Was tun, wenn der Partner heimlich tindert? Tipps von einer Psychologin

"Vergleichende Studien, ob die Menschen heute mehr fremdgehen als früher, gibt es nicht", betont sie. Was sich aber sagen lässt, ist, dass es durch Online-Plattformen wie Tinder und Co, einfacher geworden ist, andere Menschen kennenzulernen.

"Früher war es wesentlich schwieriger, mit möglichen Fremdgeh-Partnern in Kontakt zu treten. Es war auch aus rechtlichen und existenziellen Gründen ein Problem. Man muss sich vorstellen: Bis vor Kurzem hat sich im Falle einer Scheidung noch die Schuldfrage gestellt. Wenn herauskam, dass einer der Ehepartner fremdgegangen ist, gab es keine Zahlungen mehr." Die Scheidungsrate sei heute auch wesentlich höher, der Hauptgrund dafür ist passenderweise das Fremdgehen.

Gründe fürs Fremdgehen 

Warum die Menschen untreu werden, hat unterschiedliche Gründe: "Es gibt das Fremdgehen aus einem emotionalen Bedürfnis heraus. Das sind diejenigen, die in ihrer bestehenden Beziehung oder Ehe 'nicht besonders glücklich sind' bzw. das Gefühl haben, dass ihnen 'etwas fehlt.' Ihnen geht es darum, zu erfahren, was es noch auf dem Markt gibt und wie man bei anderen Leuten ankommt. Und es gibt diejenigen, die aus reiner Lust nach einem neuen Partner suchen. Da ist der Kick-Gedanke vorherrschend."

Was tun, wenn der Partner auf Tinder aktiv ist?

Erwischt man seinem Partner dabei, rät die Psychologin, es anzusprechen. Denn als Betroffener kann man schwer abschätzen, ob der andere sich "nur" umschauen will. "Man rätselt über Fragen wie: Wie weit ist es schon? Haben schon Treffen stattgefunden?"

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Im nächsten Schritt geht es darum, herauszufinden, was die Ursache ist. "Ist es etwas, was aus der Beziehung heraus entstanden ist? Ist es ein emotionales Bedürfnis, was in der Beziehung zu kurz gekommen ist? Sucht der Partner womöglich nach diesem Bedürfnis bei jemand anderen? Oder geht es nur darum, zu erfahren, wie man auf andere wirkt?"

Die Reaktionen der Betroffenen

Wie die Betroffenen darauf reagieren, ist unterschiedlich. Wirklich begeistert sei aber niemand. Besonders schwierig sei es für jene, die sich mit Dating-Plattformen nicht auskennen. Denn sie wissen nicht, welche Menschen bei dieser Dating-App angemeldet sind, wie die Plattform funktioniert etc.  "Es dauert länger, eine konstruktive Brücke aufzubauen", sagt Raheb-Moranjkic. Bei Partnern, die auf Augenhöhe sind, funktioniert das meist besser.

Wenn es nur darum geht, "sich mal umzuschauen" – ganz nach dem Motto: "Appetit hole ich mir woanders, aber gegessen wird zu Hause" – wird das manchmal besser angenommen. Und das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten. Zu erfahren, dass man noch immer anziehend auf andere Leute wirkt, kann sich sogar positiv auf die eigene Beziehung auswirken: "Manche Menschen gewinnen dadurch eine sexuelle Energie." Andere Menschen wieder können auch mit dem Kick-Gedanken nichts angefangen. "Meistens ist das dann das Beziehungsende."

Steckt ein emotionales Bedürfnis dahinter, wird es noch etwas komplizierter. In dem Fall sollte man sich fragen: Ist es schon ein Vorfühlen, wie es wäre, wenn ich Single wäre? Wenn ja, sollte man sich überlegen: Was will ich eigentlich von der Beziehung?