Traumstrand ohne Sand? Strandbad Zell am See unter den "100 schönsten Stränden"
Bondie Beach, Bora Bora, Strandbad Zell am See. Was die drei gemeinsam haben? Sie gehören zu den 100 schönsten Stränden der Welt. Ganz offiziell, nach einem internationalen Ranking. Eine überraschte Spurensuche.
Manches wird einem erst viel später bewusst. Wie schön ein bestimmter Moment war, zum Beispiel. Und manchmal muss einen erst eine dieser – zugegeben, mittlerweile etwas inflationären – Top-Listen mit der Nase drauf stoßen, um zu realisieren, WIE außergewöhnlich etwas war. Jetzt ist der Zeller See also in einer dieser Listen gelandet. Und zwar nicht in irgendeiner, sondern im Londoner Strandführer „Beach Atlas“, und das ist in unserer schnellvergessenden Online-Zeit schon beinahe so, wie in Stein gehauen. Einer der 100 schönsten Strände der Welt liegt also im Salzburger Pinzgau.
Wer hätte sich das schon träumen lassen, als frühe, sommerliche Familienausflüge regelmäßig wahlweise zum Wallersee oder zum Zeller See unternommen wurden? Hier im Pinzgau war zwar das Wasser kälter, dafür traf man, quasi auf halbem Weg, die Verwandtschaft aus Gastein. Cousinen und Cousins, Tanten, Onkel, jede Menge Jausenkörbe voll mit kalten Brathendln, Broten und Kartoffelsalat. Wir Kinder lasen damals alle mit Begeisterung James Micheners Wälzer „Hawaii“ und träumten am Ufer des Sees von der Lagune Bora Boras – übrigens auch in der aktuellen Liste die absolute Nummer eins, was Strände anbelangt. Auch wenn die im Buch ebenfalls beschriebenen Blauhaie noch ein wenig gruseliger schienen als der von den Großeltern beschworene riesige Wels im Wallersee, der angeblich Kinder an den Zehen packte und ins tiefe Grün hinunterzog, wenn sie nicht ordentlich schwammen. Aber am Zeller See war man zum Glück ja vor beiden Gefahren sicher ...
Und dennoch: Intuitiv denkt man sofort an staubzuckerweißen Sand, wenn man sich so einen Traumstrand vorstellt. Ein paar pittoresk gekrümmte Kokospalmen vielleicht, und zum Landesinneren hin smaragdgrüne, tropische Fauna aus der hin und wieder das Gekreische exotischer Vögel zu hören ist. Wie bei der Schatzinsel eben. Stattdessen ragen um den Zeller See 2.000er wie Schmittenhöhe und Hundstein in den Himmel, auf den Almen weiden Kühe, deren Gebimmel allerdings nicht bis zum See reicht. Aber man kann es sich durchaus vorstellen.
Jetzt ist der „Stadtstrand“ von Zell am See auf dieser Liste zwar nicht ganz, ganz vorne zu finden – aber immer noch vor Traumlocations wie dem Negril Beach, der immerhin als einer der schönsten Strände Jamaikas gilt. Auch das paradiesische Mafia Island musste sich dem alpinen Pinzgauer Charme geschlagen geben, ebenso wie der dominikanische Bavaro Beach und der Love Beach auf den Bahamas.
Das Geheimnis hinter dieser, für uns auf den ersten Blick so merkwürdigen, Reihung? Ganz einfach: Wir träumen uns meist wohin, wo’s ganz anders ist, als wir es gewohnt sind. Nicht nur indische Touristen etwa lieben alles, was mit Alpen zu tun hat – und wenn dann noch ein glitzernder See mittendrin liegt, dann ist das schon etwas wirklich Besonderes.
Seltsam ist so gesehen eigentlich nur, dass erst eine britische Top-100-Liste kommen muss, um uns darauf aufmerksam zu machen.
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