Tag der Erde

Was sind überhaupt nachhaltige Modemarken?

Wie es um Nachhaltigkeit in der Modebranche bestellt ist - plus Tipps für Marken, die man mit gutem Gewissen unterstützen kann.

Am 22. April feiern wir weltweit den "Tag der Erde". Bevor jetzt alle nach draußen stürzen, um einen Baum umarmen: Der Tag befasst sich mit weitaus ernsteren Problematiken. Die Geschichte des heutigen Tages reicht bis in die 1970er-Jahre zurück. 1970 wurde der Tag zum ersten Mal gefeiert, nachdem der Friedensaktivist das Konzept ein Jahr früher bei einer UNESCO-Konferenz vorgeschlagen hatte. Die Idee fruchtete besonders bei dem US-amerikanischen Senator Gaylord Nelson, der den Tag schließlich ins Leben rief. Die heute von der Organisation "Earth Day Network" organisierten Aktionen fanden bereits beim ersten Auftakt 1970 rund 20 Millionen aktivistische Beteiligte. 

Das Motto dieses Jahr: "Planet vs. Plastics". Einer der größten Verantwortlichen für die weltweite Produktion und Verarbeitung von Plastik ist mittlerweile die Modebranche. Laut Berichten bestehen rund 60 Prozent aller Stoffe aus Kunstfasern, vieles kommt aus dem Fast-Fashion-Bereich und genießt lediglich eine kurze Lebensdauer. Dabei ist die Fashion-Industrie für insgesamt 10 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. 

In dieser Geschichte: 

  • Ein Blick auf die Modeindustrie 2024
  • Wie sieht es in Österreich aus und was ist am nachhaltigsten?
  • Nachhaltige Modemarken in Österreich und Deutschland

Ein Blick auf die Modeindustrie 2024

Nimmt man die Modeindustrie unter die Lupe, kann man bei vielen der Anbieter wenigstens mehr Transparenz erkennen: Durch den Fashion Transparency Index konnte es seit dessen Einführung im Jahr 2017 gelingen, dass 86 Prozent der großen Modemarken ihren Offenlegungsgrad kontinuierlich um durchschnittlich fünfzehn Prozentpunkte und einige sogar um bis zu 54 % erhöht haben. Darunter befinden sich mittlerweile rund 250 Marken, wie beispielsweise Gucci. Der Gigant H&M erreichte laut dem Index 2023 ganze 71 Prozent. 

Auch beim Fashion Accountability Report 2024 sieht die Lage auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Bewertet wurden 52 Modemarken in den Kategorien Rückverfolgbarkeit, Löhne & Wohlbefinden, kommerzielle Praktiken, Rohstoffe, umweltbezogene Gerechtigkeit und Führung. Heuer war dabei die H&M-Group auf dem zweiten Platz, dafür landeten der chinesische Shein-KOnkurrent Temu und die Marke SKIMS von Star Kim Kardashian in den unteren zwei Rängen. Jetzt kommt das große "ABER": So gut die ersten Plätze bei diesem Ranking vermeintlich abschneiden, die besten Plätze blieben trotzdem bei einem Gesamtdurchschnitt von unter 40 Punkten von den insgesamt 150 zu erreichenden Punkten. Blickt man auf die Kategorien in puncto Nachhaltigkeit, so scheint ein Fazit noch ernüchternder: Der Durchschnitt der Marken erreichte bei Rohstoffen 3 von 20 und bei Umweltgerechtigkeit 5 von 42 Punkte.

Hier mehr lesen: Vorwürfe gegen Ökolabel von H&M und Zara

Fashion Accountability Report 2024

©Remake

Diese Ergebnisse bestätigen auch andere Berichte und Analysen über die Modeindustrie. Zwar hat sich in den letzten Jahren einiges verbessert, allerdings scheinen die Veränderungen lediglich wie Tropfen auf einem heißen Stein. Giganten wie H&M, Adidas, Uniqlo, Nike und Intitex (Mutterunternehmen von Zara) werden in Studien immer wieder dafür kritisiert, dass ihre Pläne zur Reduzierung ihrer Emissionen nicht überzeugend genug sind. 

Was ist am nachhaltigsten?

Auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind: In den letzten Jahren hat sich das weltweite Bewusstsein für nachhaltige Mode zusehends gesteigert. In Österreich gaben bei einer Umfrage über nachhaltige Mode 73 Prozent der Befragten an, dass sie entweder bereits mehr bezahlen für höhere Langlebigkeit und Einhaltung von Umweltstandards (30 %) oder zumindest dazu bereit sind (43 %). Weitaus nachhaltiger ist es allerdings, Kleidungsstücke in der Familie weiterzugeben oder sie im Secondhand-Shop zu kaufen. Auch hier steigerte sich das Interesse an Kleidung aus zweiter Hand in den letzten Jahren zusehends. 

Eine weitere gute Nachricht: Innovative Designer beschäftigen sich mittlerweile mit alternativen Materialien, aus denen man Kleidung herstellen kann. So auch das Start-up "Airpaq", das aus Abfällen der Autoindustrie modische Accessoires wie Rücksäcke oder Gürteltaschen herstellt. ➤ Hier mehr lesen: Rucksäcke, Fliegen, Einstecktücher: Auto-Abfälle als Accessoires

Andere Konzepte bieten Mode an, die man für einen gewissen Zeitraum mieten kann. Der Vorteil? Man kann verschiedene Dinge ausprobieren, ohne Gefahr zu laufen, dass man die Kleidung nur einmal trägt und sie dann irgendwann in der Altkleidersammlung landet. Wieder andere fokussieren sich auf vollkommene Transparenz, Wiederverwendung von Stoffresten und Altkleidern oder nachhaltig produzierte Produkte. Trotzdem bleibt die nachhaltigste Art des Konsums noch immer, sich gar nichts zu kaufen, sondern jedes Kleidungsstück so lange wie möglich zu tragen. 

Nachhaltige Modemarken in Österreich und Deutschland

Braucht man allerdings doch einmal Kleidung, tun viele Marken bereits etwas für unser Gewissen. Hier unsere Empfehlungen für nachhaltige Modelabel. 

Elke Freytag

Die Wiener Designerin eröffnete im Jahr 2009 ihren Laden im 7. Bezirk. Dort bietet sie Kleidung ganz nach dem Motto "Slow Fashion" und lässt die Stücke vor allem in kleineren österreichischen Schneidereien anfertigen. Die hochwertigen Stoffe kommen dabei aus den Restbeständen verschiedener Designer. 

Lindengasse 14, 1070 Wien; elkefreytag.com

Jan'n June

Das Hamburger Modelabel zeigt sich als Vorreiter in Sachen Transparenz. Jeder, der hier etwas bestellt, kann die Lieferkette der einzelnen Teile vollkommen nachvollziehen. Kein Wunder - zu verbergen hat das Label schließlich nichts. Die Stoffe bestehen aus türkischer Bio-Baumwolle, die Produktion findet auf nachhaltige Weise in europäischen Ländern wie Deutschland und Polen statt. 

jannjune.com

Wunderwerk 

Heiko Wunder, der früher bei großen Marken wie Esprit gearbeitet und die schlechten Produktionsbedingungen selbst miterlebt hat, liegen nachhaltige Produktionen besonders am Herzen. In der konventionellen Herstellung verbraucht eine Jeans beispielsweise zwischen 160 und 180 Litern Wasser mit einer Unmenge an Chemikalien. In seinem Wunderwerk wird die Jeans allerdings mit einer speziellen Waschtechnik behandelt und verbraucht so weniger als zehn Liter.

wunderwerk.com

Viktoria & Viktor

Ein 2018 kreiertes Label in Wien, bei dem sich Modedesignerin Viktoria Peschl einem Herzensprojekt gewidmet hat. Das Besondere dabei: Von der ersten Idee und Zeichnung bis zum letzten Schliff am Kleidungsstück entstehen alle Produkte ausschließlich in Wien. 

Stumpergasse 11, 1060 Wien; viktoriaundviktor.at

Weitere Beispiele für nachhaltige Modemarken:

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