Kleine Fähre auf der Donau

Urlaub ganz nahe: Mit dem Rad nach Klosterneuburg

Wiens Nachbarstadt zeigt, dass man auch ganz nahe urlauben kann: Kultur, Natur, Wandern – alles da

Von Wien ist es nur der sprichwörtliche Katzensprung. Ab der U-Bahnstation Heiligenstadt sind es gerade zehn Minuten mit der S-Bahn bis Kierling. Sollte man den Zug verpassen, kein Problem, alle zehn Minuten fährt ein Bus. 

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Und wer es sportlich mag, wählt das Fahrrad, Klosterneuburg liegt direkt am Donau-Radweg. Bleibt die Frage: Wenn man in einer halben Stunde mit dem Rad dort ist, oder mit dem Zug nur ein Zonenticket braucht – kann man dann schon einen echten Urlaub wo verbringen? Wir finden schon. Wenn es so viel zu sehen, erleben und genießen gibt.

Kurz vor Klosterneuburg mündet etwa ein Altarm in die Donau. Links dichter Auwald, wo man im Frühjahr Bärlauch pflücken kann, zwischen den Sträuchern rechts erblickt man den Sandstrand an der Donau. Hier haben es sich einige Ausflügler mit Picknickkörben bequem gemacht, Kinder planschen im seichten Wasser. Auf der anderen Seite des Radwegs weitet sich der Altarm zu einem See. Am gegenüberliegenden Ufer bietet das Strandbad Klosterneuburg neben Wasserrutschen und Sportbecken einen Bootsverleih für kleinere Ausflüge durch die Altarme. Ganzjährig wartet dahinter mit dem Happyland unter anderem ein vielfältiges Sportangebot – wie Hallenbad und Tennisplätze.

Keine drei Kilometer weiter überspannt ein Stahlseil auf zwei Masten die Donau. Daran ist die fast neunzig Jahre alte Rollfähre befestigt, die ohne Motor nur mit der Strömung Fußgänger, Biker und Pkws nach Korneuburg und zurück bringt. Bei einer entspannten Jause in der Idylle vom Uferhaus, mit Käsekrainer mit Radler als Tipp, lässt sich das stete Hin- und Herpendeln der Rollfähre beobachten, aber auch vorbeiziehende Frachter und Kreuzfahrtschiffe. Kinder tollen am Sandstrand und werfen Steine ins Wasser. Die fünfminütige Überfahrt auf der Fähre kann man wie eine Mini-Flusskreuzfahrt genießen. Beim Spaziergang durch die Au erreicht man nach einer halben Stunde wieder die Stadt.

Blick auf Klosterneuburg und die Donau

Klosterneuburg: Ist es schon Urlaub, wenns ums Eck ist? 

©Manfred Ruthner

Promi-Fürsprecher

Einem Superstar hat es die angenehme Atmosphäre in und um Klosterneuburg besonders angetan, Fußballikone Herbert Prohaska. „Meine Frau und ich haben uns vor einigen Jahrzehnten hier niedergelassen, wir schätzen die Nähe zu Wien und gleichzeitig das Wohnen im Grünen am Rande dieser Kleinstadt.“ Früher ist er oft mit seinem Hund durch den nahen Wienerwald spaziert, jetzt besucht er mit seinen Freunden gerne einen der vielen urigen Heurigen der Stadt. Sein besonderer Tipp ist ein Ausflug zur Redlingerhütte am Ortsrand von Kierling.

Der breite Forstweg führt leicht bergan und ist von mächtigen Buchenstämmen gesäumt. Vogelgezwitscher vereint sich mit dem Plätschern vom nahen Bach. Nach kaum einer halben Stunde ist die Redlingerhütte zwischen den Zweigen zu erkennen. Ein Kleinod auf einer Lichtung, mit vielen Tischen und Stühlen im Schatten einer Traueresche. Johann Riegler hat das Haus 1978 übernommen und die damalige Wienerwaldhütte neu belebt. Inzwischen ist sie mit klassischer Hausmannskost zur Institution geworden, nicht nur für Klosterneuburger. Bei einer Rundwanderung in der herrlichen Natur kann man seine Seele baumeln lassen. Wieder zurück im Kierlinger Tal wechselt man von Naturerlebnissen zu Kultureindrücken ins Museum Gugging. Es ist als Ausstellungshaus für die Kunstrichtung Art Brut konzipiert, definiert als unverbildete Kunst, die spontan und frei von akademischer Prägung geschaffen wird.

Skluptur einer überdimensional großen Hand, die einen Schädel zerdrückt, in der Albertina Klosterneuburg

Albertina Klosterneuburg: Aus der reichhaltigen Sammlung der Kunst nach 1945 sind jeweils Hauptvertreter und -innen der wichtigsten Strömungen, 
wie Pop Art, abstrakte Malerei und Skulpturen zu sehen. Auskunft zu Ausstellungen: albertina.at

©eSeL Lorenz Seidler

Hauptsache Kunst

Hochkultur bietet das Augustiner Chorherrenstift, das mit seiner barocken Fassade und den grünen Kuppeln die Oberstadt von Klosterneuburg überragt. Man betritt das Stift durch das Besucherzentrum in der Sala Terrena, jenem unvollendeten Saal, der den Parkzugang im Untergeschoß der vor Jahrhunderten geplanten und nie verwirklichten kaiserlichen Klosterresidenz ermöglichen sollte. Seit seiner Gründung im Jahr 1114 betreibt das Stift Weinbau, es ist damit das älteste Weingut Österreichs. Die Besichtigung der Gewölbe, die sich auf vier Kelleretagen erstrecken, führt zunächst ins Presshaus, wo ein liturgischer Gesang von Frauen erklingt. Hier war die ehemalige Kirche der Chorfrauen, die bis ins 16. Jhdt. gewirkt haben. Der stimmungsvoll ausgeleuchtete „Weg der Traube“ führt über eine Wendeltreppe in den Gärkeller mit großen Eichenfässern, junge Weine reifen hier heran. Auffällig ist das trockene und frische Raumklima, mit einer ganzjährigen Temperatur von 13 bis 14 Grad, dank eines ausgeklügelten Systems von Doppelmauern. Schließlich endet der Rundgang in der Vinothek, um die preisgekrönten Stift-Weinen zu verkosten. Wertvollster Besitz des Stifts ist der Verduner Altar. Er gilt als ein Hauptwerk der mittelalterlichen Emailkunst, 1181 von Nikolaus von Verdun vollendet, erzählt er in 51 Bildtafeln die gesamte Bibel.

Heilige Krone Österreichs, der Erzherzogshut, ausgestellt im Stift Klosterneuburg, prunkvolle Krone auf einem schwarzen Sockel mit goldenen Verzierungen

Schatzkammer des Stifts: Prunkstück ist der 1616 als „heilige Krone Österreichs“ gestiftete Erzherzogshut, der nur zur Erbhuldigung der Erzherzöge von Österreich aus Klosterneuburg entfernt werden durfte. Infos zu Führungen und Events: stift-klosterneuburg.at

©Bildarchiv Janos Stekovics/Stift Klosterneuburg/Janos Stekovics

Ein Spaziergang vorbei am Rathaus und entlang der Friedhofsmauer führt hinauf über den Klosterneuburger Weinhügel zum Buchberg. Hier gedeihen die Trauben, die später zu prämierten Weinen vergoren werden. Zwischen den Reben eröffnet sich ein herrlicher Blick über ganz Klosterneuburg, auf die Au hinter dem Stift und die Donau. Schon der Schriftsteller Franz Kafka hat von Klosterneuburg geschwärmt und in Kierling immer wieder einige Tage verbracht.

Info

Anreise
klimafreundlich mit Bus oder S-Bahn ab Wien Heiligenstadt

Unterkunft
– Schrannenhof: 4*-Hotel in historischem Gebäude aus 14. Jh., schrannenhof.at
– Hotel Restaurant Anker 3*, 200 m vom Donauweg, Radgarage, hotel-anker.at
– Donaup. Camping: Stift, S-Bahn und Bus zu Fuß, Donau-Radweg führt direkt vorbei, campingklosterneuburg.at

Programm
– Redlingerhütte: tägl. außer Di., redlingerhuette.at

Radweg 
8 km von Wien Nußdorf bis Klosterneuburg – entlang der Donau. Auskunft: stadtmarketing-klosterneuburg.at

Vielleicht sollten wir es wie Kafka machen und in Klosterneuburg urlauben. Mit einer Anreise, so nachhaltig wie nirgendwo sonst.

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