Reisen wie ein Kaiser

Nostalgiefahrt nach Niederösterreich: Hier kann man reisen wie ein Kaiser

Der Kaiser und seine Frau hatten einen ganzen Zug für sich, in dessen originalgetreuem Nachbau man heute (wieder) verreisen kann.

von Susanne Garber

Es zischt laut, wenn der kaiserliche Zug in Wien-Heiligenstadt einfährt. Ein Geräusch, das man heutzutage an Bahnhöfen nur noch selten hört – oder vielleicht auch noch nie gehört hat. Es erinnert an historische Filme, und genau dieses Gefühl will der Zug auch wecken. Der "Majestic Imperator Train de Luxe" ist einer der wenigen Nostalgiezüge in Europa. Und nicht nur das. Der Majestic Imperator ist ein Luxuszug der besonderen Art.

Nach den Plänen des k.u.k. Hofsalonzugs aus dem Jahr 1891 von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth gebaut, ist der luxuriöse Zug ein kleiner Palast auf Schienen. Sechs imperial anmutende Waggons bieten Platz für 150 Zugreisende, die sich hier ein Stück weit wie der Kaiser oder die Kaiserin fühlen können. 

"Heute steigen die reichen Leute in Privatjets, früher waren es eigene Luxus-Waggons, die an die regulären Züge angehängt wurden, um nicht mit dem gemeinen Volk zusammen reisen zu müssen", erklärt Gottfried Rieck, Gründer der Idee und des Unternehmens, das heute Reisende aus aller Welt – und nicht nur jene aus dem Adelsstand – fürstlich durch Österreich und die angrenzenden Länder kutschiert. 

Ob zu den Salzburger Festspielen, zum Skifahren nach Kitzbühel, ins ebenso kaiserliche Bad Ischl oder doch nach Prag – im Majestic Imperator ist der Weg genauso glamourös wie die Destinationen, die er anfährt. Luxus ist in diesem Zug ganz anders definiert, als wir es heute verstehen. Nicht die Geschwindigkeit zählt, eher die Langsamkeit und das Genießen. Wo man schlussendlich hinfährt, ist dann vielleicht auch gar nicht mehr so wichtig. Die Reise selbst ist das Erlebnis.

Majestätisch

Morgens wie ein Kaiser, abends wie ein Bettelmann? Diese alte Weisheit soll den Magen entlasten, trifft aber keinesfalls auf die Gepflogenheiten im Majestic Imperator zu. Abends kann man hier wie der Kaiser dinieren, die österreichische Küche an Bord unterstreicht das Ambiente. Natürlich ist die Aussicht beim Zugfahren ein nettes Feature, im Luxuszug ist sie aber bestimmt nicht das Wichtigste. 

Das Highlight ist der Zug selbst, der mit seiner originalgetreuen Ausstattung weit in die Vergangenheit reisen lässt. Reich verzierte Polsterbezüge, Tischdecken, viel Gold und Samt, und überhaupt viel Stoff. Sogar am Boden liegen Teppiche aus, und echte Tische und Stühle erinnern nicht einmal mehr im Entferntesten an die fix verbauten Sitze in den modernen Garnituren.   

So lässt es auch nicht verwundern, dass Persönlichkeiten, wie der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter und seine Frau Rosalyn, Kronprinz Felipe von Spanien oder auch die Swarovskis schon mit dem Zug gefahren sind. Selbst Otto von Habsburg überzeugte sich vom Nachbau des kaiserlichen Zuges seiner Vorfahren.

Kaiserlich Feiern

Im Majestic Imperator werden Firmen- und Weihnachtsfeiern ausgerichtet, Silvesterabende verbracht oder Hochzeitsfeiern ausgetragen. Wer nicht gleich den ganzen Zug für sich buchen möchte, nützt am besten die angebotenen Reisepauschalen. 

Mit Sektempfang und Dinner geht es dann zum Beispiel den Semmering entlang, rund um Wien oder später im Jahr dann nach Schloss Hof zum Adventmarkt. Auch mehrtägige Zugreisen mit Nächtigungen in organisierten Hotels sind möglich, etwa in die ehemaligen k.u.k. Kaiserstädte Budapest und Prag.

Ideengeber

Gottfried Rieck hat den majestätischen Zug in die Gegenwart überstellt, als er begann, 1991 den ersten Waggon umzubauen. "Die Idee ist mir gekommen, als eines Tages ein Freund auf mich zukam und sagte, 'Du Gottfried, du weißt doch alles über Züge. Kannst du mir nicht einen Zug organisieren, in dem gegessen, gefeiert und getanzt werden kann, ähnlich wie im Orient-Express?' Ich habe mich auf die Suche gemacht und nach einem halben Jahr stand der Zug vor uns", sagt Rieck, den man neben einem Experten ruhig auch einen Eisenbahn-Enthusiasten nennen darf. 

Tiefblau trifft Gold und Emblem: ein Look wie von einer Postkarte anno dazumal

©Susanne Garber

Seit der Kindheit ist Rieck schon ein Fan der Bahn, mit 15 beendete er das Gymnasium, um Lokomotivführer zu werden. Nicht sonderlich erfreut von den Ambitionen des Sohnes, ließen ihn die Eltern dann doch eine Lehre bei den Österreichischen Bundesbahnen beginnen, die schließlich auch der Start seiner filmreifen Karriere sein sollte. 

"Fünf bis zehn Tonnen Kohle schaufelte ich pro Schicht", erinnert sich Rieck, der anfangs als Heizer in der Lok arbeitete.  "Mit 23 war ich dann der jüngste Lokführer in ganz Europa, der in der damaligen Zeit Hochgeschwindigkeitszüge fuhr."

Hochgeschwindigkeit bedeutete damals um die 160 km/h. Schnell bergauf ging es dann auch mit der Karriere. Von einer Beförderung war immer wieder die Rede, doch Rieck wollte der Schiene treu bleiben. Nach mehr als 16 Jahren als Lokführer verschlug es ihn dann aber doch vom Führerstand in die Führungsetage. 

Die Bahn-Direktion wartete, und mit ihr ganz neue Pläne. Unglücklich  mit dem neuen Bürojob, tat sich plötzlich die Idee mit dem Partyzug auf, dem der Orient-Express als Vorbild diente. "Am 20. Oktober ging es mit der Dampflok von Wien nach Budapest, mit sechs historischen Waggons. Und es war eine unglaubliche Party!" 

Die Zugfahrt im luxuriösen Majestic Imperator wird zur Zeitreise

©Susanne Garber

Mit an Board waren über 200 Freunde, ein Piano und Musikerinnen und Musiker von der Opernsängerin bis zum DJ. Auch 300 Flaschen Sekt, 180 Flaschen Wein und 100 Biere wurden mitgefahren, die am Ende als Leergut zurückblieben. 18 Stunden haben die Festivitäten angehalten – und davon erzählt Rieck gerne, denn das hat das ganze Unternehmen erst so richtig ins Rollen gebracht. Kurz darauf wurden weitere Reisen organisiert und der Luxuszug war ins Leben gerufen. Die Nachfrage war groß und das Angebot klein. Eine Marktlücke, die Rieck erkannte. 

Gemeinsam mit seiner Frau gründete der Eisenbahn-Kenner eine Firma und hob die Originalpläne des k.u.k. Hofzugs aus der Österreichischen Nationalbibliothek aus, nach denen der Majestic Imperator gebaut wurde.  Seither wird stetig an den Waggons gefeilt und verbessert, um sie weiterhin in Schuss zu halten. "Die Service- und Wartungsarbeiten sind sehr aufwendig und teuer", gibt Rieck zu. „Aber es ist halt ein Herzensprojekt" – und das kann man spüren. 

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