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Im Wald baden, aber so richtig: Eintauchen im Kampsee Dobra

Kleiner als der bekanntere Ottensteiner Stausee und unberührter: Es lohnt sich, den Stausee Dobra im Waldviertel zu entdecken.

Still glitzert der See, eingebettet in der fjordartigen Landschaft. Darüber thront eine Ruine, deren Ursprung bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Die Ruine Dobra und der gleichnamige Stausee sind besonders, wenn auch kein Geheimtipp mehr. Obwohl Nina Hubaczek vom Infozentrum Region Kampseen sich wundert, dass immer noch viele „nur“ den Stausee Ottenstein kennen. „Dobra wird unterschätzt“, sagt sie.
Vielleicht liegt es daran, dass man sich den See ein wenig erarbeiten muss. Man darf kein Problem haben, ein paar Schritte zu gehen oder sein aufblasbares Kanu vom Parkplatz eine Viertelstunde zum See zu tragen, zurück geht es gar etwas bergauf. Wer einfach nur bequem baden will und Kleinkinder dabei hat, ist am kleinsten der Kampseen vielleicht besser aufgehoben: dem Thurnberger Stausee, etwa bei Krumau am Kamp. 

Wer Erfrischung, Abenteuer, Bewegung und  Natur sucht, ist in Dobra genau richtig. Auch draußen auf dem Wasser, etwa auf einer  Angeltour mit Stauseefischer Bernhard Berger. Seit Jahrzehnten fährt er mit Gästen raus. „Aber man muss weit im Voraus einen Termin mit mir ausmachen. Im Sommer ist viel los – und ich kann nicht zaubern.“ Der See, der gleich unterhalb der Ottensteiner Staumauer beginnt, hat für ihn einen besonderen Reiz.  „Man kann hier wirklich Sternstunden erleben.“ Vor allem im Herbst. „Dann ist man mit dem Boot oft ganz allein da draußen. Also wirklich allein.“ Einen Badetipp hat er auch für uns:  „Dort, wo der Dobra Stausee unterhalb der Ottensteiner Staumauer beginnt, kann man linksufrig gut über die Forststraße zu zwei Wiesen spazieren, da ist es ruhig und schön.“

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Hier gibt es einen kleinen Bootsverleih, aber auch eine Petition gegen das Pachtende

©Camping Dobra

Rundum der Wald

Ruhig hat man es in Dobra nicht immer, die frei zugängliche Ruine lockt Besucher, auch Veranstaltungen und Hochzeiten gibt es dort. Die Zugänge zum See sind begrenzt, seine Ufer sind großteils steil und nur an wenigen Stellen leicht zu erreichen. Und doch gibt es Plätze, an denen man gut ins Wasser kommt, einige davon auch abgeschieden. 
Beliebt ist der Campingplatz Dobra, der seit den späten 1950er-Jahren besteht und heute von der Familie Hafner betrieben wird. Seit 2002 kümmert sie sich um den Platz, 2021 kam der Jugendlagerplatz hinzu. Hier gibt es auch einen kleinen Bootsverleih und Badestege. Doch es ist nicht alles heiter am See.  Campingplatzbetreiber Thomas Hafner soll im Herbst überraschend seine Pacht verlieren – es wurde eine Petition gestartet, der KURIER hat berichtet. Die NÖ Landesregierung plant auch einen Nationalpark rund um Dobra und Ottenstein, Genaueres wird demnächst bekannt werden. 
„Unsere Gäste schätzen hier vor allem die Ruhe und Abgeschiedenheit vom Alltag und ebenso die entspannte und unkomplizierte Atmosphäre rund um den See“, sagt Hafner. Dabei habe jede Jahreszeit ihren eigenen Zauber: Im Frühling könne man den Bäumen beim Blühen zusehen, im Sommer spektakuläre Sonnenaufgänge und -untergänge beobachten, im Herbst den „Indian Summer“ erleben und im Winter walgesangsähnliche Geräusche hören, wenn das Eis bricht.
Jedenfalls lässt es sich hier gut Waldbaden, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.  

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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