Dysmorphophobie nennt die Psychologie das Gefühl, durch einen – oft nur gefühlten – körperlichen Mangel einem bestimmten Schönheitsideal oder Standard nicht zu entsprechen. Jeder einzelne Versuch, diesen Mangel zu beheben, erweist sich allerdings nie als genug. Wie in einer Spirale geht es weiter, und der eigene Körper wird nicht zur Investition, sondern zum Schlachtfeld.

Und Männer sind heute in einer ähnlichen Zwangssituation, in die Frauen über Generationen gedrängt wurden. Bleibt zu hoffen, dass die Offenbarungen diverser Promis nicht als Vorbild genommen werden, sondern als Warnung.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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