Peking: Moderne, alte Stadt mit dem größten Palast der Welt
Peking besitzt den größten Palast der Welt und liegt nahe der längsten Mauer unseres Globus. Die Megacity überzeugt aber auch im Kleinen und Verborgenen.
Überblick
In 10 Std. von Wien nach Peking (z.B. AUA). Per Flughafen-Express-Zug in die Stadt
Wichtig: Visa wird für Aufenthalte bis 15 Tage nicht mehr benötigt, aber unbedingt die wichtigsten Apps für China checken (z. B. Alipay und Didi).
CNY - Chinesischer Renminbi
"Ach, das hat sich so verändert in den letzten Jahren!" Wie oft hört man so einen Satz, garniert mit einem Kopfschütteln und Seufzer. Meistens geht es dabei um ein Resort zu viel am Lieblingsstrand oder die Ausmerzung des vermeintlich Ursprünglichen.
Wer wissen möchte, wie sich eine Stadt so richtig drehen kann – so, dass einem fix schwindlig wird – sollte nach Peking (auch Beijing, beides bedeutet "nördliche Hauptstadt") reisen und am besten zuvor Reiseberichte aus den 2000er-Jahren lesen. Darüber, dass blonde und blauäugige Menschen heimlich fotografiert werden oder man an jeder Ecke gebrannte DVDs kaufen kann.
Nicht zu vergessen die Fake-Kunststudentinnen, die einen von der Verbotenen Stadt weg- und zu einer Ausstellung hinlocken, um dort überteuerte Kalligrafie-Drucke oder unerwünschte Teezeremonien zu verkaufen.
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Das Peking von heute ist definitiv aufgeräumter, leichter zugänglich und gilt als sehr sicher für Reisende. Es hat sich eben einiges geändert: Es gibt mittlerweile ein richtiges U-Bahn-Netz, den Olympischen Spielen sei Dank Schilder auf Englisch, eine eigene Design Week (21. September bis 7. Oktober), eine Underground-Musikszene und, ja, auch Uber.
Allerdings heißt der Fahrtendienst in China "Didi". Nach wie vor empfinden die Chinesen aber das Schnäuzen als grausig, ihr lautstarkes Räuspern und Spucken dagegen nicht. Und auch das mit der Privatsphäre ist so eine Sache. Öffentliche WC-Türen bleiben manchmal, auch wenn besetzt, einfach sperrangelweit offen. Und im US-amerikanischen Kaffeeshop Starbucks kann es schon einmal vorkommen, dass sich ein Local direkt neben einen setzt – weil da halt ein Sessel frei ist. Apropos Starbucks: Die Filiale in der Verbotenen Stadt ist schon vor langer Zeit geschlossen worden.
Skurril, dass es sie überhaupt einmal gab. Dieses Vorher-Nachher ist kein Nostalgie-Nonsens, es ist relevant – in Peking mehr noch als in anderen Städten dieser Liga. Vor 20 Jahren haben sich Reisende aus Mitteleuropa hier noch wie auf dem sprichwörtlichen Mars gefühlt, jetzt eher wie auf der Venus, die ist der Erde am nächsten.
Mehr noch: Das Land der Mitte manövriert sich zunehmend in die Mitte der Gesellschaft. Zwar sprechen wir immer noch von einem Einheitsstaat und erst kürzlich wurde zum Beispiel die "chinesische Kim Kardashian" auf den Social-Media-Kanälen der Volksrepublik gesperrt. Andererseits erleichtern die Behörden Ausländern die Einreise – mittlerweile darf man 15 Tage visafrei im Land bleiben. Und diese gut zwei Wochen kann man leicht füllen!
Nostalgie, Drachen und Mauern China – und insbesondere Peking – sind ein Faszinosum, ein kleines großes Abenteuer, das man nie vergisst. Die Geschichte der Megacity reicht mindestens 3.000 Jahre retour, die Kaiser-Dynastien regierten von hier aus und Mao Zedong machte Peking zur Hauptstadt.
Die Metropole ist rechtwinkelig aufgebaut – mit der Verbotenen Stadt im Zentrum. Mao ließ später die Regierungsgebäude direkt daneben errichten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Touristen genau hier starten. Die größte Palastanlage der Welt (über 8.000 Räume) wird – um nur einige Zahlen zu nennen – von einer 3.428 Meter langen Mauer umgeben, von 13.844 Drachendarstellungen geschmückt und von bis zu 30.000 Besucher pro Tag bewundert; ein Ticket zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Man ist hier also nicht allein, egal wann. Erwartet aber vermutlich auch keiner, in einer Stadt mit mehr als 21 Millionen Menschen.
Auch beim Sommerpalast und der 150 Kilometer entfernten großen Mauer (in China nicht chinesische Mauer genannt) sollte man mit einem gewissen Andrang rechnen. In letzterem Fall am besten zu einem Teilstück der Mauer fahren lassen, das etwas weiter von der Stadt entfernt ist, das hilft schon mal. Zum Beispiel Mutianyu und Jinshanling. Bustour oder Taxi – beides ist möglich.
Rauf auf die Mauer geht’s zum Beispiel mit dem Sessellift, was durchaus gewisse Heimatgefühle wecken kann. Runter mitunter via Sommerrodelbahn. Aber nicht täuschen lassen: Das Wandern auf der Mauer selbst ist anstrengend – Schatten gibt es so gut wie gar nicht und es geht in einer Tour rauf und runter. Insofern verständlich, dass man an den Souvenirständen T-Shirts mit dem Aufdruck "I have climbed the Great Wall" kaufen kann. Verbotene Stadt, Sommerpalast, große Mauer – das Bejing-Best of liegt auf der Hand. Die moderne Architektur macht der historischen allerdings gewaltig Konkurrenz. Mit der "Bejing City Library" hat heuer eine gleichermaßen schlichte wie spektakuläre Bibliothek eröffnet, inklusive dem weltweit größten klimatisierten Lesesaal.
Durchdigitalisierte Stadt
Auch das Shangri-La Shougang Park – ein 5-Sterne-Hotel in einer ehemaligen Fabrikhalle, der Leeza Soho Tower (Zaha Hadid) oder die "Pants", das Central Television (CCTV) Headquarters-Gebäude, sind Landmarks der Gegenwart. Wie es sich gehört: anfangs teils heftig umstritten. Der Kontrast dazu: die Hutongs, die alten engen Straßen mit den noch typischen Wohnhöfen.
Kaum einer liebt sie nicht, gerade bei Expats sind kleine Bars, wie es sie im Wudaoying Hutong zuhauf gibt, en vogue. Kann man idealerweise mit einer "Hutong Experience" Tour kombinieren, "Our Bejing" (@our_bejing) ist eine sichere Bank für ein authentisches Erlebnis. Und wer noch tiefer in die entlegensten Hutongs eintauchen möchte, kann lernen, wie man "Jian Bing", chinesische Pancakes, zubereitet.
Diese wiederum hängen auch eng mit der Peking-Ente zusammen, die man beispielsweise bei "Bejing Liqun Roast Duck" kosten kann. Schrägstrich: sollte. Aber anstatt ein paar über die Großstädte versprengte Lokaltipps zu geben: Alle Wege führen nach Sanlitun. Shopping, Nightlife – und alles, was dazwischen ist, findet sich in mehreren Sub-Vierteln.
Charakteristisch sind die offenen Einkaufskomplexe im Freien, beispielsweise Taikoo Li Sanlitun. Auch hier empfiehlt sich, kurz vor Anreise zu googeln, ob es die jeweiligen Adressen noch gibt. Die Sanlitun Bar Street wurde vor circa einem Jahr komplett umgemodelt, die Stadt forciert die Gentrifizierung von unschicken Nachbarschaften.
Auch das gehypte "The Opposite House" hat mit Ende Juni geschlossen. Aber macht nichts, in Peking muss man das Handy sowieso immer in der Hand haben. Hier lebt man durchdigitalisiert. Am Marktstand wird der QR-Code gescannt, und das Taxi ruft man via App. Und ab 2025 dann das Robo-Taxi. Peking ist zeitlich teils mehr als die bekannten sechs Stunden voraus.
Tipps
Restaurants
- Din Tai Fung: Restaurant-Kette, mehrere Standorte in Beijing. Expats lieben die Xiaolongbaos (mit Suppe befüllte Dumplings).
z. B. Unit LG2-20, 9 Dongdaqiao Lu, Chaoyang District - Home Town Palace: Peking-Ente ist natürlich ein Must, unbedingt probieren. Es gibt zig gute Plätze dafür, einer davon ist Home Town Palace. 89 Di'anmen East Street, Dongcheng District.
- HaiDiLao: HotPot-Restaurant inklusive Nudelshow und Maniküre für die Wartezeit. 24/7 offen. 2 Dahuisi Lu, Haidian District
Hotels
- Brickyard Retreat: In Mutianyu, herrliche Aussichten auf die große Mauer. Zimmer mit Ziegelwänden. brickyardmutianyu.com
- Aman Summer Palace: Stiller Luxus, etwas außerhalb des Zentrums. Höfe und Gärten umgeben die Zimmer und Suiten. aman.com/resorts
- The Orchid: Ein altes Hofhaus wurde zum kleinen Boutique-Hotel. Im Dongcheng-Viertel. theorchidbeijing.com
Kunst
- 798 Art District: Eines der größten und wichtigsten Kunstviertel der Stadt. Fast 200 Galerien und Studios! 798district.com
- UCCA Center for Contemporary Art. Bis 20. 10. 2024 z. B.: Lawrence Weiner. ucca.org.cn
- National Art Museum of China: Nahe der Drum and Bell Towers, Gulou Viertel. Zeit mitbringen, es gibt 21 Hallen. namoc.org/en
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