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Was Mäuse beim Sex besser machen als der Mensch
Mäuse-Männer entpuppen sich als Tonkünstler beim Sex. Homo sapiens genießt auch mal still – oder setzt sein Stöhnen strategisch ein.
Da wäre ich gerne einmal Mäuschen: Diesen Gedanken hatte ich schon oft. Gerade so groß sein, um sich wo heimlich positionieren und etwas beobachten zu können, zugleich so klein, um als Voyeur nicht entdeckt zu werden.
Aber auch sonst scheint das Mäuseleben reizvoll, wie Forschende der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigen. Sie haben die Paarungsgeräusche von "Mus musculus" gemessen – der Hausmaus. Dass Mäusemänner vor und beim Vögeln wie Vögel tirilieren, ist länger bekannt, aber nicht, wie komplex diese Gesänge klingen.
Achtung: Wer jetzt im Haus umherschweifen möchte, um seine Hausmäuse bei ihrem Liebesleben zu belauschen, wird enttäuscht sein. Die Klänge sind für Menschen nicht wahrnehmbar, weil sie über 20 kHz liegen. Was insofern schade ist, als der Lust-Chor nicht nur intensiv, sondern variantenreich ist.
Er beginnt einige Zeit vor der eigentlichen Paarung, steigert sich und erreicht seinen Höhepunkt rund um den Orgasmus, konkret die Ejakulation des Mäusemanns, der sein kleines Glück nun in die Mäusewelt hineinsingt: Gekommen, um zu bleiben! Schließlich dient der ganze Spaß vor allem dem Erhalt der Mäusepopulation. Was auch schön ist: Dass die Weibchen und Männchen ihre Rufe bei der Paarung synchronisieren.
Zurück zum Menschen, der ja beim Sex auch nicht immer leise ist – wobei: kommt darauf an. Es gibt sie, die sehr Stillen, die ihre Lust eher geräuschlos leben – meist sind’s die Männer. Sie tragen nicht viel zum Koitus-Orchester bei, außer vielleicht mal ein Mmmja, Ohhh oder Hmmmm, während die Frauen mitunter die Tonleiter rauf- und runterwimmern, stöhnen und seufzen.
Der Vergleich macht jedenfalls sicher: Mäuse haben im Vergleich zu Menschen mehr drauf. Nicht nur klingt ihr Sex-Gesang besser, er ist vor allem ehrlich und echt. Während Homo sapiens das Gestöhne mitunter fakt, um etwas zu erreichen.
Ein hoher Prozentsatz der Frauen setzt das Stöhnen gezielt ein, um das Kommen des Partners zu beschleunigen. Was weniger ein Akt der Selbstlosigkeit ist als eine raffinierte Strategie, um Sex nicht weiter über sich ergehen lassen zu müssen. Die Gründe dafür: Ermüdung, Schmerz, Langeweile, Zeitdruck.
Forscher, die sich mit dem schönen Thema "Kopulationslaute" beschäftigt haben, kamen schon vor Jahren zum eher ernüchternden Schluss: Ein hoher Prozentsatz der Frauen setzt das Stöhnen gezielt ein, um das Kommen des Partners zu beschleunigen. Was weniger ein Akt der Selbstlosigkeit ist als eine raffinierte Strategie, um Sex nicht weiter über sich ergehen lassen zu müssen.
Die Gründe dafür: Ermüdung, Schmerz, Langeweile, Zeitdruck. Geilheitsgeräusche zu faken ist nicht schwierig, weil Pornos demonstrieren, wie Lust zu klingen hat. Während die Herren ein eher bescheidenes "Umpf" herauskriegen, das ihre Anstrengung oder unendlich kontrollierte Virilität unterstreichen soll, werden weibliche Pornostars dazu angehalten, sich die Seele aus dem Leib zu brüllen und zu stöhnen. Ein tönerner Einheitsbrei, der äußerst missverständlich und klischeehaft ist.
In Wirklichkeit klingt jeder Orgasmus anders – variantenreich, melodisch, spannend. Was eine digitale Plattform untermauert, die vor einigen Jahren von einem spanischen Sextoyhersteller ins Leben gerufen wurde, um mit falschen Vorstellungen aufzuräumen. Für eine "Orgasmus-Sound-Bibliothek" wurden Frauen, aber auch Männer, ermuntert, anonyme Tondateien ihres Höhepunkts hochzuladen, 15 bis 45 Sekunden lang.
Mittlerweile existieren Tausende Aufnahmen (vor allem von Frauen), wovon jede zugleich in ein künstlerisches Bild verwandelt und mit einem klingenden Namen betitelt wurde – etwa: "Denke an dich, wobei: Man weiß ja nie" oder, schlicht: "Sieben Schätze". Entstanden ist ein spannendes audio-visuelles Archiv, das zeigt: Lust ist so vielfältig wie die Menschen, die sie erleben.
Körpertöne.
Die bekannte Buchautorin und Tantra-Lehrerin Diana Richardson empfiehlt beim Akt ganz bewusst, Töne aus dem Körper aufsteigen zu lassen, um innere Empfindungen auszudrücken – "Ekstase und Freude". Wahrhaftig ausgedrückte sexuelle Laute würden echt klingen – so, dass man davon berührt wird, schreibt sie in ihrem Buch "Zeit für Liebe. Sex, Intimität und Ekstase in Beziehungen".
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