Interior Designerin Almuth Bene: So geht schöner Wohnen

Wie die Interior-Expertin Almuth Bene Räume zum Wohlfühlen gestaltet.

Es fühlt sich an wie Heimkommen, dabei betritt man eines der wohl schönsten und gemütlichsten Büros Wiens: In der Neubaugasse, mitten im siebten Bezirk, hat Raumgestalterin Almuth Bene ihren Office-Showroom eingerichtet: Satte Farben an den Wänden (von Farrow & Ball), Motivtapeten (asiatische Blüten und Kraniche, Palmenmuster), Samtsofas, ausgefallene Designer-Lampen und dazu Büromöbel, die nicht nur ergonomisch, sondern auch wirklich hübsch sind. In der Küche wird gemeinsam gekocht und gegessen, vor knalliger Kunst auf rauchigblauer Wand. Ein Büro, in das man am liebsten gleich einziehen möchte.

Gemütlicher Platz für die Mittagspause in Almuth Benes Büro

©Kurier/Jeff Mangione

Blaumachen! So geht es offenbar einigen Kunden, wie die herzliche Interior-Expertin erzählt: „Die meisten Menschen schrecken vor Farbe auf den Wänden zurück. Doch wenn sie hier herkommen, höre ich von meinen Kunden: Dieses Blau will ich auch bei mir Zuhause an der Wand.“ Mut zur Farbe ist ein Tipp, den Almuth Bene generell hat, beim Einrichten: „Man kann sich ruhig etwas trauen, bei der Wandgestaltung. Satte Farben sorgen für harmonische Stimmung und bringen Möbel besser zur Geltung. Mit gemusterten Tapeten dafür lieber nur Akzente setzen.“

Almuth Bene zeigt Redakteurin Nicole Zametter ihre Pläne

©Kurier/Jeff Mangione

Begonnen hat alles vor neunzehn Jahren, als die Oberösterreicherin sich als Eventplanerin selbstständig gemacht hat und seither ihr besonderes Gespür für Räume und Gestaltung bei knapp 800 Veranstaltungen bewiesen hat. Als von vielen Seiten der Wunsch kam, ihre Expertise auch in der beständigen Raumgestaltung einzubringen, zögerte sie nicht lange: „Das Traurige an meiner Arbeit als Eventplanerin ist ja: Man zaubert ein atemberaubendes Restaurant in eine alte Werkstatthalle und am nächsten Tag wird alles wieder abgebaut. Dass ich nun Räume von Dauer gestalte, macht mich sehr glücklich.“ Eher zufällig wagte Almuth den Schritt zum zweiten Standbein ein Jahr vor Pandemiebeginn. „Das war ein großes Glück. Denn gerade als wir alle zu Hause waren, wollten viele ihre Wohnräume verbessern und ich konnte mich voll darauf konzentrieren“, freut sich die 57-Jährige.

Die Interior-Designerin hat ein gutes Gespür für Räume

©Kurier/Jeff Mangione

Nun verwandelt sie kleine und große Wohnungen ebenso in Wohnträume, wie ganze Häuser. Büros, Praxen, Geschäftsräume oder Messestände, großes Budget oder kleines – alles wird bene, verspricht Almuth auf der Website. Dabei wird es sogar besser als gut.

Im hellen Besprechungszimmer wird auch gerne gearbeitet

©Kurier/Jeff Mangione

Wie viel Herz und Hirn in ihren Projekten steckt, wird schon allein beim Zuhören klar. Almuth strahlt, wenn sie von dem Esstisch spricht, den sie am Wochenende in Brüssel entdeckt hat und für die Wohnung einer Kundin sofort gekauft hat. „Wenn ich etwas Passendes finde, mache ich sofort Fotos und schicke sie an die Kundin oder den Kunden.“ Viel Liebe für’s Detail und große Vorstellungskraft gehören zum „Bene-Gesamtpaket“: „Egal ob ich eine Baustelle betrete, einen Heustadel oder eine vollgeräumte Wohnung: Ich sehe sofort ein Bild, wie es hier aussehen könnte. Diese Vorstellungsgabe habe ich von meiner Mutter geerbt.“

Die Familie spielt generell eine große Rolle im beruflichen Leben von Almuth Bene. Sie unterstützt ihren Mann Thomas, der das väterliche Unternehmen zugunsten der Selbstständigkeit verlassen hat, bei seinem jüngsten Projekt „Home of Work“, das Gesamtlösungen für Büroneugestaltung anbietet. „Mein Mann war es, der mich vor fast zwanzig Jahren dazu motiviert hat, mich selbstständig zu machen. Damals war ich einfach gerne Gastgeberin für private Feiern. Ohne ihn hätte ich mich das wohl nicht getraut. Umgekehrt bin ich sehr stolz auf ihn, dass er den Familienbetrieb verlassen hat und heute sehr erfolgreich seine eigenen Träume verfolgt.“

Oft sind es aber auch Kleinigkeiten, die große Veränderung ausmachen. „Ein gutes Lichtkonzept ist meist der Anfang. Häufig gibt es zu wenige Lichtquellen. Aber auch die Frage, wie praktisch etwas ist, spielt eine Rolle. Manchmal sind die Nutzbereiche einfach schlecht angeordnet und erschweren dann auch das tägliche Leben.“ Funktionale Gestaltung ist ebenso wichtig, wie stylische. Deshalb werden dann schon mal Wände eingezogen (etwa im umgebauten Schlafzimmer, wo eine tapezierte Trennwand nun einen zusätzlichen Schrankraum ermöglicht), oder Essbereiche von A nach B verschoben, um die Wege effizient zu halten.

Umgestaltung bedeutet aber nicht generell „alles neu machen“, erklärt die Expertin: „Mir ist es sehr wichtig, Bestehendes zu erhalten. Lieber wird ein Kasten anders gestrichen oder nur ein neuer Schirm für eine Lampe gekauft, als etwas weggeschmissen.“ Der Wohnraum soll ja vor allem die Persönlichkeit seiner Bewohner widerspiegeln. „Manchmal werden dann Hobbys sichtbar gemacht, finden sich in der Wandgestaltung oder in Deko-Elementen wieder.“ Zu neuen Möbeln gesellen sich demnach auch Fundstücke vom Flohmarkt, Aufgepepptes aus dem Keller oder Wiederverwertetes.

Am Ende wird es in dem Showroom dann noch heimeliger, wenn Almuth ehrlich fragt: „Soll ich uns was zum Essen kochen?“. Das persönliche „Bene-Gesamtpaket“ gibt es eben für alle.

Nicole Zametter

Über Nicole Zametter

Schreibt über Architektur, Immobilien, Wohnen & Design und besucht gerne Menschen in ihrem Zuhause, um Homestories zu machen. Mit Trendgespür und einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik ist die Tirolerin auch im Alltag immer auf der Suche nach Geschichten und Themen.

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