Mutter streitet mit Tochter

Hilfe! Meine Mutter hat einen neuen Freund: Was soll ich tun?

Warum tun sich auch Erwachsene oft schwer damit, den neuen Partner ihrer Mutter zu akzeptieren? Eine Therapeutin erklärt.

Wenn die Mutter plötzlich einen neuen Mann an ihrer Seite hat, ist das oft schwierig zu begreifen. Auch für das bereits erwachsene KindAber warum ist das so? Einen anderen Menschen zu lieben und mit der Person regelmäßig Zeit zu verbringen, ist doch eigentlich etwas Schönes. Oder soll die Mama etwa bis an ihr Lebensende Single bleiben?  

Was euch in dieser Geschichte erwartet:

  • Wie gehe ich als erwachsenes Kind mit dieser Eifersucht um?
  • Wie teile ich meinem erwachsenen Kind mit, dass ich wieder vergeben bin?
  • Was tun, wenn man erwachsenes Kind meinen Partner nicht kennenlernen will?

freizeit hat die klinische Psychologin Ida Raheb-Moranjkic zu dem Thema befragt: "Von den erwachsenen Kindern wird der neue Lebensabschnitt der Mutter meist missinterpretiert. Es entsteht der Eindruck, die Mutter hätte das alte Leben einfach vergessen. Das liegt oft daran, dass man die Situation als Tochter oder Sohn auch im Erwachsenen-Alter durch eine Kind-Perspektive sieht." 

Wie gehe ich mit dieser Eifersucht um? 

Aber wie kann man mit dieser "Eifersucht" umgehen? "Der erste Schritt ist, dass man sich bewusst macht, dass die Rolle des Kindes niemand ersetzen kann. Es kann zwar viele Partner geben, aber nur ein einziges Kind. Genauso umgekehrt: Ich kann viele Freundinnen haben, aber letztlich gibt es nur eine einzige Mutter. Was es auch zu unterscheiden gilt: Das eine ist die Beziehung zu meiner Mutter als Elternteil und das andere eine Liebesbeziehung zwischen der Mutter und ihrem Partner. Diesen gesunden Gedanken sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen."

Problematisch sei es dann, wenn man sich als Sohn oder Tochter als eine Art Partner-Ersatz der Mutter sieht: "Wenn einem das auffällt, empfiehlt es sich, therapeutisch zu arbeiten."

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Umgekehrt sollte das auch der Mutter bewusst sein: "Man sollte sich mit Details aus der neuen Beziehung zunächst zurückhalten. Es ist nicht ratsam, die Dinge seinem Kind so zu schildern, wie man es einer Freundin oder einem Freund mitteilen würde.“ Sollte das der Mutter nicht klar sein, kann man ruhig darauf aufmerksam machen, zum Beispiel mit den Worten: "Mama, ich bin froh, dass du einen neuen Partner an deiner Seite hast. Ich bin auch dankbar, dass du diese Information mit mir geteilt hast, aber für sämtliche Details bin ich nicht bereit."

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Wie sage ich meinem erwachsenen Kind, dass ich einen neuen Partner habe?

Grundsätzlich sei es für die Mutter empfehlenswert, die Beziehung erst dann zu vermelden, wenn es mit dem neuen Partner ernst wird. "Man kann ruhig eine Zeit lang damit warten, vor allem dann, wenn man den Eindruck hat, der Sohn oder die Tochter könnte zögerlich reagieren. Das zeigt auch eine gewisse Wertschätzung dem Kind gegenüber und macht deutlich: Der neue Mann an der Seite meiner Mutter ist nicht der Erstbeste."

Auch das erste Kennenlernen zwischen Tochter oder Sohn und dem neuen Partner sollte durchdacht sein: "Das kann man auf einer rein sachlichen Ebene einleiten. Die Mama könnte ihrem Kind sagen: 'Es wäre mir wichtig, wenn ihr zwei euch auch persönlich kennenlernt. Könntest du dir das vorstellen? Wenn ja, in welchem Kontext? Ist dir das lieber hier zu Hause oder lieber an einem neutraleren Ort?‘ Man kann gerne auch erwähnen, dass man es sich wünschen würde." Druck sollte man besser keinen machen. Es sei besser zu sagen: "Du musst jetzt keine Entscheidung treffen, wir müssen uns auch kein fixes Datum ausmachen. Lass dir das erstmal durch den Kopf gehen.“

Was tun, wenn mein Kind meinen Partner nicht kennenlernen will?

Zieht sich diese Situation über Jahre hinweg und das erwachsene Kind möchte den neuen Partner nie kennenlernen, ist es ratsam, gemeinsam eine Therapie zu besuchen. "Unter therapeutischer Anleitung könnte man sich dann anschauen: Woher kommt diese Blockade? Möglicherweise sind hier ganz andere Themen zwischen Mutter und Tochter bzw. Sohn, die man bisher nicht verarbeitet hat, relevant." In diesem Fall sollte zudem die Frage geklärt werden: Warum ist es für die Tochter oder den Sohn so schwierig, dass ein neuer Mann an der Seite der Mutter ist?

Manchmal nehmen Mütter solche Probleme zum Anlass, um aus Liebe zu dem Kind ihre sehr gut funktionierende Beziehung sogar aufzugeben. Das sei allerdings keine Lösung, betont die Expertin. Im Gegenteil: "Damit wird der gemeinsame Rucksack von Mutter und Tochter bzw. Sohn noch mehr befüllt." 

Liisa Mikkola

Über Liisa Mikkola

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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