Warum gibt's viel mehr modische Auswahl für Frauen als für Männer?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Ist Ihnen das eigentlich schon aufgefallen? Wir Männer sind Menschen zweiter Klasse. Schauen Sie sich doch mal um in den größeren Modehäusern. Während unsereins sich auf ein paar Kleiderstangen zwischen Kinderoutfits, Regenschirmen und Wühlkisten beschränken muss, haben Frauen gut vier Fünftel des Fashion-Tempels für sich reserviert.

Das kann’s doch nicht sein, nach Angaben der Vereinten Nationen stellen wir immerhin um 60 Millionen Exemplare mehr an der mittlerweile auf 8,09 Milliarden angewachsenen Weltbevölkerung.

Wo sind sie nur hin, die großen Zeiten der farbenfrohen Kelten oder der Wikinger, in denen es die Männermode war, die durch Vielfalt und Farbenpracht beeindruckte? Oder, weil's grad im Kino lief, die der galanten Könige wie Ludwig XV., in denen zumindest so etwas wie Gleichberechtigung in Sachen Bling Bling herrschte?

Natürlich, wie haben uns da einiges selbst zuzuschreiben. Allein in der Farbwahl haben wir uns seit dem 19. Jahrhundert extrem eingeschränkt. Grau, braun, schwarz – für ganz mutige Bank-Filialleiter noch ein italienisches Azzurro. Auch wenn ein hochverehrter ehemaliger Chefredakteur mir des Öfteren erklärte: „Starke Männer können auch Pink tragen“, und dieses Credo mit unerschütterlicher Würde in schreiend bunten Pullis und Poloshirts befolgte, ist es doch so, dass allein die größere farbliche Auswahl die Frauenabteilungen schon auf das Doppelte der unseren aufbläst.

Und dazu kommt dann noch der schwerwiegendste Punkt. Während „sie“ ganz selbstverständlich und mit Anmut „unsere“ Sachen tragen, sind „ihre“ angestammten Kleidungsstücke für uns tabu. Hier liegt der Hund begraben, ganz klar.

Wahrscheinlich sollten wir nicht jammern, sondern uns am Mut der Frauen orientieren, die einfach damit angefangen haben, Hosen zu tragen und Hemden, Anzüge, Krawatten, Budapester, Springerstiefel und einfach jede Art flacher Schuhe.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Also: Her mit den High-Heels, den Rüschen und den Röcken, den strengen und den niedlichen Kleidern – denn was „sie“ können, können wir schon lang. Und dann werden wir ja sehen, wer die größeren Modeabteilungen hat.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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