So lernen Kinder, ihre guten Vorsätze in die Tat umzusetzen
Auch die Kleinsten haben sich fürs neue Jahr einiges vorgenommen - die Redaktion hat Vorsätze gesammelt.
Der 13-jährige Leo hat sich schon eines fix vorgenommen: Er will mit seinen Eltern weniger streiten. Ob das gelingt, hängt wohl nicht nur von ihm ab, wie Nicole Cerny, pädagogische Leiterin des SOS-Kinderdorfs in Niederösterreich, weiß.
Denn Verhaltensänderungen schafft man dann am besten, wenn man dabei unterstützt wird. Das gilt für Kinder und Jugendliche ganz besonders. Wobei Kinder andere "gute Vorsätze" für das neue Jahr haben als Jugendliche: "Kinder orientieren sich immer am Du – an der großen Schwester oder dem besten Freund. Wollen sie etwas ändern, bedeutet das meist, dass sie etwas können wollen, was der andere kann – eislaufen zum Beispiel."
Eltern können unterstützen, indem sie formulieren, welches Ziel sich das Kind als Nächstes setzen will. "Das kann bei einem Kindergartenkind sein, dass es sich alleine anzieht und dabei komplexere Aufgaben bewältigt wie eine Strumpfhose so anzuziehen, dass sie gut sitzt."
Doch bevor es an die Umsetzung geht, muss man erst einmal sehen, wo das Kind steht: "Da deckt sich die Selbstwahrnehmung oft nicht mit der Realität", weiß Cerny. Hier gelte es zu vermitteln, was der Bub oder das Mädchen tatsächlich schon beherrschen.
Sobald das geklärt ist, kann es losgehen: Es werden Teilschritte geplant, bevor das eigentliche Training beginnt. Das ist dann oft mit Frustration verbunden, wie man am Beispiel eislaufen gut sehen kann: "Das Kind fällt anfangs immer wieder hin. Hier können Eltern eine Stütze sein, indem sie schauen, dass das Kind zum Beispiel rechtzeitig eine Pause macht. Und sie sollten ihren Nachwuchs immer wieder ermutigen, wenn er hinfällt und ihm klarmachen, dass das anfangs völlig normal ist."
Bei Jugendlichen ist die Sache etwas anders – sie sind in ihrer Entwicklung weiter und wissen oft, wie sie gute Vorsätze in die Tat umsetzen. Sie haben meist andere Ziele, weil sie sich nicht nur am anderen orientieren und sich auch keine Ziele aufoktroyieren lassen, sondern eigene Verhaltensweisen reflektieren, die sie ändern wollen.
Klar formulieren
Damaris Benta, 14 Jahre
"Mein Ziel: Mehr lernen und bessere Noten schreiben. Und ich will mich besser organisieren"
Chelsea Schmelzer, 10 Jahre
"Mein Plan ist, regelmäßig mit der Mama Sport zu machen und mehr für die Schule zu lernen."
Mario Odobašić, 9 Jahre
"Ich möchte noch ein besserer Handballer werden. Dafür werde ich nächstes Jahr noch mehr trainieren."
Sebastijan Jerinic, 13 Jahre
"Ich wünsche mir, dass ich abnehme. Das will ich erreichen, indem ich weniger und gesünder esse."
Leonie Amann, 14 Jahre
"Um unabhängig zu sein, will ich arbeiten und eine Lehrstelle finden – und ich möchte auf andere achten."
Auch für Jugendliche ist der erste Schritt, ihr Vorhaben klar zu formulieren. Bei manchem kann das sein, dass er weniger am Handy spielt. Im zweiten Schritte überlegt sich der Jugendliche hier, wie er dieses Ziel erreicht. Ein Weg dahin kann sein, dass er sich zwei Mal in der Woche einen Termin fixiert, an dem er einen Freund trifft: "Das sind kognitive Abläufe, weil man hierfür einen konkreten Plan braucht. Das schaffen die meisten in der Vorpubertät, so zwischen zehn und zwölf Jahren", weiß Cerny.
Als dritten und letzten Schritt braucht es den Mut zum Scheitern. Denn wer lernt, wird immer wieder auf die Nase fallen. "Deshalb tun sich auch Jugendliche – und die meisten Erwachsenen – leichter, wenn sie jemanden an ihrer Seite haben, der ihnen hilft, dran zu bleiben und immer wieder weiterzumachen. Je besser das gelingt, dass sie bei diesem Prozess begleitet werden, desto eher bleien sie dran und erleben den Erfolg."
Dabei lernt der junge Mensch auch eine wichtige Lektion fürs Leben: "Wer die Erfahrung ein oder mehrere Male gemacht hat, dass er trotz Rückschlägen etwas erreicht, der wird auch bei anderen Krisen und Herausforderungen resilienter."
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