Frau im Wald

Online-Phänomen: Warum jetzt alle Spazierengehen und was es nutzt

Er ist geboren, ein neuer Hype. Und keine andere Plattform als TikTok ist die Geburtsstätte. Eine Erklärung, warum junge Menschen grimmig promenieren.

Es ist wieder so weit, die Trend-Maschine TikTok hat es erneut getan. Diesmal geht es aber nicht um skurriles Essen, tödliche Aufgaben oder sprechende Hunde. Im Gegenteil! Der neue Trend der chinesischen Plattform ist sogar gesund. Unter dem Hashtag "Stupidwalkchallenge" (dt. Dumme Lauf-Aufgabe) sind bereits mehr als 74 Millionen Videos gepostet worden. Mit grimmigen Gesichtern, lustigen Outfits, in der Öffentlichkeit oder im eigenen Garten spazieren junge Menschen in ihren Videos umher. Eine ganze Generation geprägt vom Lockdown?

➤ Hier mehr lesen: Schlafcoach: Wie man durch Spazierengehen in besseren Schlaf findet

Was euch erwartet:

  • Das steckt hinter dem Trend
  • Auswirkungen von Spazierengehen auf den Körper

Das steckt hinter dem Trend

War es doch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen, die aus einigen Bewegungsmuffeln freudige Spaziergänger machten. In Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Digitalunterricht erlebte das Spazierengehen eine wahre Renaissance. Dabei sind es vor allem die positiven Auswirkungen, die die jüngeren Menschen zum Flanieren und Prominieren bringen. Eine TikTok-Userin schreibt etwa "Wenn du realisierst, dass der dumme Spaziergang allen Widrigkeiten zum Trotz wirklich deiner dummen psychischen Gesundheit hilft". Auch wenn sie dabei grimmig schauen – die Bewegung ist gut für den Geist und Körper. Der "stupid walk fort he stupid mental health" (dt. Der dumme Gang für die dumme mentale Gesundheit) hat schon Millionen Fans im Internet. Einen Ersatz für eine Therapie stellt Spazierengehen dennoch nicht dar.

Auswirkungen von Spazierengehen auf den Körper

Der Hype um das Spazierengehen ist dabei absolut begründet. So hat das tägliche Flanieren einige positive Auswirkungen auf den Körper:

Spazierengehen schützt vor Depressionen

In einer Langzeitstudie über elf Jahren mit 34.000 norwegischen Probanden wollten Wissenschaftler wissen, ob Bewegung langfristig vor Depressionen schützt. Das Ergebnis: es zeigte sich, bereits eine Stunde Flanieren pro Woche reicht für einen präventiven Effekt. Unterstützt wird dieses wissenschaftliche Ergebnis durch eine weitere Studie aus Deutschland, in der ein Forschungsteam wissen wollte, ob Spazieren auch für Menschen, die bereits von klinischen Depressionen betroffen sind, förderlich sein kann. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Bewegung nicht nur die Stimmung der Patienten verbessert, sondern ihnen auch einen positiven inneren Antrieb verschafft.

Spazierengehen sorgt für bessere Stimmung

Ähnlich wie die Ergebnisse der deutschen Studie, fallen auch die Untersuchungen der University of Essex aus. Die britischen Forschenden haben festgestellt, dass ein Spaziergang im Grünen die Stimmung heben kann. So würden Anspannungen und Aggressionen förmlich in der Natur verfliegen. Bereits fünf Minuten Aktivität im Grünen, wirken sich positiv auf die mentale Verfassung und Selbstachtung aus. 

Spazierengehen schützt vor negativen Gefühlen

Um herauszufinden, ob Spazierengehen soziale Ausgrenzung abfedern kann, haben Forschende einen Teil ihrer Probanden vor einer vermeintlichen sozialen Zurückweisung 20 Minuten lang spazieren lassen. Der andere Teil der Teilnehmenden verbrachte diese Zeit sitzend. Die Untersuchung zeigte, dass Spaziergänger den Affront besser verkraften konnten. Dadurch kamen sie zu der Schlussfolgerung, dass Spaziergänge vor schmerzhaften Vorfällen eine schützende Wirkung haben, indem sie negative Gefühle mildern.

Spazierengehen fördert die Kreativität

Auch soll Spazierengehen die Kreativität fördern. Das haben zumindest amerikanische Wissenschaftler mithilfe des Guilford’s Alternative Uses-Test festgestellt. Die Versuchsteilnehmer sollten binnen vier Minuten so viele alternative Verwendungszwecke für Alltagsgegenstände erfinden, wie sie nur konnten. Dabei zeigte sich, Flanieren ließ die Ideen sprudeln. Vor allem die Art des Gehens spielt dabei eine Rolle. Laut einer Untersuchung aus Taiwan muss die Bewegung frei und ungehindert sein. Wenn sie es war, schnitten die Probanden beim Kreativitätstest besser ab.

Spazierengehen senkt den Blutdruck

Forschende aus Großbritannien fanden heraus, dass schon ein zweiminütiger Spaziergang einen angestiegenen Blutzucker wieder senken kann. Dafür werteten sie sieben Untersuchungen aus, um herauszufinden, wie sich verschiedene Aktivitätslevel auf den Blutzuckerspiegel auswirken.

Spazierengehen verbindet

Mit anderen in der Gegend herumzuschlendern ist zudem ein wichtiges Mittel, Freundschaften oder andere soziale Beziehungen zu pflegen. Psychologen der Columbia University in New York sind davon überzeugt, dass die gemeinsame Bewegung als Mittel zur Beseitigung von Streitereien und Konflikten dienen kann. Die Wissenschaftler wollen sich künftig genauer mit dem friedensstiftenden Potenzial des gemeinsamen Spazierens beschäftigen.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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