
Die unbekannten Seiten der kroatischen Küste
Kroatien gilt als Lieblingsziel für den Sommer: Sonne, Trubel, volle Buchten. Doch das Land hat noch eine andere Seite – mit unberührter Natur, Wildtieren und Korallen, die an das Rote Meer erinnern. Eine neue TV-Doku zeigt die unbekannten Seiten der Küste.
Wenn man an Kroatien denkt, denkt man an Urlaub: Sonne, Felsen, Sommerhäuser, volle Küstenpromenaden. Und Preise, die in den vergangenen Tagen durch die Decke gegangen sind. Und an Kellner, die zum ohnehin teuren Sundowner am liebsten noch gleich 20 Prozent Trinkgeld haben wollen.
Was einem dabei selten einfällt: Luchse. Oder Gänsegeier. Oder ein Gebirgszug, in dem sich Gämsen tummeln – direkt oberhalb des Meeres. Sattgrüne Wälder. Oder Muränen im Meer, die schrecklich aussehen, aber harmlos sind.
Genau das wollten Christine Sonvilla und ihr Partner Marc Graf ändern. Sie haben als Naturfotografen und -filmer die Welt bereist, legten sich auf die Lauer, um Tiger und Leoparden, hochgiftige Schlangen oder Krokodile zu filmen. Nachdem sie zuletzt für einen Bildband die Reize des nahen und gerne unterschätzten Sloweniens entdeckten, war Kroatien nur die logische Folge.
180 Drehtage lang widmeten sie sich dem unbekannten Kroatien – abseits der klassischen Klischees. Dabei entdeckten sie Natur, die sie selbst überrascht hat. Das Ergebnis ist am 27. Mai um 20:15 Uhr zu sehen. Dann zeigt ORF2 die Erstausstrahlung des neuen Universum-Films „Kroatiens Küste – Endlos und wild“. Schauspieler Nicholas Ofczarek erzählt.
6.000 Kilometer Küstenlinie in Kroateien
Tatsächlich ist Kroatien eines der vielfältigsten Naturreiseziele Europas. Klar, die Strände sind schön. Aber hinter den touristisch bekannten Küstenorten beginnt eine Welt, die den meisten Besuchern dann doch verborgen bleibt: Über 1.000 Inseln, mehr als 6.000 Kilometer Küstenlinie. Wer statt Beachclub lieber Zikaden als Soundtrack mag, findet hier auch das Glück.

Die Adria kann manchmal karibisch wirken.
©Marc Graf & Christine Sonvilla/DreiD.at FilmproduktionHinter den stark frequentierten Städtchen wie Zadar ragt das Velebit-Gebirge auf – wild, zerklüftet und Heimat von Bären und eben diesen Gämsen, die man mit etwas Glück beim Klettern über dem Meer beobachten kann. „Und das alles liegt nur wenige Kilometer von der Kulturlandschaft entfernt“, sagt Sonvilla.
Korallen und Muränen: Adria wirkt wie das Rote Meer
Auch unterhalb der Wasseroberfläche gibt es Überraschungen. „Viele glauben, die Adria sei tot“, sagt Sonvilla. „Aber das stimmt nicht. Sie ist hier wahnsinnig vielfältig.“ Unter Wasser kann es schon fast tropisch wirken. Hier wachsen Weichkorallen. „Ein Tauchgang kann fast so wirken wie im Roten Meer. Mit etwas Glück trifft man auf Muränen, die zusammen mit Putzergarnelen hausen.“ Auch solche Symbiosen vermutetet man eher in südlicheren Gefilden.

Muränen gibt es nicht nur in tropischen Meeren, sondern auch in der Adria.
©Borut Furlan/DreiD.at FilmproduktionDazu sorgt mancherorts das türkisblaue Wasser dafür, dass man sich in der Karibik wähnt. Klare Sicht gibt es sowieso so gut wie überall – das Mittelmeer zeigt sich hier von seiner besten Seite. Nur wenn es warm wird, kann die Algenblüte das Bade-, Schnorchel- und Tauchvergnügend trüben. „Und eigentlich ist es vor der Küste großteils sauber“, sagt Sonvilla.
Zwar macht sich auch hier der Klimawandel bemerkbar – Kugelfisch und Rotfeuerfisch breiten sich aus – doch noch gibt es beeindruckende Biodiversität zu entdecken.
„Kroatien ist relativ groß und hat im Vergleich zu Österreich weniger als die Hälfte der Einwohner“, sagt Sonvilla. „Im Sommer ist natürlich viel los – aber danach wird es schlagartig ruhig. Dann ist die Küste fast menschenleer.“ Die beste Zeit für alle, die lieber Natur als Nachbarn haben? September, Oktober – oder, für echte Fans: Dezember, wie bei Sonvilla der Fall. „Beim Kaffee am Meer sitzen, während draußen die Bora pfeift – das hat schon was.“
Ganz besondere Beobachtungen hat sie mit Graf im Neretva-Delta gemacht: Obst- und Gemüsefelder, durchzogen von Wasserkanälen – „das wirkt fast wie Vietnam“, erzählt Sonvilla. Oder die Gänsegeier-Populationen in der Kvarner Bucht, die ihre Horste über dem Meer gebaut haben. An die 100 erwachsene Paare bilden dort eine Kolonie – eine der wenigen weltweit, die an steilen Klippen direkt über dem Wasser brütet.
Natur auf kleinstem Raum
„Das ist es, was Kroatien ausmacht“, sagt Sonvilla. „Diese Nähe zwischen Natur und Kultur. Berge, Meer, Wildtiere – und das alles auf kleinstem Raum.“
TIPP: Dienstag, 27. Mai, ORF2: Universum, Kroatiens Küste – Endlos und wild.
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