Frau hat Lust auf Sex

Kissenreiten Reloaded: Der neue Weg zu weiblicher Lust ohne Scham

Sieht harmlos aus, hat es aber in sich. Mit einer Mischung aus Ernst und Ironie bringt eine junge deutsche Designerin ein altes Tabu ins Gespräch – auf ganz neue Weise.

Inspirierende und erhellende Begegnung mit einem T-Shirt, besser: mit einer jungen Frau, die dieses T-Shirt trug. Aufschrift: „Entzück dich selbst“, rot auf weißem Grund. Ein Gedanke, der gefällt, daher meine neugierige Nachfrage, was da genau dahinterstecke.

Die Frau lachte. Angenehm und herzhaft. Aufgeklärt wurde ich, indem sie sich umdrehte, um mir die T-Shirt-Rückseite zu präsentieren. Wo Folgendes zu lesen war: „female masturbation is a feminist act“. Nun wurde mir die Geschichte zum Shirt erzählt und erfuhr dabei von Sanja Zündorf, Gründerin von „Entzück dich selbst“.

Auf ihrer Homepage schreibt sie, dass sie lange Zeit dachte, sie wäre die einzige Frau, die masturbiert, schließlich setzte sie sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinander. Dabei stellte sie fest, wie wenig Frauen über ihren Körper wissen – obwohl Selbstbefriedigung ein zentraler Aspekt der sexuellen Emanzipation ist.

Nicht nur das: sondern auch gut tut – als Element der sexuellen Gesundheit. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Thema „Der Einfluss patriarchaler Gesellschaftsstrukturen auf die weibliche Masturbation mit Sextoys“ befasst. Dabei fand sie heraus, wie viele Frauen sich für die Art, sich selbst zu beglücken, schämten – weil sie sich’s klassisch besorgten. Also nach Art des „Male Gaze“, des männlichen Blicks – heißt: am Rücken liegend, sich selbst penetrierend. Und was wird wiederum vergessen? Dass Frauen vor allem über die Stimulation der Klitoris kommen und nicht durch schlichtes Rein-Raus mit irgendwas. Penetration ist ein bisserl überschätzt. Relativ wenige Frauen räkeln sich perfekt gestylt im Seidenlaken und tun so, als wäre ein Mann in ihr, während daneben das Kerzenlicht flackert und es nach Ylang Ylang duftet. Sie reiben, rotieren, drücken und pressen.

Auch die bekannte Sexualforscherin Shere Hite konnte in ihren Studien zeigen, dass Frauen die klitorale Stimulation brauchen, um einen Orgasmus zu erreichen, das Eindringen stellt eher eine untergeordnete Rolle dar. Gelernt wurde (und wird) es bedauerlicherweise anders, was allerdings niemals an den Frauen lag, sondern – laut Hite – „an einer eingeschränkten, gesellschaftlichen Sichtweise auf die Funktion der weiblichen Sexualität“.

Tatsächlich beginnt die sexuelle Selbstentdeckung in jungen Jahren oftmals mit einem Polster oder einer Decke. Reibung heißt das diskrete Vergnügen. Im Idealfall wird auch später damit experimentiert und das Spiel variiert. Heißt: Man entwickelt immer mehr Feingefühl für seinen Körper und das, was er mag. 

Tatsächlich beginnt die sexuelle Selbstentdeckung in jungen Jahren oftmals mit einem Polster oder einer Decke. Reibung heißt das diskrete Vergnügen. Im Idealfall wird auch später damit experimentiert und das Spiel variiert. Heißt: Man entwickelt immer mehr Feingefühl für seinen Körper und das, was er mag. Viele lieben kreisende Bewegungen, rhythmisches Drücken – gerne mit Kissen zwischen den Beinen. Also erfand Zündorf eine Kollektion an Toys, die exakt zu diesen Bedürfnissen passen, allem voran einen textilen „Masturbationssattel“ zum Kissenreiten, bei 30 Grad in der Maschine waschbar, fair in Deutschland gefertigt und patentiert. Für ihr Label wurde Zündorf im Jahr 2024 sogar ausgezeichnet – als Kultur- und Kreativpilotin Deutschlands. Ein Kissen mit Mission also, abseits der guten, alten Missionarsstellung. Ohne Scham, aber mit Stil. Die textile Liebeserklärung an weibliche Lust. Etwa Modell „JANA – komm vorbei“. 

Produktbeschreibung: „Ein Sattel, der um Kissen, Decken (oder alles andere, das du schon immer mal reiten wolltest) gespannt werden kann … Handgenäht in Berlin.“ Fesch, praktisch und durchaus auch als Nackenkissen brauchbar. Wie’s geht? Einfach. Mit Bewegungen, in die Hüfte und Becken involviert sind. Wer dazu noch das (ebenfalls erhältliche) Kapperl mit der Aufschrift „Big Clit Energy“ besitzt, reitet in den Sonnenaufgang.

Musik und Sex

Ein wissenschaftliches Experiment bei den diesjährigen Dresdner Musikfestspielen belegt die Wirkung eines Konzerterlebnisses auf den Körper. Die Untersuchung beim Abend der Reihe „Sound & Science“ zeigte, dass das gemeinsame Spielen und Hören von Live-Musik das „Kuschelhormon“ Oxytocin  enorm ansteigen lässt. Musik scheint  besser als Küsse oder Sex, hieß es.  Am besten, beides wird kombiniert. 

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