Was die schönsten Gartenanlagen der Welt erzählen
Romantische Teichanlagen, prächtige Brunnen, gespenstische Grotten: Die berühmten Parkanlagen bergen ungeahnte Geheimnisse
Es muss eine ziemliche Aufregung gewesen sein, einst im 16. Jahrhundert, hier im italienischen Dörfchen Tivoli. Kardinal Ippolito II. d'Este stürzte sich damals voller Enttäuschung darüber, dass er nicht zum Papst gewählt worden war, in die Gestaltung des Grünlandes rund um seine Villa d'Este. Jedenfalls wollte er seine Unterstützung der Kunst zeigen, möglicherweise aber wollte er damit auch bewusst ein Zeichen des Stolzes setzen, denn er erweckte nicht nur den Glanz des Areals neu, er baute es auch prächtig aus. Brunnen mit Wasserspielen, Grotten, verwunschene Wege zwischen blühenden Beeten von Narzissen und Tulpen, und sogar eine Wasserorgel stellen noch heute ein Meisterwerk der italienischen Gartenkunst dar.
Der Kardinal war damit nicht allein, fortan war die Gestaltung der Gärten eine Visitenkarte, ein Zeichen von Ruhm und Besitz. In der Villa d'Este, die 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, finden sich noch heute duftende Rosengärten, Rhododendrenbeete und verwunschene Wege, die den Nymphen in diesem „göttlichen Garten“ ein Zuhause geben sollten.
Die Schönheit des Parks inspirierte sogar Regisseur Alfred Hitchcock. Er drehte 1925 nach einem Besuch seinen Film „Irrgarten der Leidenschaft“. Und Schauspielerin Elizabeth Taylor soll sich hier in eine wilde Romanze gestürzt haben.
Die schönsten Gärten der Welt zeigen zugleich den Prunk vergangener Epochen und unterschiedliche Garten-Stile, die sich natürlich aus den Bedürfnissen ihrer Besitzer ergeben haben. Etwa die geometrisch angelegten duftenden Buchsbaumhecken in französischen Schlössern, italienische Parkanlagen mit fantastischen barocken Brunnenanlagen oder wildromantische Wiesen und Brücken über künstlich angelegte Seen in England. Und gruselige unterirische Gänge und Brunnen sind in Portugal zu bewundern. Hier kann man in den Gärten rund um die prachtvollen Villen und Paläste nicht nur die Unterschiede in der Bepflanzung zwischen Renaissance und Romantik erkennen, sondern auch aufregende Geschichten der damaligen Besitzer erfahren.
So zeugen in der Villa d'Este auch das von Tausenden Mosaiksteinen umrahmte Mosaik-Haus, das Nymphäum, sowie die imposante Allee der hundert Brunnen von Ippolito II. d'Estes prächtiger Vergangenheit. Als Gouverneur von Tivoli steckte er bis an sein Lebensende das ganze Vermögen in die prunkvolle Ausstattung des Gartens und der Villa. Er beschäftigte die besten Künstler seiner Zeit, sammelte antike Vasen und Skulpturen aus aller Welt und stattete seine Gärten mit wertvollen Pflanzen aus der Fremde aus.
Kardinäle & der Garten der Liebe
Die Gärten erheben sich in einem terrassenförmig angelegten Park, der schon von weitem zu sehen ist, mit Blick auf Tivoli und das Latium. Die vielen Brunnen, Wasserspiele, imposanten Fontänen und Wasserfälle, wie sie beim berühmten Orgelbrunnen zu sehen sind, lockten in der Renaissance scharenweise Künstler an. Sie kamen, um die idyllischen Gärten zu malen und waren gern gesehene Gäste beim Sohn Lucrezia Borgias.
Der Niedergang der Pracht setzte erst später im 18. Jahrhundert, als der Palast in den Besitz der Habsburger überging, ein. Die antiken Kunstsammlungen wurden aufgelöst, der Garten verwilderte.
Ein Jahrhundert später wurde die Villa d'Este unter dem neuen Besitzer Gustav Adolf Kardinal zu Hohenlohe-Schillingsfürst erstmals wieder renoviert und bekam eine neue Bedeutung. Wenn auch eine sehr katholische. Denn der Kardinal war nicht nur ein Mäzen und Kunstförderer von Franz Liszt, er verlieh dem Komponisten auch drei niedere Weihen und stellte ihm eine Wohnung in der Villa zur Verfügung. Als Dank komponierte Liszt hier dann drei Klavierstücke.
In Frankreich wiederum verzaubert das Château de Villandry, in Indre-et-Loire, mit seinen terrassenförmig angelegten Gärten. Mit geometrischen Formen, hochstämmigen Rosenstöcken, Fontänen und Gartenlauben zeigen Wasser-, Zier- und Küchengärten den italienischen Einfluss auf die französische Gartenbaukunst. Kein Wunder, denn bevor Jean Breton, Finanzminister unter König François I., im Jahr 1532 das Kleinod der Renaissance erbaute, studierte er Gartenbaukunst in Rom. In dem Schloss wohnte sogar einmal Jérôme Bonaparte, der jüngste Bruder von Napoléon I. 1906 rettete Joachim Carvallo das Loire-Schloss vor dem Verfall. Heute lebt hier sein Urenkel Henri Carvallo. Er lässt den einzigen dreistufigen Ziergarten der Welt immer wieder umpflanzen. Der in Quadraten hinter dem Schloss angelegte „Garten der Liebe“, sollte einst die zarte, leidenschaftliche und tragische Liebe symbolisieren. Seit den 1970er-Jahren kamen Kräuter-, Sonnengärten und Buchen-Labyrinthe hinzu.
Geheime Grotten & Bauernhof-Romantik
Was müssen das einst für Baumeister gewesen sein, die diese seltsamen Bauwerke tief unter der Erde errichteten? Mit Staunen und Gruseln kann man sich in Portugal über verschlungene Wendeltreppen hinab wagen, die in tiefe Brunnenschachte führen. Der verwunschene Park Quinta da Regaleira in Lissabon, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, wurde im späten 19. Jahrhundert angelegt und birgt so einige Rätsel.
Der ursprüngliche Besitzer, ein reicher Minenbesitzer, war von den Geheimbünden der Templer und Freimaurer fasziniert und beauftragte den italienischen Architekten Luigi Manini, künstliche Seen, Grotten, Brücken und unterirdische Tunnelsysteme zu errichten. Verziert mit Symbolen der Mystik, waren die Brunnen unter der Erde sogar miteinander verbunden. Einen Großteil der Grünfläche der Parkanlage ließ er aber, entsprechend den Regeln der Romantik, natürlich und dicht bewaldet stehen.
Auch Anfang des 18. Jahrhunderts spielte ein Hauch von Mystik bei der Gestaltung eines der berühmtesten Landschaftsgärten der Welt in Stourhead mit. Besuchern von Stourton in Wiltshire schaudert es heute wahrscheinlich etwas, wenn sie die Inschrift auf dem Tempel der Flora lesen, der am Rande eines künstlich angelegten Sees errichtet wurde. Am Tempel sind Vergils Verse „Procul, O Procul Este, Profani („Fort, bleibt fort, Ihr Ungeweihten“) noch deutlich zu sehen. Der englische Bankier Henry Hoare ließ hier auch ein Landhaus im Stil von Andrea Palladio erbauen. Der Park ist heute im Besitz von National Trust.
Etwas gemütlicher ging es im 17. Jahrhundert beim Bau einer Farm in Südafrika zu. Nicht so prunkvoll wie die Anlagen der Renaissance, wurde die Gartenanlage aber mit Hühnerstall, Taubenhaus und Glockenturm ausgestattet und verkörperte eine Bauernhof-Romantik, wie sie auch später im 19. Jahrhundert üblich war. Das ehemalige Landhaus wurde 1692 von holländischen Siedlern in dem historischen Weingarten Babylonstoren, einer der ältesten Cape-Dutch-Farmen errichtet. Am Fuße des Simonsbergs im berühmten Weinbaugebiet Franschhoek werden die Besucher heute kulinarisch verwöhnt, denn das Weingut ist ein Luxus-Farm-Hotel. In den künstlichen Teichen wurden essbare Wasserlilien angepflanzt, sowie Tausende Buschlilien, die im Frühjahr prächtig blühen.
Buchtipp: Amazing Gardens of the World von Vivienne Hambly, publiziert bei Amber Books Ltd. ca. 30 €.
Kommentare