Was steckt hinter dem Nike-Film von Ben Affleck und Matt Damon?

Wie das Hollywood-Duo eine unglaubliche Erfolgsgeschichte ins Kino bringt und was Michael Jordan damit zu tun hat.

Früher gab es sie noch öfter: Schauspieler, die im Auftritt zu zweit eine ganz besondere Verve entfalten, Traum-Duos des Kinos, von denen das Publikum nicht genug kriegen kann. Jack Lemmon und Walter Matthau gehören dazu, die besonders in den Filmen von Billy Wilder komödiantisch geschmeidig wie Zahnräder ineinandergriffen, oder die Faustwatschenverteiler Bud Spencer und Terence Hill.

Volltreffer sind aber auch Stars, die für sich alleine schon Filmgötter sind, und deren Auftreten als Team einerseits eine Genussverdoppelung bedeutet, und andererseits selten wie die Blaue Mauritius ist – Jean-Paul Belmondo und Alain Delon zählen etwa hierzu. Und wer erinnert sich nicht mit wohligem Bauchkribbeln daran, wie fieberhaft wir auf die erste gemeinsame Szene von Al Pacino und Robert de Niro in Michael Manns „Heat“ warteten? Historisch!

Ben Affleck und Matt Damon bilden in der jüngeren Filmgeschichte ein Duo im Kometenschweif dieser Legenden. Bei den Darstellern spielt auch die Background-Story um ihre enge Freundschaft eine nicht unbedeutende Rolle: Im Außenseiter-Drama „Good Will Hunting“ von 1997 traten sie nicht nur gemeinsam auf. Sie schrieben auch – abgebrannt und unbekannt – zusammen das Drehbuch, der Erfolg des Films katapultierte sie von heute auf morgen zu Hollywoodstars und sie gewannen einen Oscar.

Nun machen sie wieder gemeinsame Sache: Affleck und Damon arbeiten an einem Film darüber, wie es zu der historisch erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Nike und Michael Jordan kam.

Im Sportmarketing gilt diese Kollaboration als legendärer Coup, bei dem ein Sneaker-Verkäufer namens Sonny Vaccaro (Matt Damon wird ihn darstellen) ein wichtiger Faktor war. Die Verpflichtung des NBA-Superstars Jordan galt damals als nahezu illusorisch; dass es dennoch dazu kam, setzte einen Paradigmenwechsel in Gang: Die enge Teambildung eines Athleten mit einer Sportartikelmarke war in dieser Form noch nie dagewesen, wegweisend für die Zukunft der Branche und setzte das Milliardengeschäft mit Turnschuhen in Gang.

Die Sneaker wurden bis dahin höchstens als zweckdienliche Treter beim Sport gesehen. Erst mit Nike und Michael Jordan begannen sie zum Statement zu avancieren – modisch, als auch gesellschaftlich; heute sind sie ein fashionabel unverzichtbares Lifestyle- und Luxusprodukt geworden, das der Popkultur zugehörig ist, in Metiers wie das Musik-Biz übergreift und Stars wie Kanye West zu Designern macht. Mit Sneaker wird heute gehandelt wie mit Aktien.

Der Film wird die Geschichte eines unkonventionellen wie unermüdlichen Verkäufers erzählen: Sonny Vaccaro gab damals in seinem Bestreben, Jordan zur Zusammenarbeit zu überreden, nicht und nicht auf; er beackerte das engste Umfeld des Basketball-Stars wie Trainer und Freunde, um Zugang zu ihm zu bekommen, so die Branchenmagazine Deadline und Variety – auch zu Jordans Eltern, besonders seiner Mutter.

Die Geschichte verspricht spannend zu bleiben – siehe David O. Russells Aufsteiger-Drama „Joy“ mit Jennifer Hudson oder „The Founder“ mit Michael Keaton über die ambivalente Erfolgsgeschichte von McDonald’s -, selbst wenn das Ende bekannt ist: Aus Nike, dem damals drittgrößten Sportschuhunternehmen im Markt, wurde Nike, der Beherrscher des Marktes. Im ersten Jahr der Kooperation mit Michael Jordan lukrierte Nike mit der Marke Air Jordan 130 Millionen US-Dollar.

Ben Affleck wird im Film Nike-Mitbegründer Phil Knight darstellen. Affleck, dessen Film „Argo“ 2013 mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet wurde, wird auch in der Nike-Story Regie führen – zum ersten Mal, wenn er mit Matt Damon zu sehen ist.

Nach „Good Will Hunting“ (sowie 1999 als gefallene Engel in "Dogma" und 2001 in einem parodistischen Kurzauftritt in „Jay und Silent Bob schlagen zurück“), standen die beiden kürzlich in Ridley Scotts „The Last Duel“ vor der Kamera. Das Drehbuch des jetzt unter anderem von Amazon produzierten Nike-Spielfilms galt bislang als ungehobener Schatz in Hollywood.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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