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Japan, Estland, Spanien: Wo Kinder noch Kinder sein dürfen

Das etwas andere Länder-Ranking: Für alle, die ins Auge fassen, mit ihren Kids in ein anderes Land zu ziehen.

Für Menschen, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen möchten, können Ranglisten der lebenswertesten Länder der Welt hilfreich sein. Mit Kindern gibt es allerdings mehr Faktoren zu berücksichtigen als das Durchschnittseinkommen oder die wirtschaftliche Stabilität eines fernes Landes. Vielleicht möchten Sie wissen, wie es um die Gesundheit oder das Glück der Kinder vor Ort bestellt ist, wie es um die Qualität der Bildung bestellt ist, wie es um den Urlaub für Familien bestellt ist - und sogar, welche Länder die meisten Grünflächen oder Spielplätze haben.

 

Auf diese Art von Faktoren konzentriert sich Unicef in seinen "Berichtskarten" über das Wohlergehen von Kindern. Dabei ist zu beachten, dass die Rangliste nur die wohlhabendsten Länder der Welt berücksichtigt - und nicht alle Daten sind für Familien im Ausland gleichermaßen interessant. Die Ergebnisse der Studie vermitteln jedoch ein aufschlussreiches Bild davon, wie es wirklich ist, Kinder in Ländern auf der ganzen Welt aufzuziehen.

Die britische BBC hat sich auf einige dieser Untersuchungen gestützt, um die wichtigste Frage jeder Auswandererfamilie zu beantworten: Wo kann man am besten Kinder großziehen - und wo können Kinder noch Kinder sein? Hier die Top-3:

1. Japan

In der Unicef-Analyse des Wohlbefindens von Kindern für das Jahr 2020 steht Japan an erster Stelle, wenn es um die körperliche Gesundheit geht, also um Kindersterblichkeit und Fettleibigkeit. Und in der jüngsten Unicef-Berichtskarte aus dem Jahr 2022, die sich speziell mit dem Umfeld befasst, in dem Kinder aufwachsen, belegt Japan den zweiten Platz in der Kategorie "Welt um das Kind" - eine Kategorie, die Aspekte wie städtische Grünflächen und Verkehrssicherheit umfasst.

 

Japan hat auch die niedrigste Rate an Fettleibigkeit bei Kindern, eine niedrige Kindersterblichkeit und eine äußerst geringe Luft- und Wasserverschmutzung, die Kinder beeinträchtigt.

Es ist auch eines der sichersten Länder für Familien, und zwar nicht nur in Bezug auf Verkehrsunfälle. Japans Gesamtmordrate ist die niedrigste aller von Unicef untersuchten Länder: mit 0,2 pro 100.000 ist sie nur ein Bruchteil derjenigen in den USA (5,3), Kanada (1,8) oder sogar Australien (0,8).

2. Estland

Auch wenn Estland in der Unicef-Rangliste insgesamt nicht an der Spitze steht, so schneidet es doch bei einer Reihe wichtiger Aspekte gut ab: Kinder sind weniger Luftverschmutzung, weniger Lärmbelästigung und weniger Pestiziden ausgesetzt als in fast allen anderen wohlhabenden Ländern. Estland verfügt über mehr städtische Grünflächen als viele andere Länder, einschließlich der USA, Kanadas, Australiens und des Vereinigten Königreichs, und Kinder geben besonders häufig an, dass ihnen die Erholungseinrichtungen in ihrer Umgebung, wie etwa Spielplätze, gefallen. Estland hat auch die zweitniedrigste Rate an untergewichtigen Babys aller wohlhabenden Länder, was im Allgemeinen als guter Indikator für die Qualität der pränatalen Betreuung gilt.

 

Einer der größten Anziehungspunkte dürfte jedoch das estnische Bildungssystem sein: Die Kinder verfügen über bessere Mathematik-, Naturwissenschafts- und Lesefähigkeiten als in jedem anderen Land außerhalb Asiens. Auch auf digitale Fähigkeiten wird Wert gelegt. "Bereits in den Kindergärten gibt es Roboter, intelligente Tablets usw., die alle im Rahmen des spielerischen Lernens eingesetzt werden", so Anne-Mai Meesak, Projektmanagerin beim estnischen Bildungs- und Jugendministerium, die sich mit den frühen Bildungssystemen des Landes befasst.

Die Vorteile des Systems gehen jedoch über Lesen und Robotik hinaus. Ein kürzlich veröffentlichter OECD-Bericht hat ergeben, dass estnische Fünfjährige im Durchschnitt bessere sozial-emotionale Fähigkeiten haben als Kinder in den USA und England, z. B. im Umgang mit anderen Kindern und im Erkennen von Gefühlen. Auch bei den Fähigkeiten zur Selbstregulierung wie geistige Flexibilität, Arbeitsgedächtnis und Impulshemmung liegen sie weit über dem OECD-Durchschnitt.

Und dann ist da noch der Familienurlaub: Estland hat eine der großzügigsten Regelungen der Welt: 100 Tage Mutterschaftsurlaub und 30 Tage Vaterschaftsurlaub, gefolgt von 475 Tagen bezahltem Elternurlaub, der aufgeteilt - oder in Teilzeit genommen - werden kann, bis das Kind drei Jahre alt ist. An bis zu 60 dieser Tage können beide Elternteile gleichzeitig zu Hause bleiben und werden beide bezahlt. Jeder Elternteil erhält außerdem 10 Arbeitstage bezahlten Elternurlaub pro Jahr für jedes Kind unter 14 Jahren. (Dieser Urlaub steht sowohl Personen mit ständigem als auch mit vorübergehendem Wohnsitz in Estland, einschließlich Ausländern, zu).

3. Spanien

In der Unicef-Rangliste der Umweltbedingungen für Kinder schneidet Spanien am besten ab, da die Zahl der durch Luft- und Wasserverschmutzung bedingten Erkrankungen von Kindern besonders niedrig ist. Und trotz des schlechteren Gesamtangebots an Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdiensten haben Kinder in Spanien laut Unicef ein bemerkenswert hohes Wohlbefinden: Das Land belegt den dritten Platz beim psychischen Wohlbefinden von Kindern und den vierten Platz bei grundlegenden akademischen und sozialen Fähigkeiten.

Insbesondere ist es gleichauf mit den Niederlanden, wenn es darum geht, wie viele Kinder sagen, dass es ihnen leicht fällt, Freunde zu finden (81 Prozent), während die Selbstmordrate bei Jugendlichen zu den niedrigsten in den wohlhabenden Ländern gehört und weniger als ein Drittel derjenigen in den USA, Kanada, Australien oder Neuseeland beträgt.

Uwe Mauch

Über Uwe Mauch

Uwe Mauch, geboren 1966 in Wien, seit 1995 Redakteur beim KURIER, Autor lebensnaher Porträts und Reportagen sowie zahlreicher Bücher, unter anderem: "Unsere Nachbarn", "Wien und der Fußball", "Lokalmatadore", "In 80 Arbeitstagen um die Welt", "Stiege 8/Tür 7. Homestorys aus dem Wiener Gemeindebau", "Die Armen von Wien" (2016) sowie eines "Wien"- und eines "Zagreb"-Stadtführers.

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