Neue Radwegenetze zwischen Baumwipfeln
In Belgien radelt man durch Baumkronen, auf den Philippinen fährt man am Seil hängend darüber und in Italien sind spektukuläre Radwege geplant.
Für Radfahrer, die den täglichen Kampf mit Autofahrern auf der Straße oder das Gerangel auf City-Radwegen mit Fußgängern leid sind, eröffnen sich jetzt neue Perspektiven. Denn die Zukunft der Radwege spielt sich in luftiger Höhe ab und führt entlang der Baumkronen. Einige dieser Radwege durch grüne Wipfel sind zwar noch in weiter Ferne, aber andere längst Ziel von Sportlern und Abenteuerlustigen.
Wer gerne in der Natur auf dem Sattel sitzt, kann zum Beispiel schon in Belgien seine Muskeln auf neuen Wegen trainieren. Denn in der flämischen Region Limburg kann der Wald von oben erradelt werden. Bis zu zehn Meter schraubt sich hier ein kreisförmiger Radweg in die Höhe. Der 700 Meter lange Parcours führt an der Kreuzung 272 eines Radwegenetzes im Naturschutzgebiet Pijnven über die Baumkronen Boslands. Das „Radeln durch die Bäume“ ist ein Projekt von „Visit Limburg“, um neue Erlebniswelten zu schaffen und den Sinn für Natur zu schärfen. In dem Ring von 100 Metern Durchmesser, mit einer Breite von drei Metern, haben auch Räder mit Anhängern in der Baumkronenbahn problemlos Platz. Außerdem liegt der Radkreis in einem
geschichtsträchtigen Wald, in der Nähe interessanter Industriegebäude. Die Wälder im Pijnven, größtenteils Nadelbäume, wurden Anfang des 19. Jahrhunderts für die Produktion von Grubenholz gepflanzt. Heute sind in den ehemaligen historischen Bergbau-Gebäuden innovative Technikzentren untergebracht, wie etwa das Thor Central in Limburg. Bei diesem Kreisradweg wurden Pfahle aus Cortenstahl im Abstand von ein bis drei Metern zwischen die Baumstämme gesetzt. Sie sollen die geraden Stämme der Kiefern symbolisieren. So verschmilzt die Konstruktion harmonisch mit den echten Bäumen.
Baum-Architektur & Adrenalin
In Italien geht man bei der Konstruktion des Rad-Highways andere Wege. Das neue Konzept bei diesem Radweg in luftiger Höhe betrachtet Bäume als Teil der Architektur. So sollen bei dem geplanten Baumradweg in der Lombardei Tausende Baumkronen als Pfeiler für die zukünftigen Radwege dienen. Der Baumpfad soll vertikal auf drei Ebenen bis zu sechs Meter über dem Boden entstehen und so den Straßenverkehr umgehen. Die erhöhte Fahrradroute wird auf zwei parallelen Baumreihen gestützt, die als Säulen fungieren.
Die Bäume werden so zu sich ständig ändernden architektonischen Elementen, wachsen um einen Handlauf aus Edelstahl herum und formen damit die Pfadstruktur im Laufe der Jahre. Der Baumpfad in Sabbioneta soll mit dem Vento-Radweg, der über 700 Kilometer den Po entlang führt, verbunden werden. In Zukunft wird man hier mitten in Baumkronen zu Fuß gehen oder Rad fahren können, während Sensoren mit künstlicher Intelligenz, die in die Grünfläche eingebettet sind, Luftverschmutzung, Gesundheits- und Wachstumszustand, sowie die statische Belastung einzelner Bäume messen. Entwickelt wurde das Projekt von dem Turiner Design- und Innovationsbüro CRA-Carlo Ratti Associati und dem Office for Living Architecture (OLA), einem Experten für Baubotanik.
Einen Adrenalin-Kick etwas anderer Art erwartet reisefreudige Radler etwa im Eden Nature Park & Resort auf den Philippinen. Hier kann man sicher angeseilt direkt über tropische Mangrovenwälder radeln.
Und im Outdoor-Center Au Diable Vert in Glen Sutton, Kanada, fährt man in einem VéloVolant, liegend im Radkorb, entlang der Baumwipfel.
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